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Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre hält Vortrag zur Landesentwicklung bei Tagung der Kreissynode Kirche muss mit der Zeit mitgehen

Von Kathleen Radunsky-Neumann 29.03.2010, 06:53

Welche Zukunft hat die Kirche, wenn ihre Gemeindeglieder wegziehen oder sterben, jedoch zu wenig Neue hinzukommen ? Mit dieser Frage haben sich 50 Vertreter des Kirchenkreises Egeln am Wochenende beschäftigt. Mögliche Impulse haben sie sich von Gastredner, Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre, geben lassen.

Schönebeck. Dass die Kirche in der heutigen Zeit genauso wie das Land Sachsen-Anhalt mit dem demografischen Wandel zu kämpfen hat, ist nicht neu. Trotzdem scheint es noch nicht die Lösung schlechthin zu geben, um dem Gemeindeglieder-Verlust entgegen zu wirken. Das wurde am Wochenende auf der 4. Tagung der III. Kreissynode deutlich. An die 50 gewählte Vertreter des Kirchenkreises Egeln waren nach Schönebeck in das Gemeindezentrum St. Jakobi gekommen, um sich zusätzlich zur Tagesordnung auch mit der Problematik der Abwanderung junger Menschen zu beschäftigen. Für einen Vortrag, der unter anderem die Perspektive des Bundeslandes selbst beleuchtet, hatten die Kirchenvertreter Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre eingeladen.

Grundtenor in seinen Ausführungen war, dass das Gründen einer Familie genauso wie die Arbeitssituation attraktiver werden müssten. So würden sich einerseits Sachsen-Anhalts Einwohnerzahlen in eine positive Richtung entwickeln. Schließlich könnten nur Zuzug und Geburten die rund 50 000 Menschen ersetzen, die jährlich Sachsen-Anhalt den Rücken zukehren. Und wenn es mehr Sachsen-Anhalter gebe, sei die Chance größer, dass auch die Kirchen gar nicht erst vom Aussterben bedroht seien.

Lösungsvorschläge, die direkt auf das Kirchenleben zugeschnitten sind, blieb der Minister den Synodalen indes schuldig. Dafür stellte er statistische Hochrechnungen und mögliche Konsequenzen beispielhaft vor. " Im Jahr 2025 wird die Hälfte der Bevölkerung Sachsen-Anhalts älter als 55 Jahre sein ", nannte Daehre seinen ersten Punkt. Positiv sei, " wir werden alle älter ". Negativ zeige sich jedoch, dass dann zu wenige Kinder in Sachsen-Anhalt leben würden. " Das Kinderkriegen muss Lust und nicht Frust bereiten ", lautete Daehres Fazit, das seiner Meinung nach " in das Bewusstsein der Bevölkerung gebracht werden muss ". Vielleicht ein Ansatz, an dem die Kirche anknüpfen könne ? Daehre wurde nicht spezieller. Als einen weiteren Aspekt nannte der Verkehrsminister dann die Attraktivität des Landes Sachsen-Anhalt. Während die Landesregierung in die Hochschulen investiere, würde aber der Großteil der Absolventen schließlich nicht in Sachsen-Anhalt bleiben. Einen Gedanken weiter, von den wegziehenden Studenten einmal abgesehen, sagte Daehre, dass bis 2025 Sachsen-Anhalt einen Bevölkerungsverlust von 20 Prozent zu verzeichnen haben wird. Der Salzlandkreis würde gar 27 Prozent Einwohner verlieren. Inwiefern die ohnehin dünnbesiedelten Regionen davon betroffen sein werden, vermochte am Sonnabend keiner zu mutmaßen. Doch die Frage stand schon im Raum, wie ein Kirchenbau erhalten und mit Leben erfüllt werden kann, wenn die Orte in der Region selbst kaum mit Leben erfüllt sind. Daehre jedenfalls versprach Unterstützung beim Erhalt der Sakralbauten und erwähnte die Finanzspritzen durch das Konjunkturpaket II, die einigen Kirchen jetzt zu Gute gekommen seien. Die Verantwortung jedoch läge in den Händen der Kirchengemeinden und -glieder, sagte der Minister klar in die Richtung seiner Zuhörer.

" Wir können die Verantwortung tragen ", zeigte sich Superintendent Michael Wegener nach Daehres Vortrag zuversichtlich. " Wir haben Menschen vor Ort, die sich um die Sakralbauten kümmern ", berichtete Wegener. Gerade die Kirchbauvereine würden zeigen, dass auch Außenstehende, die nicht zur Kirchengemeinde zählen, sich für die Gotteshäuser einsetzen. Zudem würden die Sakralbauten heutzutage auch durch Konzerte und Theateraufführungen mit Leben gefüllt. Trotz dieser etwas unüblichen Nutzung, betonte der Superintendent, " sehen wir die Kirche als geistliches Zentrum. " Grundsätzlich verlange eben der demografische Wandel nicht nur Innovationen von der Landesregierung.