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Stadtchef der Linken, Ralf-Peter Schmidt, zum zehnjährigen Bestehen der Einrichtung : "So schnell wie die Staßfurter Tafel reagiert bei Bedarf kein Amt"

Von René Kiel 21.11.2009, 05:52

Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Staßfurter Tafel hatte der neue Träger der Einrichtung, der Verein für Integration, Beschäftigung und Soziales ( IBS ), gestern die Bedürftigen der Stadt und zahlreiche Gäste zu einer Feierstunde in den großen Saal des Salzlandcenters eingeladen.

Staßfurt. " Zehn Jahre Tafel sind eigentlich kein Grund zum Feiern ", meinte die Leiterin Irene Hänsch unter Hinweis auf die reiche Bundesrepublik. In der Praxis habe es sich allerdings als positiv erwiesen, dass es diese Einrichtung gibt ., sagte sie.

In diesem Zusammenhang verwies Hänsch darauf, dass die Tafel seit ihrer Eröffnung am 22. November 1999 insgesamt 180 000 Beutel und damit rund 540 Tonnen Lebensmittel an die Bedürftigen der Stadt ausgegeben hat. Die Spitzenleistung habe man im April 2002 erbracht. " Da kamen an einem Tag 246 Menschen zu uns ", sagte die Tafelchefin. Damals habe es in der Stadt aber auch noch Heime für Asylbewerber und Spätaussiedler gegeben.

Das alles sei nur durch die große Unterstützung von zahlreichen Sponsoren und Helfern möglich gewesen, sagte Hänsch und nannte beispielhaft den Real-Warenmarkt und die Stiftung Staßfurter Waisenhaus.

Die Initiative für die Gründung der Einrichtung, so erinnerte sie sich, ging damals von dem Bürger Thomas Kirchmeier aus, die der damalige Geschäftsführers des Initiativkreises für Arbeitsbeschaffung und Bildung, Siegfried Wirtschok, sofort aufgriff. Der Startschuss erfolgte damals in einem Flachbau am Rande des Wohngebietes Am Tierpark noch ohne Kühlund Transportmöglichkeiten. " Damals hatte es erst dreizehn Tafeln in Deutschland gegeben. Inzwischen sind es fast 900 ", sagte Irene Hänsch.

Der Umzug an den derzeitigen Standort, in das soziokulturelle Zentrum im " Kaiserhof " erfolgte 2004. Seit der Insolvenz des Initiativkreises für Arbeitsbeschaffung und Bildung Staßfurt im Frühjahr fungiert der Verein für Integration, Beschäftigung und Soziales ( IBS ) als Träger. Dessen Vorsitzender Albrecht Witte bescheinigte der Leiterin und ihren Mitarbeitern, dass sie eine hervorragende Arbeit leisten. Das zeige sich auch an der Menge an Spenden, die sie den Bedürftigen zur Verfügung stellen. Um diese einzuwerben sei ein enormer Aufwand notwendig.

" Der Arbeit der Staßfurter Tafel ", so versprach Witte, " werden wir auch zukünftig eine nicht untergeordnete Rolle beimessen. "

Staßfurts Oberbürgermeister René Zok ( parteilos ) bezeichnete die Gründung der Tafel als " ermutigendes Zeichen ". Hier werden Mangel und Überfluss zusammengeführt. Zugleich dankte er dem neuen Träger im Namen der gesamten Stadt für sein Engagement auf diesem wichtigen Betätigungsfeld.

Aber auch für Irene Hänsch, die dort von Anfang an aktiv ist und diese Einrichtung mit aufgebaut und geprägt hat, sowie für ihre Mannschaft fand der Stadtchef lobende Worte. Sie versorgen schließlich jeden Tag 30 Sozialschwache mit einem warmen Mittagessen und 60 mit Lebensmittelbeuteln. Hinzu kommt der erst vor kurzer Zeit eröffnete Umsonst-Laden, der bisher 2500 Besucher zählte. Als Anerkennung überreichte der Oberbürgermeister Irene Hänsch einen Blumenstrauß und kleine Präsente. Sie sorge nicht nur dafür, dass die Armen nicht hungern müssen, sondern lasse es auch an der notwendigen Zuwendung nicht fehlen, sagte Zok. Als positiv wertete er, dass die Zahl der Tafelnutzer keine steigende Tendenz aufweist.

Der Stadtchef der Linken, Ralf-Peter Schmidt, sagte : " Wir können stolz und froh sein, dass wir eine Tafel haben, denn so schnell wie sie reagiert kein Amt. " Er wünscht sich aber mehr sozio-kulturellen Angebote von 7 bis 22 Uhr. Den Gästen versprach Schmidt, dass sich seine Partei weiter für eine kostenlose Schulspeisung für alle Bedürftigen einsetzen wird.

Das Jugendblasorchester sorgte mit seinem Programm dafür, dass die Bedürftigen für kurze Zeit den grauen Alltag vergessen konnten.