1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Umweltschützer fordern 30 Kilometer lange Pipeline von Staßfurt bis zur Elbe

VSG Gewässerschutz wirft Sodawerk vor, Artenvielfalt in Bode und Saale zu zerstören Umweltschützer fordern 30 Kilometer lange Pipeline von Staßfurt bis zur Elbe

Von René Kiel 03.11.2012, 02:15

Der Verein VSG Gewässerschutz wirft dem Sodawerk in Staßfurt vor, durch einen zu hohen Salzeintrag die Artenvielfalt in der Bode und Saale zu zerstören.

Staßfurt l "Während bei einer eigenständigen Untersuchung des Vereins im September in der Bode bei Gröningen nur 80 Milligramm je Liter Chlorid gemessen wurden, stieg die Belastung bis Staßfurt auf 160 Milligramm je Liter an", sagte die VSR-Vorsitzende Susanne Bareiß-Gülzow. In Neugattersleben hätten die Gewässerschützer dann 2450 Milligramm je Liter Chlorid vorgefunden. Dieses hohe Niveau sei bis zur Mündung in Nienburg erhalten geblieben. Verursacht werde der starke Anstieg der Chloridkonzentration durch die Einleitung des Sodawerkes Staßfurt.

Bareiß-Gülzow: "Der Unterlauf der Bode besitzt zeitweise sogar höhere Salzkonzentrationen als die Werra, die als salzigster Fluss Europas bezeichnet wird."

Der VSR-Gewässerschutz forderte deshalb das Unternehmen auf, in Maßnahmen zur Salzreduzierung zu investieren, damit die Artenvielfalt in der Bode und auch in der Saale wieder hergestellt werden kann. Genauso wie an der Werra könnte dabei eine Pipeline für das salzhaltige Abwasser in Erwägung gezogen werden. Eine 30 Kilometer lange Leitung zur Elbe würde die Wasserqualität in den Unterläufen der Bode und der Saale erheblich verbessern.

Der Sprecher des Sodawerkes Knut Veckenstedt sagte dazu: "Die Ableitung der salzhaltigen Abwässer aus der Sodaproduktion in Staßfurt in die Bode erfolgt seit Inbetriebnahme des Werkes im vorletzten Jahrhundert, ist also nichts Neues und auch nichts Geheimnisvolles." Die Abwassereinleitungen seien stets auf der Grundlage gültiger wasserrechtlicher Genehmigungen erfolgt. Die darin enthaltenen Auflagen werden eingehalten.

Veckenstedt: "Das Sodawerk Staßfurt hat die Überleitung des Prozessabwassers in einen größeren Vorfluter geprüft. Es wurden bereits umfangreiche Voruntersuchungen durchgeführt und mit der Genehmigungsbehörde, dem Landesverwaltungsamt, Obere Wasserbehörde, und der Landespolitik, speziell mit dem Umweltministerium Gespräche geführt."

Man sei gar nicht so weit weg von der Auffassung des Vereins, wonach "die Politik in Sachen-Anhalt gefordert ist, den Schutz der Arbeitsplätze und die Artenvielfalt finanziell zu unterstützen." Eine moderne Industriegesellschaft ohne Soda sei nicht vorstellbar, betonte Veckenstedt.

"Grundsätzlich ist die Sodaherstellung mit einer hohen Salzbelastung des Abwassers verbunden. Bisher gibt es keine anderen Möglichkeiten, als diese Produktionsabwässer in Staßfurt in die Bode einzuleiten", betonte die Sprecherin der Landkreisverwaltung Ingrid Schildhauer. "Das Unternehmen hat eine vom Landesverwaltungsamt erteilte geltende wasserrechtliche Erlaubnis. Die Abwassereinleitung selbst wird bis zu sechsmal jährlich behördlich überwacht. Daneben führt das Unternehmen eine umfangreiche, tägliche Selbstüberwachung durch, die dem Landesverwaltungsamt in festgelegten Abständen in Berichtsform übergeben wird", fügte sie hinzu. Nach Kenntnisstand der unteren Wasserbehörde des Kreises untersuche das Sodawerk bereits alternative Ableitungsmöglichkeiten für die Abwässer aus der Sodaproduktion.