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Vier Schüler haben den etwas anderen Ferienjob Die Diener der "Gräfin Mariza"

Von Carolin Teuber 08.07.2009, 05:03

Während viele Jugendliche in den Sommerferien entspannen oder in den Urlaub fahren, haben sich Nathan, Max, Christian und Conrad für den wahrscheinlich spannendsten Ferienjob in Schönebeck entschieden : Sie dürfen beim 13. Operettensommer helfen.

Schönebeck. Schwarze Strumpfhose, weißes Hemd mit schwarzer Fliege. Seit knapp zwei Wochen tauschen Nathan Sims ( 15 ), Max Willam ( 16 ), Christian Nikolov ( 18 ) und Conrad Bernstein ( 20 ) mittwochs bis sonntags ab 16 Uhr ihre Alltagskleidung für drei Stunden gegen ein Dienerkostüm des 19. Jahrhunderts. Denn die Jugendlichen nutzen die Sommerferien für einen ganz besonderen Ferienjob : Beim 13. Schönebecker Operettensommer treten sie in " Gräf n Mariza " als Diener auf.

" Wir sind durch Freunde und Lehrer auf den Aushilfsjob aufmerksam geworden ", erzählt Max. Jetzt treffen sich die Jungs täglich eine Stunde vor Aufführungsbeginn in dem kleinen Amphitheater auf dem Bierer Berg, um die Requisiten aufzustellen. " Wir sind hier für den Auf- und Abbau der beweglichen Requisiten zuständig ", erklärt Christian. Die Jungs platzieren Gegenstände, wie Stühle, Tische, Körbe und sogar ein drei Meter großes goldenes Pferd vor und während der Inszenierung auf der Freilichtbühne.

Eine Woche lang haben sie den komplizierten Ablauf geprobt, mittlerweile läuft alles routiniert. " Wir haben verinnerlicht, welcher Gegenstand wann wohin gehört. Hinter der Bühne hängt zusätzlich noch ein Übersichtsplan. Trotzdem müssen wir immer aufmerksam sein. Falls doch mal etwas schief geht, improvisieren wir ", erzählt Nathan. " Letztens wurde zum Beispiel ein Stuhl vergessen. Den haben wir dann in der zweiten Szene hingestellt. Und wenn Gläser runterfallen, versuchen wir die Scherben möglichst unauffällig wegzukehren. Oft bemerken die Zuschauer die Missgeschicke nicht einmal. "

Ein bis zwei Euro pro Stunde bekommen die Vier für ihre Arbeit. Eine Bezahlung, die nicht lukrativ klingt, mit der die Jungs aber zufrieden sind. " Es ist kein Knochenjob. Dafür ist es total in Ordnung ", so Christian. Conrad betont : " Wir arbeiten hier nicht nur wegen des Geldes, sondern auch weil es Spaß macht. Uns macht es nichts aus, den Großteil unserer Ferien dafür zu opfern ".

Besonders gut gefällt den Jungs, dass sie nicht nur Helfer sind, sondern sogar kleine Rollen spielen dürfen. " Als Diener sind wir in das Stück integriert und werden sogar von den Schauspielern während der Vorführung direkt angesprochen. Das ist toll. Schließlich spielen namenhafte Schauspieler mit ", freut sich Conrad, der schon seit zehn Jahren schauspielert und bis zu seinem Abitur in der Schülertheatergruppe " Durchschnitt " in Magdeburg mitgewirkt hat.

Auch Max und Nathan sammelten schon vor ihrem Ferienjob erste Schauspielerfahrungen in der Schönebecker Theatergruppe " Ten Sing ". " Manchmal habe ich dort drei Rollen gleichzeitig gespielt ", erzählt Nathan lachend. " Aber natürlich war nie etwas so aufwendig inszeniert wie hier ". Obwohl fast alle Jungs schon Vorerfahrung besaßen, betont Conrad : " Für diesen Ferienjob braucht man nicht zwingend Schauspielerfahrung. Ich arbeite hier zusätzlich noch als zweiter Regieassistent – da ist es natürlich hilfreich. Aber ansonsten ist vor allem wichtig, dass man immer einen kühlen Kopf behält und bei Missgeschicken nicht panisch wird. "

Denn richtig hektisch wird es für die Jungs, wenn es plötzlich unerwartet regnet. " Vor Kurzem gab es einen Wolkenbruch. Wir mussten so schnell wie möglich alle aufgebauten Gegenstände mit wasserdichten Regencapes abdecken. Zum Glück ist nichts beschädigt worden und die Aufführung konnte mit wenigen Minuten Verspätung beginnen ", erzählt Nathan. Christian ergänzt : " Die Schönebecker sind treue Zuschauer. Sie haben den Regenguss tapfer ausgehalten und sind nicht gegangen. Das hat uns gefreut, denn unser Herz hängt an dem Stück. Wir drücken immer die Daumen, dass alles klappt ".

Obwohl die Jungs in ihrer Freizeit bevorzugt laute und moderne Musik hören, finden sie großen Gefallen an dem Orchester der Kammerphilharmonie. " Die Musik eignet sich gut, um sich auch als Jugendlicher an klassische Musik heranzutasten ", findet Conrad. Und nicht nur einen Zugang zur klassischen Musik haben sie durch ihren Ferienjob gefunden, Nathan hat jetzt sogar einen großen Wunsch : " Ich würde gern mal eine größere Rolle spielen ", sagt er. " Am liebsten einen Bösewicht !"

Die Operette " Gräf n Mariza " wird bis zum 26. Juli täglich von Mittwoch bis Sonntag um 16 Uhr auf der Freilichtbühne auf dem Bierer Berg aufgeführt. Restkarten gibt es unter ( 03928 ) 40 04 29.