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Ursula Penningsdorf ist die Salzlandfrau in der Kategorie Gesellschaft / Christine Pätkau : "Sie ist der Motor, der alles antreibt"

Von Arlette Krickau 12.04.2010, 06:53

Eine Dame, die viel Herzblut in ihr Ehrenamt investiert, ist Ursula Penningsdorf aus Hohenerxleben. Anlässlich des Internationalen Frauentages sind im Salzlandkreis fünf engagierte Frauen ausgezeichnet worden. Penningsdorf wurde in der Kategorie Gesellschaft geehrt.

Hohenerxleben. Dass Ursula Penningsdorf immer beschäftigt ist, merkt man schnell, ist man in ihrer Nähe. Das Telefon klingelt, rasch wird noch eine Absprache getätigt, beim Gang durch das Dorf trifft sich immer wer, mit dem sie noch etwas bereden kann. " Ich brauch das aber auch ", meint die 69-Jährige lächelnd. " Sie reißt uns alle mit, ist immer freundlich, und hat immer eine Idee. Sie ist so unermüdlich, dass man sie manchmal stoppen muss ", kann Christine Pätkau über die Hohenerxleberin berichten. Deshalb war es ihr und den anderen Mitgliedern des Heimatvereins auch wichtig, Ursula Penningsdorf für den Preis der Salzlandfrau 2010 vorzuschlagen. " Ich und auch die anderen wollten ihr damit etwas zurückgeben, dafür, dass sie immer der Motor ist, der alles antreibt ", begründet sie.

Kennengelernt hat Christine Pätkau die unermüdliche Hohenerxleberin 2005 bei der Organisation zur 800-Jahr-Feier Hohenerxleben. Bei den ersten Vorbereitungen meldete sich Ursula Penningsdorf für das Festkomitee. " Es sollte doch um die Geschichte unseres Ortes gehen und nicht nur ein einfaches Heimatfest mit ein bisschen Musik werden, da wollte ich mit dran arbeiten ", erinnert sie sich. Mit Erfolg. Die Feierlichkeit und der Umzug gelangen und ernteten große Begeisterung. " Man merkte richtig, dass sich da was entwickelt hat und es wäre schade gewesen, wenn man nicht weiter gemacht hätte ", erzählt sie über die Gründung des Kultur- und Heimatvereins Hohenerxleben, deren jetzige Vorsitzende sie ist. Seitdem blüht das Miteinander in Hohenerxleben wieder auf. Der Heimatverein, der mittlerweile 27 aktive Mitglieder zählt, hat ein festes Zuhause in der ehemaligen Schule gefunden, mit einer Dauerausstellung über den Ort, in der man auch, dank ihr, die Chronik einlesen kann. Viele große Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt, Osterfeuer, Chorfest, Rockfestival oder Scheunenfest sind einige feste Termine im Kalender des kleinen Ortes geworden. " Meistens ist unsere Vorsitzende diejenige, die vorne weg geht und die Sache antreibt ", weiß Christine Pätkau, Kassiererin im Heimatverein.

Und das obwohl sie bis November 2009 noch voll im Arbeitsleben stand. Zu DDRZeiten arbeitete die studierte Landwirtin im VEG ( volkseigenen Gut ) Hohenerxleben, Nach der Wende organisierte und initiierte die Mutter von drei Kindern und Oma zweier Enkel Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und arbeitete mit den Gemeinden zusammen. So wie früher ihre Schwiegereltern ihr und ihrem Mann halfen, die Kinder zu betreuen, tat sie es ihnen gleich und half auch bei ihrem Enkelkind. " Das konnten wir an die nächste Generation weiter geben ", freut sie sich. Auch ihre Schwiegermutter pflegte sie bis 2008 zu Hause. Als die scheinbar nie ruhende Frau in den Ruhestand ging, war das eigentlich nichts für sie. " Jetzt wüsste ich es besser ", sagt sie mit einem Lächeln über diese Veränderung in ihrem Leben, " man sollte im Frühjahr aufhören zu arbeiten, da fällt einem der Winter nicht auf die Füße ". Dabei hätte sie doch eigentlich schon eine Vorahnung haben müssen. Denn als sie ihr zweites Kind bekam, sollte sie auch zu Hause bleiben, um sich um den Nachwuchs zu kümmern, wie es damals üblich war. Vier Wochen länger als die damals achtwöchige Baby-Pause hielt sie durch. " In der Zeit räumte ich mehrmals die Wohnung um und pinselte die Wände an. Mein Mann musste sich jeden Abend auf etwas Neues in seinem Heim gefasst machen. Da beschloss ich wieder arbeiten zu gehen. "

Dass sie für ihr Engagement einmal ausgezeichnet würde, damit hätte sie nie gerechnet. " Das war eine sehr schöne und vor allem umfangreiche Laudatio. Mir war bis dahin gar nicht bewusst gewesen, was ich alles so mache ", meint Ursula Penningsdorf noch leicht ungläubig, als sie über den Frauentag und die Verleihung der Salzlandfrau spricht.

Ersteinmal hatte sie sich gefreut, dass sie in lustiger Frauenrunde wieder mal zu einer Frauentagsfeier fährt. Die gelernte Acker- und Pflanzenbäuerin hatte sich an VEGZeiten erinnert, in denen immer eine Feier für die Frauen des Gutes organisiert wurde, und das für alle immer ein Anlass war, sich wieder einmal " schmuck zu machen ". " Und da dachte ich mir, dass machste auch mal wieder ", erzählt Ursula Penningsdorf und man sieht ihr jetzt noch die Freude darüber an.

Als sie dann " schmuck gemacht " im Salzlandtheater saß und die 25 Nominierten vorgelesen wurden, war sie zwar überrascht, doch immer noch ganz ruhig. " Ach, dachte ich mir, da bist du eh nicht dabei, bei 25 so tollen Frauen ", beschreibt sie weiter das Gefühl, das sie durchzog. Doch beim fünften oder sechsten Satz der Laudatio wusste sie : " Ich bin gemeint ". " Da fing mein Herz an zu schlagen ", erzählt sie und deutet die Schnelligkeit des Klopfens mit der Hand auf der Brust an, " und die Knie wurden auch ganz weich ". Dafür, dass sie mit ihrem Einsatz das kulturelle Leben des Ortes wiederbelebt hat, alle Bewohner, ob jung oder alt, Vereine des Ortes und die Stiftung Schloß Hohenerxleben zusammenbringt und dann alle gemeinsam an einem Ende des Stricks ziehen, um tolle Veranstaltungen zu organisieren, erhielt sie die Salzlandfrau in der Kategorie Gesellschaft.

Den Preis der Salzlandfrau nahm sie dankend mit den Worten an : " Man kann viel wollen, aber wenn einem keine Menschen helfen und auch mal kritisch nachfragen, dann kann man nichts erreichen. "