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Bürgerforum lieferte Verwaltung viele Anregungen, die in das Papier einfließen sollen Altstadt bleibt für Radfahrer ein Ärgernis

Von Reinhard Opitz 15.02.2013, 01:17

Nach der Bürgerversammlung vom Mittwochabend können das Planungsamt und die Autoren des Entwicklungskomzepts Altstadt aus einem Fundus von Anregungen schöpfen. Viele davon sollen in das Papier einfließen, bevor es erneut dem Stadtrat vorgelegt wird.

Stendal l Aus Radfahrersicht ist die Altstadt ein Entwicklungsgebiet. Darauf machten mehrere der rund 80 Besucher der Bürgerinformation am Mittwochabend im gut gefüllten Rathausfestsaal aufmerksam. Auch die Anzahl der Fahrradständer, vor allem in der Breiten Straße, reiche nicht aus, meinte zum Beispiel Wiebke Stephan.

Auch die Autoren des Altstadt-Entwicklungskonzepts, das Sebastian Lopitz vom Berliner Stadtbüro Hunger den Stendalern in seinen Grundzügen vorstellte, sehen das Problem. Ihr Vorschlag, die Abstellmöglichkeiten für Räder in der Fußgängerzone durch die Aufstellung einzelner Anlehnbügel zu erweitern, erscheint vielen Radlern aber offenbar als nicht ausreichend. So wird der Fahrradproblematik in einer überarbeiteten Fassung des Konzepts wahrscheinlich mehr Gewicht zugemessen werden. Planungsamtsleiter Axel Achilles versprach den Gesprächsteilnehmern jedenfalls, dass viele ihrer Anregungen in das Papier einfließen werden, bevor es erneut dem Stadtrat vorgelegt wird.

Dazu dürfte auch die eindeutige Formulierung gehören, dass die Stadt die Idee öffentlicher Wege über private Grundstücke in den grünen Innenbereichen der Altstadt nicht weiter verfolgt. Gabriele Badendick hatte das Thema angesprochen. Selbst Grundstücksbesitzerin in der Innenstadt, habe sie vor einigen Jahren Teile davon für die öffentliche Nutzung abgeben sollen. Sie habe sich zur Wehr gesetzt und das Ganze abgewendet. Sie glaube aber nicht, dass es schon ausgestanden ist. Die Stendalerin befürchtet, dass ihr nach wie vor eine Enteignung drohe.

"Die Enteignung war nie unsere Absicht", versicherte der Planungsamtsleiter. Von der Möglichkeit, öffentliche Wege durch die Innenquartiere zu führen, sei die Verwaltung inzwischen ohnehin abgerückt, sagte Achilles weiter und fügte schmunzelnd hinzu: "Auch wir sind lernfähig." Georg-Wilhelm Westrum, Amtsleiter für Stadtumbau und Sanierung, erklärte, welche Idee dahinter steckte: Bewohnern, die nur von der Straße aus ihr Grundstück erreichen können, sollten Zugangsmöglichkeiten auch vom rückwärtigen Bereich geboten werden. Wegen der großen Widerstände von Betroffenen habe die Verwaltung das aber fallen gelassen.

Ein gegenwärtig akutes Problem, das die Volksstimme am 8. Februar schilderte ("Wir Bewohner stören hier nur noch") brachte unter anderen Wiebke Stephan zur Sprache: Die Bewohner der Einfamilienhäuser an Binnhoff und Vogelstraße werden von parkenden Autos dicht bedrängt. Eine andere Besucherin der Veranstaltung nannte es "wildes Parken, für das von den Grundstücksbesitzern kassiert wird". Wild deshalb, meinte sie, weil die Flächen eigentlich als Baugrundstücke ausgewiesen seien. Axel Achilles gab ihr zumindest insofern recht, als der Bebauungsplan hier keine Parkanlage vorgesehen habe. Bat aber um Verständnis dafür, dass er zu diesem Thema nicht mehr sagen könne, weil in dieser Sache derzeit ein Klageverfahren vor Gericht anhängig sei.

Auf ein geteiltes Echo stieß der Vorschlag von Florian Schaffel. Der junge Mann plädierte dafür, auf einem Teil des Grünstreifens im Südwall eine Haltestelle für die Überlandbusse zu bauen. Dann könnten doch, so meinte er, Bewohner der Region bequem zum Einkaufen in die Innenstadt, was zum Beispiel den neuen Lebensmittelmarkt am Schadewachten freuen würde. Ein Anwohner des Südwalls hatte dafür wenig Begeisterung übrig. Es sei trotz Umgehungsstraße schon genügend Lkw- und Schwerlastverkehr in der Straße, so dass es mehrmals täglich zu Staus komme. Die Verwaltung forderte er auf, etwas dagegen zu tun.

Ex-Oberbürgermeister Volker Stephan lobte das Altstadt-Konzept des Büros Hunger, das eine "erfreuliche Kontinuität" aufweise, widersprach aber vehement dem von Sebastian Lopitz formulierten Satz, Stendal weise keine Alleinstellungsmerkmale auf. Stephan nannte die Route der europäischen Backsteingotik, an der die Stadt liege, und die größte Ansammlung von Buntglasfenstern aus dem 15. Jahrhundert im Dom.