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Nationalmannschaften der Segelflieger absolvieren Trainingslager auf Borsteler Flugplatz Deutschlands Beste fliegen auf Stendal

Von Thomas Pusch 22.05.2013, 03:14

Die besten Segelflieger Deutschlands sind derzeit in einem Trainingslager auf dem Flugplatz Borstel. Erstmals sind alle Nationalmannschaften, von den Junioren über die Frauen bis zu den Männern, in verschiedenen Klassen.

Stendal l "Von Norden kommen immer wieder Wolkenfelder, im Süden sieht es freundlicher aus", sagt Holger Back mit Blick gen Himmel. Der Nationaltrainer der Männer in den so genannten FAI (Fédération Aéronautique Internationale)-Klassen ist am Dienstagvormittag skeptisch, ob die Segelflieger starten können. Seit Sonnabend sind die Nationalmannschaften auf dem Flugplatz Borstel im Trainingslager. "Und erstmals sind alle zusammen, auch die Frauen und die Junioren sind dabei", sagt er. 32 Teilnehmer sind in dem Stendaler Ortsteil versammelt, das sind allerdings nicht alle Nationalsegelflieger. "Die Übrigen waren bei einem Trainingslager, das wir vor zwei Wochen in Südfrankreich veranstaltet haben", erklärt Back. Mitte Juni findet dort eine Europameisterschaft statt, so sollte die Vorbereitung besonders gezielt sein.

Auf Stendal fiel die Wahl hingegen aus einem ganz anderen Grund. "Ich war im vergangenen Jahr hier und das hat mir alles sehr gut gefallen, nicht nur der Flugplatz, sondern auch die Stadt und die Umgebung", zählt Back auf, wie er die anderen Flieger von Stendal überzeugt hat. Die gute Thermik ist ein weiterer Grund gewesen. "In Richtung Norden wird es etwas schwieriger, weil der Boden feuchter wird", schränkt der 56-Jährige ein. Die Sonne müsse erst die Nässe aus dem Boden heizen, bevor ein Aufwind entstehen kann. Von Physik und Meteorologie müssen Segelflieger eine Menge verstehen. Dennoch dürfen sie schon relativ schnell allein das Kommando übernehmen. "Nach 40 bis 50 Starts ist das möglich, nach etwa zwei Jahren ist man ein kompletter Segelflieger", sagt Back.

Auch ohne Flugstunden lohnt die Teilnahme am Trainingslager

Eine komplette Fliegerin ist Sue Kussbach allemal. Die 45-Jährige aus der, wie sie selbst sagt, "Fußballhauptstadt Deutschlands", ist sogar amtierende Weltmeisterin. Fliegen kann sie im Moment nicht, zwei Krücken hindern sie daran, aber bis zur Weltmeisterschaft Ende Juni will sie wieder fit sein. An der Trainingswoche nimmt sie aber wegen der Theorie und mentalen Vorbereitung auf den Wettbewerb teil. Derzeit fiebert die Dortmunderin allerdings dem Champions-League-Finale entgegen und drückt ihrem BVB ganz fest die Daumen.

Langsam kommt Bewegung auf dem Flugplatz auf. Die ersten Flieger werden per Seilwinde in die Lüfte geschickt. Klaus Reinhardt vom Fliegerclub Brandenburg kommt mit der polnischen Wilga, einem speziellen Schleppflugzeug, angerollt. "Ich hänge lieber hinten dran", meint der rüstige 70-Jährige schmunzelnd, der vor über 50 Jahren erstmals in einem Segelflugzeug saß.

Hinten dran hängen wie Dörte Starsinski (31) aus Ulm. Aufgeregt sei sie nicht, "nicht bei Trainingsflügen", sagt sie lächelnd. Ihre Schwester Beke hilft ihr das Kanzeldach zu schließen und hält das Flugzeug an der Seite in Balance. "Tschüss und viel Spass", ruft sie der Pilotin zu. Dann gibt Klaus Reinhardt Gas, die 40 Meter lange Leine spannt sich und das Gespann steigt in die Höhe, ist bald in den Wolken verschwunden.