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111 Jahre altes Denkmal auf dem Friedhof Hecklinger Straße wird Bestandteil eines Pflegevertrags Alte Bergmänner halten auch Erinnerung an die jungen verunglückten Kumpel wach

Von Falk Rockmann 05.03.2012, 05:33

17 Bergleute wurden Opfer eines Grubenunglücks vor 111 Jahren auf Ludwig II, darunter zehn Lehrlinge um die 16/17 Jahre. Die alten Kameraden vom Bergmannsverein Staßfurt setzen alles daran, dass das Schicksal auch dieser jungen Kumpel nicht vergessen wird.

Staßfurt l "Wer soll\'s sonst machen, wenn nicht wir?" zuckt Wolfgang Fröhlich etwas ratlos mit den Schultern und hackt weiter an einem zähen Holunderstrauch. Der einstige Instandhalter, Gerald Meyer, Horst Trautewig und Gerd Jelitto vom Bergmannsvereins Staßfurt und Dr. Walter Strauß, ein Freund des Vereins, alle zwischen 65 und 76 Jahre, trafen sich am Sonnabend auf dem Hecklinger Friedhof zum Arbeitseinsatz.

Es war mehr als ein Frühjahrsputz. Gestrüpp und Efeu haben sich um den schätzungsweise zehn Tonnen schweren Stein aus rotem Porphyr gelegt, welches an das große Grubenunglück am 11.11.1901 erinnert. Nur noch die Tafel lag frei mit den Namen der Verunglückten: fünf Häuer, zwei Förderleute und zehn so genannte Aushalter (Lehrlinge) aus Staßfurt, Neundorf, Hecklingen und Leopoldshall. Die Lehrlinge waren um die 16/17 Jahre jung, als sie bei dem Gebirgsschlag ihr Leben ließen.

"Es wäre Heimatgeschichte zum Anfassen und aus erster Hand."

Ja, wer soll\'s sonst machen? fragen sich die Kumpel, die es mittlerweile in vierter Generation tun. "Vielleicht könnte man Schulen interessieren. Es wäre Heimatgeschichte zum Anfassen und aus erster Hand", meint Gerald Meyer, Vorsitzender des Bergmannsvereins.

Ein Lichtblick dürfte erstmal ein bevorstehender Pflegevertrag mit der Stadt sein.

Staßfurt schmückt sich immerhin wieder verstärkt mit dem Beinamen Salzstadt. Und hat einige Denkmale, die vom Bergmannsverein betreut werden. Zum Beispiel auch die in der Schulstraße, auf dem Berlepsch-Schacht, im Kaligarten. Aber auch in Löderburg und Neustaßfurt existieren welche.

"Wir können auch nicht alles allein machen", hofft Gerald Meyer nicht nur auf die nächste Generation, sondern auch auf eine Unterstützung durch den Pflegevertrag.

Das Umfeld des Denkmals auf dem Friedhof in der Hecklinger Straße soll auch noch neugestaltet werden.

Wie Wolfgang Waschk von der Stadtverwaltung, der am Sonnabend beim Arbeitseinsatz vorbeischaute, erklärte, bereite die Stadt auch einen ähnlichen Pflegevertrag zu den Grabstellen bedeutender Staßfurter wie der Familie Sauberbrey mit dem Geschichtsverein vor.

Die Getreuen vom Bergmannsverein sind sich unterdessen einig, dass es nicht ihr letzter Arbeitseinsatz war. Und vielleicht finden sie ja das nächste Mal sogar tatkräftige Hilfe durch jüngere Hände?