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Es " rumort " im Altbergbau wieder häufiger / Gerhard Jost vom Landesamt für Geologie und Bergwesen : Der Winter hinterlässt tiefe Spuren

Von Falk Rockmann 08.04.2010, 06:53

Tagesbrüche beschäftigen die Mitarbeiter des Landesamtes für Geologie und Bergwesen ( LAGB ) Sachsen-Anhalt momentan nicht nur in Bernburg. Rund 50 Mal wurde die Behörde dieser Tage landesweit gerufen. " Es tut sich ganz schön was im Moment. Eine Häufung beobachten wir im Umfeld von Aschersleben über alten Braunkohle- und Werkstein-Tiefbauen ", berichtet der für den Altbergbau zuständige Dezernatsleiter Gerhard Jost in der LAGBAußenstelle nach Rücksprache mit dem Pressesprecher.

Neustaßfurt. Dass es nach diesem Winter wieder viel zu tun geben würde in Sachen Tagesbruchgeschehen, damit hatte man gerechnet. " Nach langen Wintern mit viel Schnee und einem langsamen Durchnässen der oberen Schichten brechen Hohlräume oft zusammen ", erklärt Gerhard Jost den jahreszeitlichen Zusammenhang solcher Ereignisse. Allein nach dem Hochwasserjahr 2002 registrierte die Behörde 365 Tagesbrüche in ganz Sachsen-Anhalt. " Da lässt ganz einfach die Kohäsion nach – die Kraft, die die, Körner ‘ zusammenhält ", vertieft Jost.

Vor wenigen Wochen wurden zwei Tagesbrüche in der Nähe von Wolmirsleben gemeldet. Auch bei Hakeborn in der Egelner Mulde waren es wieder etliche. " Diese, Klassiker ‘ auf Feldern sind im Durchmesser etwa zwei bis drei Meter groß und auch genauso tief ", so der Dezernatsleiter. " Wir kennen die Flächen dort, wo der Braunkohlebergbau umgegangen ist. Auch wenn die größten Hohlräume in 20 bis 70 Metern Tiefe versetzt worden sind, indem das Deckgebirge planmäßig zu Bruch geworfen wurde, gibt es immer wieder Resthohlräume, auf die die Tagesbrüche zurückzuführen sind. " Meist seien es noch offene Streckenhohlräume.

Die jüngsten Tagesbrüche in der Nähe des Flugplatzes Aschersleben sind bis zu sechs Meter tief. " Von dem Bergbau dort haben wir nur sehr spärliche Unterlagen. " Gerhard Jost meint, dass es sich um Abbaugebiete der einstigen städtischen Steinbruchbetriebe Aschersleben handele, in denen beispielsweise Rogenstein abgebaut wurde. Dort soll heute versucht werden, mit Hilfe einer Kamera noch bestehende Hohlräume zu befahren. " Diese Brüche sind größer, die Landwirte gefährdet ", begründet Jost den Aufwand, der auch bei einem noch etwas größeren Tagesbruch zwischen Aschersleben und Winningen betrieben wird.

Noch etwas größer dürfte gegenwärtig der Aufwand sein, der beim Loch von Bernburg vor der Bergbaubehörde steht. Das hatte sich vergangene Woche über dem Westfeld des gefluteten Schachts Friedenshall am Rande der Kreisstadt bis in 40 Meter Tiefe aufgetan ( Volksstimme berichtete ). Das LAGB geht hier nicht von jahreszeitlichen Ursachen aus. " Die Ursache hierfür ist noch nicht im Detail bekannt ", teilte der Dezernent gestern mit.

Die letzten Brüche in diesem Bereich, die vor etwa 40 Jahren auftraten, hingen mit dem Ersaufen des Schachts zusammen. " Wir können hier aber auf ein markscheiderisches Risswerk von guter Qualität zurückgreifen. Und wir werden zeitnah mikrogravimetrische und andere Messmethoden anwenden. " Dabei könne auch auf erste Erfahrungen mit anderen modernsten Messmethoden zurückgegriffen werden, die der Forschungsverbund genutzt hat, der in den letzten Jahren den Staßfurter Untergrund untersuchte. Bohrungen seien aktuell jedenfalls kein Thema für Bernburg. Die Straße zwischen der Kreisstadt und Peißen, die einst wegen der Bruchgefahr verlegt wurde, bleibt bis auf Weiteres gesperrt.