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Drei Auszubildende berichten von den ersten Wochen im neuen Lebensabschnitt / Viel Lob an Arbeitgeber "Ich bin überglücklich durch das Schiff gesprungen"

Von Ulrich Meinhard 15.09.2012, 05:15

Knapp sechs Wochen währt jetzt der neue Lebensabschnitt von zwölf jungen Menschen. Im August hatten sie bei der Salzlandsparkasse eine Ausbildung zum Bankkaufmann, beziehungsweise zur Bankkauffrau begonnen. Die Volksstimme sprach mit drei Azubis aus dieser Gruppe über ihren Start ins Berufsleben.

Staßfurt l Es ist ein heißer Septembertag. 30 Grad zeigt das Thermometer im Auto. Ich bin zu spät. In Staßfurt warten jetzt drei Azubis auf mich. Journalisten können ihren Tagesablauf noch so gut planen, die Wirklichkeit wirft den Plan oft über den Haufen. "Sie werden warten", versichert Nico Hippe, der stellvertretende Abteilungsleiter Personal, am Telefon. Der Termin ist seit drei Wochen vereinbart. Drei neue Auszubildende der Salzlandsparkasse sollen zu Wort kommen und ihre Eindrücke schildern aus den ersten fünf Wochen ihres neuen Lebensabschnittes.

In einem der Besprechungsräume im sogenannten Staßfurter Sparkassen-Schiff sitzen Nicole Dittmann (19) aus Mansfeld, Anne Nindelt (19) aus Bernburg und Timo Schäfer (18) aus Etgersleben. Eine halbe Stunde bin ich zu spät. Drei Augenpaare schauen mich trotzdem offen und zugewandt an. Niemand ist genervt, niemand rollt unwillig mit den Augen. Die Jugend von heute sitzt in dreifacher Ausführung vor mir und lächelt freundlich.

Am 1. August hat für das Trio die dreijährige Ausbildung zum Bankkaufmann, beziehungsweise Bankkauffrau begonnen. Am Anfang stand eine Kennenlernwoche, inklusive unkonventioneller Übungen. So mussten drei Gruppen am Jersleber See drei Flöße bauen und ihre Seetüchtigkeit unter Beweis stellen. Zwei Flöße kenterten sofort. Für die verantwortlichen Ausbilder um Nico Hippe war das freilich kein Problem. Schiffsbauer hatten sie in den Vorstellungsgesprächen ohnehin nicht gesucht. Es ging um die Teambildung, um das Miteinander.

"Es war das Ziel, ein Team zu werden. Das haben wir geschafft."

Timo Schäfer

Die Wirkung der Übungen setzte schnell ein. Die drei Azubis heben unisono hervor, wie gut die Gruppe der insgesamt zwölf angehenden Bankleute miteinander auskommt. "Wir passen alle zusammen", sagt Anne. "Es war das Ziel, ein Team zu werden. Das haben wir geschafft. Jedenfalls in wesentliche Grundlagen", ergänzt Timo. "Auch wenn wir aufgeteilt sind in die verschiedenen Geschäftsstellen, stehen wir doch alle in Kontakt miteinander", fügt Anne hinzu.

Ich will wissen, wie Anne, Nicole und Timo den Weg in den Beruf gefunden haben. War die Vorbereitung in den Schulen auf eine Bewerbung in der freien Wirtschaft optimal? "Bei uns gab es wenig Übung in dieser Hinsicht. Einige Klassen haben Wert darauf gelegt. Ich war in einer der anderen", blickt Anne Nindelt zurück. Sie meint: "Ich hatte Glück, dass ich relativ gut schlabbern und mich reinfuchsen kann." Gut sei hingegen die Teamarbeit im Sozialkundeunterricht gewesen: mit Befragungen auf der Straße, Diskussionen und Debatten.

Auch bei Timo Schäfer lief nicht viel in punkto Bewerbungstraining. "Jedes Fach hatte zum Abi hin Zeitmangel. Man bekommt nur noch den Stoff rein und nichts für die Zeit, die nach der Schule beginnt", sagt der Etgersleber. Allerdings hätten Mitarbeiter von Ausbildungsbetrieben ihre Firmen im Egelner Gymnasium hin und wieder vorgestellt.

Während Anne und Timo erfolgreich das Abitur abgelegt haben, fehlte Nicole ein einziger mikriger Punkt für diesen Abschluss. Sie sagt es und zuckt bedauernd mit den Schultern. Allerdings sei das Abi keineswegs Voraussetzung für die Ausbildung zum Bankkaufmann. "Das denken viele, so ist es aber nicht", hebt Timo hervor. Es würden eine Menge falscher Vorstellungen über den Beruf herumgeistern. "Zehn Minuten Recherche im Internet würden ausreichen um zu erkennen, dass zum Beispiel Mathematik keineswegs der Schwerpunkt ist. Es geht vielmehr um Kommunikation und Teamfähigkeit", spricht Timo aus eigener Erfahrung. Er empfiehlt, sich noch zur Schulzeit um ein Praktikum zu bemühen. So könne der tatsächliche berufliche Alltag wesentlich besser eingeschätzt werden.

Aber ist es mit dem Abi in der Tasche nicht doch verlockend, ein Studium zu beginnen? "Diese Möglichkeit besteht fort. Auch bei der Sparkasse. Ich möchte auf jeden Fall erstmal eine gute Ausbildung durchlaufen. Sie ist die Grundlage für Späteres. Außerdem möchte ich gerne Geld verdienen. Ganz profan", zeigt Anne auf, wonach ihr der Sinn steht.

"Eine gute Ausbildung ist die Grundlage für Späteres."

Anne Nindelt

"Ich will schnell selbständig werden. Ich habe mich informiert, was an Weiterbildungen möglich ist. Vielleicht hänge ich ein Studium an die Ausbildung dran", überlegt Timo.

Nicole\'s Blick in die Zukunft trägt allgemeinen Charakter: "Ich möchte mich immer weiter entwickeln", sagt sie. Die Ausbildung bei der Sparkasse sei etwas Solides, etwas allgemein Anerkanntes.

Was folgt, ist eine dreistimmige Lobeshymne auf die Firmenphilosophie und die Bedingungen bei der Salzlandsparkasse.

Die nächsten vier Seiten meines Schreibblockes füllen sich mit anerkennenden Sätzen über die Bank: Man werde nicht allein gelassen. Auch Azubis würden genauso ernst genommen wie ausgelernte Mitarbeiter. Top Arbeitsklima. Der Leitspruch "fair, menschlich, nah" werde tatsächlich umgesetzt. "Wir wollen den Kunden nichts an die Backe nageln. Wir sind auch von hier. Und wir wissen, wie die Leute hier ticken", sagt Anne und wirkungsvoller könnte es wohl auch der Marketingchef nicht ausdrücken.

"Ich glaube, wir haben einen der besten Arbeitgeber rausgegriffen", resümiert Nicole. "Eine meiner besten Entscheidungen in meinem bislang jungen Leben", ergänzt Anne.

"Habe bei meiner Zusage gleich jeden angerufen, den ich erreichen konnte."

Nicole Dittmann

So war die Reaktion auf die Zusage zur Ausbildung also eine freudige? "Ich bin überglücklich durch das Schiff gesprungen, habe geweint und sofort meine Mutti angerufen. Sie hat mir verboten, mit dem Auto zu fahren, weil ich so aufgeregt war", berichtet Anne von dem noch sehr präsenten Moment. "Ich habe einen Brief mit einer Zusage erhalten und gleich jeden angerufen, den ich erreichen konnte", erzählt Nicole. "Auch ich habe geweint."

Timo reagierte, wie ein Mann nun einmal reagiert: gefasst, die Freude tief in sich fühlend. "Glück gehabt. Ich lerne einen der angesehensten Berufe überhaupt. Ich kann zu mir sagen, dass ich absolut nichts falsch gemacht habe", befindet er.

Danke für das Gespräch. Noch ein Foto unten im Foyer. Auf der knallrot gestrichenen Bank ist der Leitspruch der Salzlandsparkasse aufgeführt. "Ist der im Foto zu sehen?", will Timo wissen. Nein. Ist auch nicht nötig. Die drei Azubis machen für die Sparkasse schon Werbung genug.