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Museologe Hansjürgen Müllerott stellt These auf, dass Egeln bereits 150 n. Chr. in einer Karte verzeichnet ist Sieben Indizien für "Argelias" Geschichte

Von Nadja Bergling 15.05.2010, 05:18

Ist Egeln die älteste Stadt Mitteldeutschlands? Geht es nach dem Museologen Hansjürgen Müllerott aus Arnstadt könnte das durchaus möglich sein. Denn auf einer Landkarte aus dem Jahr 150 nach Christus hat Müllerott möglicherweise Egeln entdeckt. Sieben Indizien dafür stellt er den Egelnern und anderen Interessierten vor. Teils skeptisch reagierte man in der Bodestadt darauf.

Egeln. Dass schon 6000 Jahre vor Christus Geburt Menschen in der Gegend um Egeln lebten, lässt sich anhand von vielen Funden belegen. Doch der Museologe Hansjürgen Müllerot aus Arnstadt stellt die These auf, dass bereits 150 nach Christus Egeln in einer Karte verzeichnet ist. Bisher war man von einer Ersterwähnung im Jahr 941 ausgegangen.

Müllerott, der einige Jahre Leiter des Museums in Egeln war, stieß bei Recherchen auf eine Karte. In dieser "Geografiké hyfegésis", die um 150 n.Chr. von Klaudios Ptolemaios gezeichnet wurde, gibt es mit Koordinaten versehene geographische Angaben, die graphisch umsetzbar sind. In dieser überlieferten Karte sind nach heutigen Erkenntnissen neben dem Thüringer Wald, Hessen und auch der Harz eingezeichnet. "Am Fuß des Harzes (Melibokon öros heißt er in der Karte) fällt Argelia auf", erklärt Hansjürgen Müllerot. Und dabei soll es sich eben um Egeln handeln.

Aus dem Mittelmeergebiet kommend, führte ein alter Süd-Nord-Fernhandelsweg von Würzburg über Steinsberg, die Alteburg und ist erst wieder in Argelia fassbar.

Beste Möglichkeit zur Querung der Sümpfe

Der griechische Astrologe Ptolemaios, der um 90 bis 160 n. Chr. lebte, habe, so Müllerott, in seiner Karte eben genau so einen Handelsweg eingezeichnet. "Er war wohl selber nie vor Ort, sondern hat mit Hilfe von Aufzeichnungen und nach Berichten der Händler diese Karte gezeichnet", so Müllerott weiter. Dabei handele es sich nicht um eine Landkarte, wie man sie heute kennt. Sie ist ungenauer, da sie nach einer ganz anderen Methode gezeichnet wurde.

Sieben Indizien hat der Museologe dafür gefunden, dass es sich bei Argelia um Egeln handelt. Zum einen stimmt der Ortsname Egeln mit dem Namen des Schäfergrabens, einem Nebenfluss der Bode, überein. Dieser hieß früher Ehle oder auch Egel. "Durch Abschriften, in denen sich Fehler einschleichen oder die Abschreiber auch ihren Dialekt einbringen, gibt es auch mehrere Schreibweisen. So gibt es unter anderem Aregelia, Aregeoviu, Argeliu oder Areletia", macht Müllerott aufmerksam. Im Keltischen bedeuten Are-late bei dem Sumpf, auch aus dem Gallischen kann man Arelate mit Sumpf übersetzen. Geht man davon aus, dass Egeln in den Auen beiderseits der Bode die günstigste Möglichkeit zur Querung der vorhandenen Sümpfe in der Bodeaue bot, ist es gut möglich, dass der Name Argelia vom sumpfigen Gebiet abgeleitet wurde. "Nach modernsten Messungen liegt Egeln etwa einen Meter höher als andere Orte. Hier konnte man also offenbar trockenen Fußes zur Bode gelangen", so Müllerott.

Ein weiteres Indiz dafür, dass es sich bei Argelia um Egeln handelt, ist die Lokalisierung des Thüringer Waldes und des Harzes in der Karte von Ptolemaios durch Reinhard Spehr vom Museum für Vorgeschichte in Dresden", erklärt der Museologe. Außerdem weise die Platzierung des Ortsnamens am Randes des Harzes westlich der Elbe auf Egeln hin. Das vierte Indiz für Müllerott ist die Ableitung des Ortsnamen Argelia aus dem Keltischen beziehungsweise Gallischen. Egeln stand unter keltischem Einfluss.

Die Besiedlung des Raumes Egeln, Wolmirsleben und Westeregeln von der Band- keramik bis heute (ab 5450 v. Chr.) verbunden mit einer beispielgebenden klar umgrenzten Siedlungskonzentration in diesem Raum könne außerdem beweisen, dass Ptolemaios schon 150 n. Chr. den Raum Egeln in seine Karte einzeichnete. Außerdem kann Hansjürgen Müllerott erläutern, dass die Karte des Ptolemaios um 150 n. Chr. die Verhältnisse der Oppida-Kultur (Oppida ist eine stadtähnliche Höhensiedlung) der Latènezeit wiederspiegelt, da sich Müllerott selbst mit der Zeichnung von Landkarten beschäftigt. Müllerott zeichnete Karten für Mittelasien, Sibirien und Tibet.

Müllerott überzeugt von seiner These

"Es erübrigen sich auch die Auffassungen, dass Argelia bei Torgau, bei Dresden, an der Mündung der Saale in die Elbe, bei Arten, an der Mulde oder Elster zu suchen ist, da bereits mehrere Professoren, Doktoren und Museologen den Thüringer Wald und den Harz auf Ptolemaios Karte lokalisiert haben", so Müllerot. Auch die Behauptung, dass es sich bei Argelia nicht um Egeln, sondern um eine Wüstung bei Halberstadt handele, könne er ausschließen, da es bei Halberstadt nicht annährend so viele Funde, wie in Egeln gibt.

Hansjürgen Müllerott war auf Argelia gestoßen, als er auf der Karte des Ptolemaios die Alteburg bei Arnstadt gesucht hat. Müllerott ist überzeugt, dass es sich bei Argelia um Egeln, beziehungsweise um den Egelner Raum handelt.