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Gesundheits- und Sozialausschuss des Kreistages berät Vorlage Neue Notarztstruktur des Kreises in der Kritik

Von René Kiel 29.04.2010, 06:49

Die von der Landkreisverwaltung geplante Streichung der Notarztstandorte Staßfurt und Egeln sorgte am Dienstagnachmittag auch in der Sitzung des Gesundheits- und Sozialausschusses des Kreistages in der Arge in Staßfurt für Diskussionen. Dort konnte sich Dr. Manfred Püchel ( SPD ) mit seinem Antrag, beide Standorte wie bisher weiter zu nutzen, nicht durchsetzen.

Staßfurt. Für Püchels Vorstoß votierten nur vier Ausschussmitglieder, fünf, darunter auch Staßfurts Ex-Stadtratschef Dr. Ernst Scholze ( CDU ), stimmten dagegen.

Der Antrag von Ausschusschef Ralf-Peter Schmidt ( Die Linke ), die Vorlage aufgrund des fehlenden Zeitdrucks noch einmal an die Verwaltung zurück zu verweisen, damit diese unter Wahrung des status quo für Staßfurt und Egeln Alternativvorschläge unterbreiten kann, gelangte nicht zur Abstimmung.

Püchel hatte das neue Modell zuvor kritisiert : " Die Nachricht ist in Egeln wie eine Bombe eingeschlagen. Und das Schlimme ist, es wird nicht billiger, sondern teurer und für viele Orte der Region Staßfurt-Egeln verschlechtern sich die Hilfsfristen massiv. "

Dabei sei die geplante Entwicklung auf dem Verkehrsflughafen Cochstedt, wo bald der Passagierverkehr aufgenommen werden soll und spätestens ab dem kommenden Jahr mindestens drei große Maschinen pro Woche landen sollen, völlig unberücksichtigt geblieben.

Das Gleiche gelte für die Bundesstraße 81, die bald von Magdeburg bis nach Egeln vierspurig sein und damit auch ein höheres Gefahrenpotenzial aufweisen werde.

Püchel begrüßte, dass sich im Raum Egeln niedergelassene Ärzte am Rettungsdienst beteiligen. Die Nutzung des dortigen Behandlungsraumes durch die Notärzte habe zu Kosteneinsparungen geführt, weil nicht alle Patienten unbedingt in das Krankenhaus eingeliefert werden mussten.

" Wir verbürgen uns für die Zeiten "

" Wir wären niemals vom Bördekreis gebeten worden, mit dem Notarzt bis nach Kroppenstedt zu fahren, wenn wir die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Hilfsfristen nicht einhalten würden ", betonte Landkreis-Dezernentin Reingard Stephan und fügte hinzu : " Wir verbürgen uns für die Zeiten. Die müssen wir notfalls vor dem Staatsanwalt nachweisen !"

Klarheit, was die Hilfsfristen anbelangt, habe ein vom ehemaligen Landkreis Aschersleben-Staßfurt in Auftrag gegebenes Gutachten gebracht, sagte Stephan. Demnach könne nach der Alarmierung eine Einarbeitungszeit von zwei Minuten berücksichtigt werden, so dass der Rettungstransportwagen mit den Sanitätern in zehn Minuten und der Notarzt in 18 Minuten beim Patienten sein müsse.

Stephans Worten zufolge seien im vergangenen Jahr die Rettungswachen den neuen Gegebenheiten der Kreisgebietsreform angepasst worden. Damals habe man den Standort Biere nach Sachsendorf verlegt. Das gleiche sei mit dem Notarztstandort Unseburg passiert, der in das ehemalige Feuerwehrdepot nach Atzendorf umzog.

Zum 1. Januar 2011 soll der Notarztstandort Atzendorf, der wochentags von 7 bis 19 Uhr besetzt ist, auf den 24-Stunden-Betrieb umgestellt werden. Damit werden die Standorte Staßfurt und Egeln, die die übrige Dienstzeit absichern, nicht mehr benötigt. Aber auch in Calbe sollen die Notfallmediziner ab dem kommenden Jahr rund um die Uhr in Bereitschaft sein.

Durch die Neuorganisation sei es möglich, jährlich rund 19 300 Leerkilometer einzusparen, weil ein Umsetzen der Fahrzeuge nicht mehr nötig sei, sagte die Ressortchefin.

Weil der Salzlandkreis mit seinen Plänen nachweisen konnte, dass er seinen Beitrag zu einem effizienten und wirtschaftlichen Rettungsdienst leiste, sei ihm von den Krankenkassen eine Kostensteigerung um zirka 700 000 Euro zuerkannt worden. Zugleich sei es möglich, damit insgesamt 17 Vollzeit-Stellen zu schaffen und die Technik bedeutend länger vorzuhalten.

Die von mehreren Abgeordneten aufgeworfene Frage, wie das zusammenpasse, dass man mit der Schließung der Standorte Staßfurt und Egeln massiv spare, am Ende aber bedeutend mehr Geld für den Rettungsdienst ausgebe, ließ Stephan unbeantwortet.

Wenn alle Notärzte im Einsatz sind, werde die Rettungsleitstelle einen Rettungshubschrauber anfordern, hieß es während der Sitzung ..