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MOZ Staßfurt wird ausgebaut Berufsorientierung wird fortgesetzt

Von Daniel Wrüske 19.05.2009, 07:02

Die Abbruchrate bei Auszubildenden im Salzlandkreis wie im gesamten Bundesland ist hoch. Jeder fünfte Jugendliche empfndet, warum auch immer, seine Lehrstelle als ungeeignet und beendet die Ausbildung, ohne einen Abschluss zu haben.

Staßfurt. Immer größere Bedeutung kommt deshalb der Berufsorientierung und -vorbereitung zu. In einem Projekt der Bundesagentur für Arbeit mit dem Namen BRAFO ( Berufswahl richtig angehen frühzeitig orientieren ) arbeiten in Staßfurt und Aschersleben aktuell die FAA Bildungsgesellschaft und das Berufiche Bildungs- und Rehabilitationszentrum ( BBRZ ) mit der DAA zusammen, um Sekundarschülern der siebten Klassen Berufsfelder praktisch vorzustellen.

Benjamin und Sebastian sind hoch konzentriert. Vor den Siebtklässlern der Sekundarschule " Hermann-Kasten " aus Staßfurt liegt ein Stück Holz. Die beiden Jungen gestalten je einen Teil, bringen Farbe darauf, probieren Mischtechniken. Malermeister Hans-Dieter Büttner aus Egeln schaut den beiden über die Schulter. " Halt den Pinsel etwas gerader, dann wird der Strich feiner. " Einer seiner vielen Tipps.

Aus ihnen spricht nicht nur das Können des Handwerksmeisters, sondern auch die lange Berufserfahrung. Büttner weiß, worauf es ankommt, will man sein Geld als Maler verdienen. " Ich will hier keine kleinen Picassos, sondern zeigen, welche Voraussetzungen der Beruf benötigt und was den Alltag in der Arbeitswelt ausmacht. " Und so lernen die jungen Frauen und Männer, was ihnen liegt und was nicht. Benjamin weiß zum Beispiel nach dem Praxistag, dass ihm Metallerberufe besser gefallen.

Die Tage, an denen die Schüler in die Berufswelt schnuppern, sind Teil eines Programms, das die Bundesagentur für Arbeit aufgelegt mit dem Titel BRAFO aufgelegt hat. Schon frühzeitig, nämlich vor der Berufsorientierung, die mit einem Praktikum im Lehrplan der achten Klassen steht, wird den Jugendlichen ein Schuljahr früher der Blick in die Arbeitswelt gezeigt. Damit das in Staßfurt und Aschersleben gut gelingt, haben sich drei Bildungsträger, die FAA Bildungsgesellschaft, dass BBRZ und die DAA zusammengetan.

Das Projekt startete 2007 als Modell im Land. Die guten Erfahrungen vor Ort werden jetzt in einer zweiten Auf age fortgesetzt und ausgebaut. Im Motivations- und Orientierungszentrum ( MOZ ) in Staßfurt und in Aschersleben stehen den Jugendlichen acht Berufsfelder zur Auswahl. Für vier können sie sich entscheiden, die sie jeweils an vier Tagen individuell erproben.

" Die Bedingungen an den Standorten sind optimal ", sagt Ralf Walther, Standortleiter der FAA in Staßfurt und begründet so neben den gemachten Erfahrungen aus dem Starterprojekt auch die Zusammenarbeit der Bildungsdienstleister. Denn die Qualität des Angebots müsse stimmen, um realistische Praxistage durchführen zu können, die den Mädchen und Jungen als Entscheidungshilfe bei der Wahl des eigenen Berufs zugute kommen sollen.

Die Berufsorientierung ist in verschiedene Phasen aufgeteilt. In einem ersten besprechen Sozialpädagogen mit den Schülern das Angebot, erfragen Trends und Interessen. Möglichst passgenau sollen die vier Berufe gefunden werden, in denen sich der Nachwuchs erprobt, um die Tage bestmöglich zu nutzen. Gespräche mit Lehrern und Eltern gehören ebenso dazu wie Interessentests mit den Jugendlichen. Dann wird ‘ s konkret.

An vier Praxistagen, verteilt auf das Schulhalbjahr, gehen die Jugendlichen an Werkbank, Farbeimer, Säge, Herd, Schere oder Föhn. 280 Sekundarschüler aus dem Salzlandkreis sind es insgesamt : 152 im Staßfurter und 131 im Ascherslebener Raum. Belehrung zu Arbeits- und Gesundheitsschutz, praktische Übungen, berufsfeldtypische Arbeitsweisen und -abläufe, entsprechende Werkzeuge und Voraussetzungen. All das ist Thema dieses Blocks, den die Schüler sorgfältig dokumentieren, um schwarz auf weiß zu haben, was sie können.

Alles wird dann theoretisch ausgewertet und in einer Nachbereitungsphase besprochen. Die Teilnehmer werden dabei auch weiter angeleitet, denn in einem zweiten Modul sollen sie in der schulfreien Zeit ein fünftägiges Praktikum in einem Unternehmen der Firmenverbünde der Bildungsträger absolvieren. " Dazu sollen die Jugendlichen motiviert, vorbereitet und wissend um das, was sie erwartet sein ", erklärt Walther das Ziel.

In allen Abschnitten der Erprobung werden die Mädchen und Jungen von erfahrenen Praxislehrern aus der Berufswelt und von Pädagogen begleitet.

In der siebten Klasse sind die Schüler zwischen 13 und 14 Jahren alt. Das ist nach Ansicht von Uta Mayer, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Sangerhausen, das beste Alter, um sich zu informieren und orientieren. Sie betrachtet den Lebensabschnitt der Teilnehmer ganzheitlich : " In der Zeit von der siebten bis zur zehnten oder elften Klasse müssen die Jugendlichen Entscheidungen treffen, in welche Richtung ihr Leben gehen soll. Das betrifft das Berufsleben ebenso wie zum Beispiel den zwischenmenschlichen Bereich. Die Mädchen und Jungen sind dabei vielfältig konfrontiert, emotional, physisch, psychisch, in ihren Interessenlagen. Da ist es wichtig, dass sie begleitet werden. Deshalb ist die Frühorientierung in jedem Fall wichtig. " Entscheidend ist für Mayer auch, dass die Berufsfelderprobung vor Ort passiert. " Die Schülerzahlen sinken immer noch, in vielen Unternehmen steigt dagegen das Durchschnittsalter der Belegschaft. Es besteht die echte Chance auf einen guten Ausbildungsplatz mit beruf icher Perspektive in der Region. " Da sei es wie ein Vorsprung für die Schüler, so die Agentursprecherin, wenn sie um das Angebot, die Anforderungen und die Tätigkeitsbereiche in den Berufen vor Ort wüssten.

Das alles ist theoretische Zielstellung der BRAFO-Initiatoren bei FAA, BBRZ, DAA und der Arbeitsverwaltung. Nicht vergessen werden sollte, dass für die Schüler auch viel Spaß im Vordergrund steht. Denn sie erfahren nicht nur aus Lehrbüchern, was Hotel- und Gaststättenwirte, Chemikanten, Holz- und Metallarbeiter, Landschaftsgärtner, Farbtechniker, Lageristen, Kosmetiker oder Frisöre den ganzen Tag machen, wenn sie morgens zur Arbeit gehen. Sie sind es einen Tag lang selbst und das Sprichwort " Probieren geht über Studieren " bewahrheitet sich einmal mehr.