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Am Löderburger See gibt es eine Zeltpension mit 32 Betten Laue Sommernächte unterm Leinentuch

Von Daniel Wrüske 06.07.2009, 07:02

Urlaub im Zelt ist nicht Jedermanns Sache. Zu umständlich ist es vielen, die transportablen Unterkünfte samt Schlafsäcken, Matratzen und ausreichend Lebensmitteln mit sich herumzutragen. Andere sehen im Zelten den Urlaub schlechthin. Am Löderburger See gibt es seit einem Jahr eine Zeltpension, für alle, die Open-Air-Urlaub einmal ausprobieren möchten, bevor sie sich festlegen.

Löderburg. Gitarrenakkorde klingen durch die Luft. Marcus, Fabrice und Pierre probieren ein neues Stück aus. Die drei jungen Männer aus Aschersleben sitzen nicht im Studio, sondern auf einer Bank inmitten von großen weißen Zelten, inmitten von Grün und in direkter Nachbarschaft zum 22 Grad warmen Wasser des Löderburger Sees.

" Hier draußen ist es inspirierend "

Marcus, Fabrice und Pierre gehören zur Band " Toxic Waste ", Insidern längst bekannt. Denn die Formation gewann schon zweimal den ersten Platz beim Band Contest im Ascherslebener Grauen Hof. " Hier draußen ist es inspirierend ", sagt Pierre und meint das Areal rund um den ehemaligen Tagebau.

Pierre hält einen Zettel in der Hand. Ein Text ist darauf notiert. Der gehört zum Lied " Let it go ?", an dem die Jungen gerade arbeiten. Sie sprechen Strophenpassagen durch, probieren, eine Melodie für die Worte zu finden. " Man ist hier frei von allem. " Das Gewusel von Menschen und Straßenverkehr, der Stress aus der Schule – alles das werde in der Zeltpension nebensächlich, meint der Gymnasiast vom Stephaneum.

Aus diesem Grund sind Pierre und seine Freunde aus der zehnten Klasse der Ascherslebener Penne zum zweiten Mal in der Zeltpension. Nach den großen Ferien starten die Schüler in die Vor-Abi-Zeit. Da ist noch einmal richtig ausspannen angesagt. " Klar, Urlaub mit den Eltern machen wir auch. Aber so, unter uns, ist ‘ s viel schöner !"

Herrliche laue Sommernächte

Im vergangenen Jahr waren die Ascherslebener zum ersten Mal in Löderburg. Schon damals stand für sie fest : Warum in die Ferne schweifen, wenn es zu Hause doch am schönsten ist. Aus diesem Grund war wieder eine Woche Löderburger See angesagt. Nicht in der Ferienwohnung, sondern in den Zelten der Pension.

" Wir haben hier alles, was wir brauchen. Zum Schlafen sind die Zelte da, wir können grillen und uns selbst verpflegen ", berichtet Pierre.

Seine Freunde sitzen an einer Holztafel, gut fünf Meter lang, es gibt Nudeln mit Tomatensoße. Die lauen Sommernächte in den Zelten seien herrlich, berichten alle übereinstimmend. " Und das Bier schmeckt open air am besten ", schmunzelt Pierre.

Vor einem Jahr hatte Michael Schnock, Chef des Tourismuszentrums am Löderburger See, die Idee für die Zeltpension. " Es gab immer wieder Anfragen : Leute wollten zelten, hatten aber keine Ausrüstung. " Bis 2008 konnte Schnock diesen Gästen nicht weiterhelfen. Dann eröffnete er das etwas andere Camp. Zunächst mit 24 Betten in mehreren Zelten.

Keine Wigwams im Schlamm

" Die Nachfrage ist so groß, dass wir die Zeltpension in diesem Jahr auf 32 Betten aufgestockt haben. "

Wer sich ein paar wind- und wetteranfällige Wigwams im Schlamm des letzten Regengusses vorstellt, liegt am Löderburger See falsch. In den Zelten sind feste Fußböden. Sie stehen leicht erhöht, Niederschläge bekommt man " untenrum " nicht mit. Außerdem sind Betten und Licht vorhanden. Es gibt moderne Sanitäranlagen. Gleich neben der Zeltpension befinden sich ein Grillplatz und eine Feuerstelle für gemütliche Stunden.

Für Buchungen " ranhalten "

Denn Campingatmosphäre soll in jedem Fall aufkommen können. Das Tourismuszentrum bietet den Gästen Frühstück, Halb- oder Vollpension. Kein Muss, wer sich selbst verpflegen möchte, darf das. " Interessant ist die Pension deshalb nicht nur für Vereine, Kitagruppen und Schulklassen – auch Familien können diese neue Anlage buchen ", sagt Schnock und beschreibt damit, woher seine Gäste kommen.

Die müssen sich ranhalten, wenn sie einen Platz für den Sommer haben wollen. " Die meisten Buchungen gehen schon im Frühling ein. " Aber auch jetzt sei es kurzfristig möglich das Angebot zu nutzen, Termine kann man mit Schnock absprechen.

Seebad, Sport und Open-Air-Kino

Im Sommer bietet das Tourismuszentrum viele Freiluftangebote. Neben dem Seebad gibt es jeden Mittwoch Open-Air-Kino und an den Wochenenden verschiedene Freizeitgestaltungsmöglichkeiten.

Sport- und Spielplätze stehen immer offen. " Am besten, mal selbst alles ausprobieren ", lacht Schnock.

Und vielleicht erleben die Zuhörer im Grauen Hof ein bisschen etwas vom Sommerfeeling am Löderburger See, wenn die Jungen von " Toxic Waste " beim nächsten Band Contest mit " Let it go " auf das Siegertreppchen rutschen.