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  7. Fohlen erhalten einen "Brand" und damit ihren "Personalausweis"

Alle Jahre wieder findet auf dem Calbenser Heger das "Fohlenbrennen" statt Fohlen erhalten einen "Brand" und damit ihren "Personalausweis"

Von Thomas Linßner 30.06.2011, 06:35

Vor wenigen Tagen fand die traditionelle Stutbucheintragung auf dem Calbenser Heger statt. Dabei erhalten die diesjährigen Fohlen ihr Brandzeichen. Diese Initiative wurde vor knapp 30 Jahren in Trabitz begründet, später im Hohendorfer Busch und auf den Saalewiesen fortgeführt. Nachdem der Calbenser Kurt Mädge die Organisation aus Altersgründen abgab, liegt die Veranstaltung nun in den Händen von Torsten Breitmeier.

Calbe. Über den Reitplatz am Heger fliegen bei Veranstaltungen wie dieser Satzfragmente durch den schönen Sommertag wie: "Sie ist breit und tief genug, ihr Becken ist horizontal, sie hat ein deutlich gewinkeltes Hinterbein und ein kräftiges Fundament". Wer so spricht, bewertet die Saugfohlen in einer Fachsprache, die alle Anwesenden verstehen.

Viel Geschick, weil sich Fohlen erschrecken

Doch zuvor muss sich der Pferdenachwuchs einer Prozedur unterziehen, die unumgänglich ist. Es werden Brandzeichen gesetzt.

Früher geschah das am Hals. Nach Protest des Tierschutzvereins erfolgt der Brand seit Anfang der 90er Jahre am Oberschenkel. Dabei müssen Helfer und Brenner viel Geschick beweisen, weil die Pferde beim Brand erschreckt zurück weichen. Das Brandzeichen könnte verwackelt werden, was unschön aussieht.

Es ist ein Dokument, das die Pferde ein Leben lang begleitet, egal, ob sie nun in die Zucht gehen oder als Sportpferde eingesetzt werden. Ein Personalausweis, sozusagen.

Die Fohlen werden nur in Begleitung der Mutter akzeptiert. Damit soll die falsche Vorspiegelung der Herkunft unterbunden werden. Man erkennt nämlich deutlich, dass eine Stute nur ihr eigenes Saugfohlen neben sich duldet. Erfolgt das Brennen und damit die Identifikation später, müsste ein Gentest beigebracht werden, um die Zuchtlinie klar nachzuweisen.

Und das kostet.

Stuten und Fohlen kommen nicht nur aus Calbe, sondern auch aus den benachbarten Landkreisen. Saugfohlen, also in diesem Jahr geborene Pferdekinder, erhielten das traditionelle Brandzeichen des Pferdezuchtsverbandes Sachsen-Anhalt: ein Rad mit darüberliegender fünfzackiger Krone.

Die Leitung der Bewertungskommission obliegt dem Pferdezuchtverband. Ihm zur Seite stehen erfahrene Pferdezüchter, die bei der Vermessung der Ponys und Pferde sowie bei deren Bewertung helfen.

Nicht nur Pferde, auch Züchter sind auf Trab

Als erstes werden Widerristhöhe und "Röhrbeinumfang" bei den Zuchtstuten gemessen. Hier sind die Unterschiede zwischen den kleinsten und den größten Pferden schon recht deutlich. Das veranschaulicht beispielsweise die Widerristhöhe (höchster Punkt des vorderen Teiles des Rückens). Sie beträgt bei den Mini-Shetlandponys maximal 87 Zentimeter, liegt beim Haflinger und beim Deutschen Reitpony zwischen 138 und 148 Zentimeter und erreicht beim Sachsen-Anhaltischen Warmblut 160 bis 170 Zentimeter.

Die Besitzer der besten Stuten haben die Möglichkeit, auf nachfolgenden Championatsschauen Tiere nochmals vorzustellen. Bei dieser Bewertung kommt nicht nur das Pferd in Trab, sondern auch dessen Züchter, der es im schweißtreibenden Laufschritt vorführt.