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Flohmarkt in Bad Salzelmen zieht Händler und Gäste aus der gesamten Region an "Handelstage" arbeiten Kirchenbänke ab

Von Ulrich Meinhard 29.06.2009, 07:02

Zum 14. Mal hatte der Kirchbauverein in Bad Salzelmen zu einem Flohmarkt rund um die St. Johannis Kirche eingeladen. Eine Veranstaltung, die bei Händlern und Schaulustigen sehr beliebt ist. Wer sich Zeit nahm, konnte sogar die Kirchtürme erklimmen und Wissenswertes erfahren.

Bad Salzelmen. Früh regte sich am Sonnabend Leben rings um ein altes Gemäuer in Bad Salzelmen. Um sieben Uhr fanden sich die ersten Händler ein, um für den 14. Flohmarkt an der Johanniskirche Waren auszupacken und Stände aufzubauen. Früh aufgestanden war auch Reinhard Banse. Der Mann vom Kirchbauverein St. Johannis koordinierte die Angelegenheit und stand für Fragen bereit. Die meisten der Händler sind allerdings schon alte Hasen, die sich mit den Gegebenheiten auskennen und in der Regel immer wieder den selben Platz wählen. So wie Familie Mentel aus Borne.

Mutter Marina, Tochter Marlen und Vater Jürgen fühlen sich als Anbietende von Trödel wohl am Fuße der altehrwürdigen Kirche der einstigen Salzstadt. " Hauptsache ist, dass es trocken bleibt ", sagte Jürgen Mentel mit einem abschätzenden Blick nach oben. Das Trio konnte einige Stammkunden begrüßen, inzwischen kennt man sich. " So können auch Reklamationen erfolgen, weil die Leute wissen, beim nächsten Mal sind wir wieder da ", wies Marina Mentel auf einen Aspekt der Kontinuität hin.

Torsten Kunath aus Magdeburg betreibt professionell einen Handel mit " Antik und Trödel ". " Ich bin immer hier. Nach Bad Salzelmen komme ich wirklich sehr gerne ", betonte er. Auch Kunath hat sich in den vergangenen Jahren einen Kundenstamm aufgebaut. Den muss sich Rebekka Reinecke erst noch schaffen. Großeltern, Onkel und Tante hatten ihr Ausgemustertes zum Feilbieten überantwortet. " Ich bin einfach gekommen und habe mich hier hingesetzt ", berichtete sie von dem unkomplizierten Prozedere. Standgeld musste sie nicht bezahlen, das wurde nur von den erwachsenen Händlern eingesammelt. Doch mit vier Euro pro laufenden Meter fiel diese Gebühr recht moderat aus. Die Schülerin des Schönebecker Dr.-Carl-Hermann-Gymnasiums will ihre Einnahmen auf die hohe Kante legen. " Ich spare schon mal für die Fahrschule ", meinte Rebekka mit Blick in die Zukunft.

Ihre beste Freundin Celine aus Bernburg brachte die neunjährige Megan aus Bad Salzelmen mit zum Flohmarkt. Gemeinsam boten die Schülerinnen ihre Waren an, darunter ein ausgedientes Faschingskleid.

Einen fantastischen Blick von oben hatten jene, die die Stufen zu den Kirchturmspitzen bewältigten. In luftiger Höhe nahm sie Holger Hartmann in Empfang. Er wusste zum Beispiel von den Türmern zu erzählen, die bis zum Jahr 1894, in der Regel mit ihrer gesamten Familie, hoch über den Dächern der Stadt wohnten.

Auf dem Boden des Kirchenschiffes blieb hingegen den ganzen Tag über Katrin Trenkel. " Ich bin Gemeindemitglied und stehe Gästen für Fragen zur Verfügung ", erläuterte sie ihre Aufgabe. Sie wies auf die neuen Bänke hin, die jetzt in der St. Johannis Kirche stehen. Abgezahlt sind sie noch nicht. " Deshalb veranstalten wir diese Flohmärkte. Mit den Standgebühren und durch den Verkauf von Würstchen, Kuchen und Kaffee kommen pro Flohmarkt rund 550 Euro zusammen. Das reicht fast für eine Bank ", klärte der Schatzmeister des Kirchbauvereins, Hans-Jürgen Koch, über den Hintergrund der Handelsaktivitäten rund um Johannis auf.

Zum ersten Mal zum Salzelmener Flohmarkt war Günter Weinreis aus Egeln gekommen. " Ich habe darüber in der Zeitung gelesen, es hat mich interessiert ", sagte er. Beeindruckt war der gelernte Schmied erstens von den alten schmiedeeisernen Einfassungen und Verzierungen an den Kirchentüren sowie über die Toilette im Gotteshaus. " Ein WC in der Kirche habe ich noch nirgendwo sonst gefunden, nicht mal im Petersdom in Rom ", gab er seiner Verwunderung Ausdruck.