Hecklingen: Wildschweine besuchen Hotel

Tausche Wald- gegen Stadtleben: Dies ist vier Wildschweinen wohl ungewollt passiert. Sie verbrachten einige aufregende Stunden in Hecklingens Stadtzentrum - mit Besuch des Hotels Stadt Bernburg.

Hecklingen l Margrit Stöcker wollte am späten Freitagnachmittag ihren Augen nicht trauen. Waren das Wildschweine, die eben an ihr vorbeigelaufen sind - genau in den Hof des Hotels Stadt Bernburg in Hecklingen mitten im Stadtzentrum? Der zweite prüfende Blick gab ihr Recht. Eine Bache und zwei Überläufer hatten sich im Hof an der Hermann-Danz-Straße verirrt, ein viertes war weiter in Richtung Friedrichstraße gezogen. Aufgeregt informierte die Hecklingerin Wirt und Inhaber Holger Assmussen über den tierischen Besuch. Dieser dachte erst, das sei ein Scherz. Doch da Margrit Stöcker energisch betonte, das sei alles andere als ein Scherz, kontrollierte er selbst seinen Hof. Und wirklich: Er sah drei Wildschweine im Biergarten. Sofort verriegelte Holger Assmussen das große Eingangsportal, ein Stahltor und schloss sicher zu.

Das Ordnungsamt der Stadt Hecklingen wurde informiert, ebenso die Polizei. Auch ein Jäger war vor Ort. Zu fünft wagten sie sich auf den Hof, um die Lage vorsichtig zu prüfen. Als die aufgeregte Bache vom anliegenden Garten auf den Hof gestürzt kam, sprangen sie hinter die Saaleingangtür auf die sichere Seite.

Die Bache lief in Höchstgeschwindigkeit auf das verschlossene Tor zu, wurde aber vom Eisenmaterial mit einem lauten Krachen spontan gebremst. Sie zog sich in den Garten zurück. Als Polizisten, Mitarbeiter des Ordnungsamtes, Jäger und Inhaber ins Hotel gehen wollten, um das weitere Vorgehen zu beraten, versuchte die Bache ein zweiten Mal, durch das Tor zu kommen. Mit Anlauf schoss sie mit ihren geschätzten zwei Zentnern Eigengewicht gegen das Metall. Das massive Stahltor - dreimal gesichert: am Boden, in der Decke und verschlossen - sprang auf.

Die Wildschweine liefen wie der Blitz über die Straße. Laut Polizei kollidierte in der Staßfurter Straße ein Ford Focus mit den flüchtenden Tieren.

Dann waren sie weg. Die Polizei suchte die nähere Umgebung ab, aber ohne die Wildschweine noch einmal zu sehen.

Ein Hinweis auf den besonderen tierischen Besuch ging dann noch gegen 18 Uhr bei der Leitstelle ein. Hecklinger meldeten, dass sie gesehen haben, wie ein großes Wildschwein auf ihrem Grundstück randaliert habe. Auch in diesem Fall suchte die Polizei nach den Tieren - ergebnislos.

Um die Schwarzkitteln im Stadtgebiet bändigen zu können, wurde Zootierinspektor Thomas Suckow vom Bernburger Tiergarten angefordert. Er darf im Bedarfsfall Tieren eine Narkose oder einen Schuss versetzen. Doch als er vor Ort eintraf, war weit und breit kein Wildschwein mehr zu sehen.

Die Tiere hatten wohl eingesehen, dass das Stadtleben nichts für sie ist ...