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Erster Bördehoftag in Großmühlingen / Projekt " Mega Mulinga " der Öffentlichkeit präsentiert Reise in eine lebendige Geschichte

Von Anja Keßler 27.04.2009, 05:06

Es begann mit einer Idee : Ein Teil der mehr als 1000 Seiten umfassenden dreibändigen Chronik, die Großmühlingens Pfarrer Friedrich Loose vor nunmehr 100 Jahren verfasst hatte, wollten die Mitglieder des Kirchbauvereins " St. Petri " übersetzen. Entstanden ist ein Projekt, das im Land seines Gleichen sucht : Die Arbeit an " Mega Mulinga – ein typisches Bördedorf " fand am Sonnabend mit dem ersten Bördehoftag ihren Höhepunkt.

Großmühlingen. Es ist ein typisches Bördedorf, dieses Großmühlingen. Und doch ist es das auch nicht. Denn am Sonnabend fand eine einmalige Arbeit ihren vorläuf gen Abschluss. Auf 314 handbeschriebenen Seiten beschäftigte sich Friedrich Loose mit den Höfen und deren Geschichte in Großmühlingen. Der Kirchbauverein wollte diese seltene Geschichtsdokumentation der heutigen Generation wieder fassbar machen.

Insgesamt 41 Höfe hatte der Pfarrer, der 32 Jahre in Großmühlingen lebte und wirkte beschrieben. An 20 Punkten war die Geschichte der Höfe und die des Dorfes am Sonn abend für die Besucher erlebbar. Im Internet wird der Rundgang virtuell präsentiert. Mit Tafeln an den Höfen können sich Besucher jederzeit vor Ort auf die Reise in die Geschichte begeben.

Elfriede Baumgarten war eine der Bördebäuerinnen, die ihren Hof geöffnet hatte. Hof 19 gehört zu den ältesten des Ortes. Vor mehr als 800 Jahren wurde er gegründet. Elfriede Baumgarten wurde 1927 auf dem Hof in der Gnadauer Straße geboren. " Bis 1975 habe ich hier gelebt, bis ich nach Eggersdorf geheiratet habe ", erzählt die 81-Jährige.

Für den Bördehoftag ist sie in ihr Elternhaus, das inzwischen von ihrem Sohn belebt und bewirtschaftet wird, zurückgekehrt. Liebevoll hat sie Feldgeräte wie Dreschfegel und Harke hervorgeholt und drapiert. " Schauen Sie mal, das ist noch eine Harke mit Metallzinken ", zeigt Elfriede Baumgarten. Sie hat sich hübsch gemacht und die typische Bördehaube aufgesetzt, die die Arbeiterinnen auf dem Feld vor der Sonne schützen sollte. " Früher wollten wir nicht verbrennen, heute rennen die Leute ins Sonnenstudio ", vergleicht sie gestern und heute.

Auf alten Fotos, die Gerald Gödeke, Mitglied des Kirchbauvereins hat vergrößern lassen, ist Elfriede Baumgarten als junge Frau auf dem Pferd zu sehen. Eine stolze Reiterin. Ein alter Kinderschlitten zieht die Blicke der Besucher auf sich. " Den habe ich extra vom Speicher gewuchtet ", sagt die 81-Jährige. " Für solch einen Anlass muss man doch was zeigen. " Das alte Foto, auf dem der Schlitten in Benutzung ist, prangt dazu.

Die Großmühlinger sind stolz. Auf ihre Höfe und auf ihren Kirchbauverein. Ein Name ist damit eng verbunden : Gabriele Gödeke. Vor gerade mal vier Jahren gründete sich der Verein auf Initiative von Pfarrer Thomas Lütgert. Ursprüngliches Ziel war es, die Ruine der St .-Petri-Kirche wieder zu einem schönen Gotteshaus zu machen. Das war innerhalb von nur drei Jahren geschafft. Doch die Vereinsvorsitzende Gabriele Gödeke ruhte sich nicht auf Erreichtem aus. Immer ehrgeiziger wurden die Ziele. Und die Mitstreiter ließen sich mitreißen. Die Ernte fuhren sie alle am Sonnabend ein.

Doch für Gabriele Gödeke ist damit lange nicht Schluss. Das von Kultusministerium, Landesheimatbund, Landkreis und der Bördelandgemeinde unterstützte Projekt der Bördehöfe, dessen Schirmherrschaft Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke übernommen hat, versteht sie als Beginn : " Uns ist unter den Händen dieses Projekt gewachsen. Es soll der Auftakt für viele weitere sein, die unsere sieben Bördedörfer in der Einheitsgemeinde zusammenschweißen. "

Schon am Sonnabend war es ein gemeinsames Fest, das unterstützt wurde von Vereinen aus der Gemeinde Bördeland. Aber auch in eigener Sache macht Gabriele Gödeke noch Werbung für weitere Projekte des Kirchbauvereins. " Wir sammeln Geld für Bleiglasfenster für unsere Kirche. " Etwa 10 000 Euro kostet das. Bereits die Hälfte hat der Kirchbauverein eingeworben.