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18. Elbe-Saale-Camp gestern in Barby eröffnet / Dr. Ernst Paul Dörfler : "Die Elbe braucht jeden Tag ihre Retter"

Von Kathleen Radunsky-Neumann 26.07.2010, 06:50

In seine 18. Auflage ist gestern das Elbe-Saale-Camp in Barby gestartet. Außergewöhnlich in diesem Jahr war die Eröffnung, denn Flussschwimmer machten in den 23 Grad warmen Fluten deutlich, wie einzigartig die Natur in den Flusslandschaften ist. Die politische Kulturwoche steht in diesem Jahr unter dem Motto " Einflussna ( h ) me ".

Barby. Nein, es war nicht das Ungeheuer von Loch Ness, das gestern in Barby der Elbe entstieg. Eine Seltenheit und besonders war es trotzdem, als die Flussschwimmer Claus Rainer Wolter und Torsten Kettriz gestern gemeinsam mit rund 20 weiteren Badelustigen aus den Fluten der Elbe stiegen. Sie haben mit ihrem sportlichen Engagement für eine außergewöhnliche Eröffnung des Elbe-Saale-Camps gesorgt, das gestern in seine nunmehr 18. Auflage gestartet ist.

" Ihr habt auf unser Anliegen den Fokus gelenkt ", bedankte sich Organisatorin Jutta Röseler bei den Flussschwimmern, die zuvor für jede Menge Gewusel entlang der Elbe gesorgt hatten. Selbst die Fähre durfte eine Weile lang nicht pendeln. Den Schwimmern war das für den Moment inmitten der 23 Grad warmen Elbe sichtlich egal gewesen. So auch Angela Stephan, Sprecherin der Bürgerinitiative pro Elbe aus Magdeburg. Seit 2000 engagiert sie sich für das Camp. Das Mitschwimmen in der Elbe war für sie selbstverständlich. " Es ist ein sagenhaftes Gefühl ", beschrieb sie die wenigen hundert Meter, die sie ab der Saalemündung zurückgelegt hatte. Ob " nur " von der Saalemündung oder von Halle, mit Applaus wurden alle begrüßt, als sie am Fuße des Camps aus den Fluten stiegen.

Für Ausruhen blieb nicht viel Zeit. Jutta Röseler trommelte alle zusammen, als es galt, das Camp vom Elbe-Saale-Aktionsbündnis und dem Verein Flußregenpfeifer im Festzelt offiziell zu eröffnen. Neben Ernst Paul Dörfler, der vor 18 Jahren zu den Initiatoren des Camps zählte, waren auch die Bundestagsabgeordneten Burkhard Lischka ( SPD ) und Valerie Wilms ( Grüne ) gekommen. Beide bezogen Stellung und sprachen den Aktiven Mut zu, weiter nicht müde zu werden im Kampf gegen den Ausbau von Elbe und Saale. Das passte auch zu dem Thema " Einflussna ( h ) me ", das sich das Camp 2010 gestellt hat. " Mit Mut zur Umkehr möchten wir unsere Einflussnahme geltend machen ", erklärte Jutta Röseler. Dem Aktionsbündnis nach sollte mit den Erkenntnissen aus der Vergangenheit in eine Zukunft im Einklang mit der Natur gestartet werden.

Derweil machte Jutta Röseler mehr als deutlich, dass sie hofft, mit dem 19. Camp im kommenden Jahr endlich einen Schlussstrich ziehen zu können. " Es muss hier ein Ende finden ", sagte die 52-Jährige, die es sich nicht verkneifen konnte, ein wenig sarkastisch darauf hinzuweisen, dass " das Bundesverkehrsministerium

wie in den Jahren zuvor für den am Donnerstag geplanten Polittalk abgesagt hat ". Doch davon wollte sie wiederum nicht das Gelingen der politischen Kulturwoche in Barby abhängig machen. Lieber konzentrierten sich die Gäste und Campteilnehmer auf die anschließende Exkursion zum Umweltzentrum Ronney, die Ernst Paul Dörfler führte.

Angefangen an dem historischen Ort, wo bis in die 1960 er Jahre die Schiffswerft in Barby stand, machte der Flusskämpfer seine Wegbegleiter aufmerksam auf die Dinge, Tiere und Pflanzen, die die Menschen seiner Meinung nach sonst vielleicht nicht im Blick haben. " Alles das, was mit der Elbe zu tun hat und an der Elbe lebt, ist es wert, sie kennenzulernen ", sagte Dörfler. " Je mehr man weiß über die Elbe, umso stärker ist die Beziehung zu ihr ", nannte er das Anliegen, dass er mit seinem Engagement verfolgt. " Sie können also schon sagen, ich will die Menschen mit der Elbe verkuppeln ", deutete der bekennende Elbe-Liebhaber seine eigenen Aussagen.

Schließlich gab Dörfler zu : " Die Elbe ist mein Fluss, ich habe ihr mein Herz geschenkt. " Vielleicht ein Grund dafür, dass sich der Gegner des Saalekanals seit 18 Jahren kontinuierlich für das Camp und dessen Gründungsidee einsetzt. " Ich bin nicht müde geworden, weil die Elbe nicht müde wird. Sie braucht jeden Tag ihre Retter. " Ist Ernst Paul Dörfler erst einmal ins Schwelgen geraten, so sprudelt seine Liebeserklärung an die Elbe regelrecht aus ihm heraus : " Die Elbe ist eine Energiequelle. Hier kann der Mensch seine Sorgen abwerfen und der Fluss nimmt sie weg und schenkt im Gegenzug sogar noch Kraft. So erlebe ich die Elbe. "

Doch nicht nur emotional lässt sich der Fluss erleben, das weiß auch Dörfler. Baden und Angeln in der Elbe seien genauso attraktiv wie der Elberadweg, der mit Fahrrad, Inline-Skates oder zu Fuß erkundet werden könnte. In diesem Zusammenhang betonte er auch, dass er sich um die Zukunft des Aktionsbündnisses und des Elbe-Saale-Camps wenig Sorgen mache. " Ich denke, die Menschen werden nicht wegsehen. Immer mehr entdecken die Elbe für sich ", sagte der Aktivist und äußerte insofern Bedauern über das bisherige Kämpfen gegen den Saalekanal : " Die Zeit, die wir nun schon investiert haben, hätten wir besser für unsere Region nutzen können. Denn so hätten wir das Image fördern können. "