1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Klinikstandort Staßfurt müsste wegen seiner Lage weiter gestärkt werden

Volksstimme im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Dr. Manfred Püchel (SPD) Klinikstandort Staßfurt müsste wegen seiner Lage weiter gestärkt werden

25.05.2010, 05:18

Der Streit um die Zukunft des Klinikstandortes erhitzt im Altkreis Staßfurt die Gemüter. Morgen ist sogar eine große Demonstration gegen die Krankenhauspolitik von Landrat Ulrich Gerstner (SPD) und des Aufsichtsrates der Salzlandkliniken geplant, zu der der Oberbürgermeister der Stadt, René Zok (parteilos) und die Fraktionsvorsitzenden gemeinsam aufgerufen haben. Darüber sprach Volksstimme-Redakteur mit dem Landtagsabgeordneten des Wahlkreises, Dr. Manfred Püchel (SPD), der bis zur Wende als Laborleiter im Krankenhaus in Bahrendorf beschäftigt war.

Volksstimme: Nehmen Sie an der Demonstration und 19.30 Uhr am Volksstimme-Forum im Salzlandtheater teil?

Dr. Manfred Püchel: Am 26. Mai bin ich leider dienstlich unterwegs, so dass ich an der Demo zum Klinkerhalt nicht teilnehmen kann. Wäre ich dagewesen, hätte ich teilgenommen, denn ich halte die vom Aufsichtsrat beschlossenen Veränderungen für falsch. Grundsätzlich habe ich nichts gegen Veränderungen. Ich sehe sie sogar als erforderlich an. Die Kreisgebietsreform, der Einwohnerrückgang und der Ärztemangel machen es notwendig, dass die Klinikstrukturen im Landkreis optimiert werden. Aber nicht so!

Volksstimme: Was halten Sie von dem Klinikkonzept, das der Aufsichtsrat der Salzland-Kliniken im März beschlossen hatte.

Püchel: Die geplanten Maßnahmen gehen eindeutig zu Lasten des Klinikstandortes Staßfurt, wobei ich der Auffassung bin, dass Staßfurt aufgrund der bisher getätigten Investitionen und der zentralen Lage der Stadt im Kreis sowie der sehr günstigen Verkehrsanbindungen sogar noch gestärkt werden müsste.

Dass die Kliniken in Staßfurt durchaus attaktiv sind, sieht man schon allein daran, dass private Krankenhausbetreiber Interesse an diesem Standort gezeigt haben und auch jetzt wieder zeigen.

Volksstimme: Wäre dann nicht eine Privatisierung eine gute Lösung im Klinik-Streit?

Püchel: Dieses Thema wird sich in den nächsten Jahren stellen, wenn die Kliniken tiefrote Zahlen schreiben.

Volksstimme: Sollte man wirklich solange warten?

Püchel: Um über diese Frage grundlegend diskutieren zu können, schlage ich vor, eine privatisierte Klinik in Sachsen-Anhalt zu besuchen und mit den Ärzten, den Schwestern, dem Pflegepersonal und den Patienten zu sprechen.

Volksstimme: Was fordern Sie für den Klinikstandort Staßfurt?

Püchel: Der Klinikstandort Staßfurt wurde immer mehr geschwächt. Es ist wirtschaftlich völlig unvernünftig die mit Steuergeldern geschaffenen Kapazitäten in Staßfurt nicht mehr zu nutzen und stattdessen mit weiteren Steuergeldern andere Standorte aufzuwerten. Staßfurt muss zumindest ein Krankenhaus der Grundversorgung bleiben!

Volksstimme: Gehört für Sie die Chirurgie dazu? Der Aufsichtsrat hält sie für verzichtbar und will sie im Juni beziehungsweise Juli schließen und nach Aschersleben verlagern.

Püchel: Grundversorgung heißt für mich, Innere Abteilung und Chirurgie, denn beide hängen eng zusammen. Ich habe die Befürchtung, dass in wenigen Jahren gesagt wird, dass eine Klinik nur mit Inneren Abteilungen nicht mehr haltbar ist und dann auch diese noch geschlossen werden.

Volksstimme: Waren Sie schon einmal im Krankenhaus in Staßfurt?

Püchel: Ich selbst war schon mal als Patient in Staßfurt und war zufrieden mit der Behandlung. Ich kann also das bestätigen, was andere Patienten in den letzten Wochen in der Volksstimme berichtet hatten.

Volksstimme: Ihr Landtagskollege Johann Hauser (FDP) hat bedauert, dass die Region im Kreistag keine Mehrheit hat.

Püchel: Die Staßfurter Region muss darunter leiden, dass die Wahlbeteiligung bei uns bei der letzten Kreistagswahl misserabel war, so dass wir im Kreistag im Gegensatz zum Beispiel zum Altkreis Bernburg unterrepräsentiert sind.

Volksstimme: Was sagen Sie zu den Vorhaltungen, die Landrat Ulrich Gerstner den Staßfurtern macht, dass sie im Gegensatz zu anderen Kommunen des Kreises nach der Gebietsreform Einrichtungen hinzugewonnen haben?

Püchel: Das Argument der Kreisverwaltung, Staßfurt komme ja bei allem gut weg, wobei dann immer die Kreissparkasse, die zentrale Rettungsleitstelle und die Feuerwehrtechnische Zentrale für die mehr als 100 freiwilligen Feuerwehren angeführt werden, ist durchsichtig, denn die Ansiedlung erfolgte nicht aus besonderer Zuneigung zu dieser Stadt, sondern weil alle Fakten dafür sprachen und der Investitionsbedarf dort im Gegensatz zu den anderen Alternativstandorten am geringsten war.

Hinzu kam auch die zentrale Lage der Stadt Staßfurt. Genau diese Fakten sprechen übrigens auch dafür, den Klinikstandort Staßfurt weiter auszubauen. Nicht unberücksichtigt lassen sollte man dabei auch die Tatsache, dass im Umfeld des Klinkstandortes Staßfurt mehr als 50 000 Einwohner leben, während es im Einzugsbereich des Klinikstandortes Aschersleben lediglich um die 40 000 Einwohner sind.

Volksstimme: Was raten Sie ihrem Parteifreund, dem Landrat, der im Altkreis Staßfurt wegen der ständigen Einschnitte beim Leistungsvolumen der Klinik und wegen der Schließung der Notarztstandorte Staßfurt und Egeln im Kreuzfeuer der Kritik steht?

Püchel: Ich kann ihm nur raten, sich der Diskussion zu stellen. Gerade Fragen der medizinischen Versorgung sind hochemotional und beschäftigen die Menschen in besonderem Maße. Das beste Beispiel ist die ohne Not beschlossene Stilllegung der Notarztstandorte Staßfurt und Egeln zum 1. Januar 2011.