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Elbe steigt unaufhörlich - Katastrophenalarm im Landkreis Werderaner droht die Evakuierung

Von Volker Langner 05.06.2013, 03:13

Die Elbe steigt unaufhörlich. Gestern um 20 Uhr lag der Pegel in Tangermünde bei 5,54 Meter. Prognostiziert werden bis Ende der Woche über acht Meter. Das ist mehr als beim sogenannten Jahrhunderthochwasser 2002, als er bei 7,68 Meter lag. Ab heute gilt Katastrophenalarm im Kreis.

Stendal l "Es wird dramatisch", schätzte Landrat Carsten Wulfänger (CDU) gestern ein. Er kündigte auf einer Pressekonferenz an, heute um 8 Uhr Katastrophenalarm auszurufen. Zwar seien seit dem Sommerhochwasser 2002 viele Deichabschnitte saniert worden und damit stabiler, doch sieht Wulfänger "eine große Gefahr". Besonders gefährdet sind der Bereich Demker/Weißewarte, ein Deichabschnitt zwischen Altenzaun und Berge, die Orte Werder und Scharpenlohe bei Beuster sowie die Havelberger Stadtinsel.

In Demker fehlen 2,2 Kilometer Deich. Dort wird jetzt fieberhaft gearbeitet, um ihn in einer Höhe von einem bis drei Meter aufzubauen. "Wir gehen davon aus, dass es klappt", sagte gestern Hans-Jörg Steingraf, Flussbereichsleiter Osterburg im Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW). Zudem werden die Durchlässe der Straße zwischen Demker und Weißewarte geschlossen, um Weißewarte zu schützen. Allerdings rechnet der Katastrophenstab beim Landkreis damit, dass die Straße überflutet wird und gesperrt werden muss.

Notquartiere in Stendal und in Osterburg

Bei Altenzaun bereitet ein Deichabschnitt, der auf einer Länge von neun Kilometern noch nicht saniert ist, Sorgen. Er könnte mit Sandsäcken verstärkt beziehungsweise erhöht werden. Apropos Sandsäcke: Der Landkreis hält als Reserve bis zu 30000 befüllte bereit.

Für die Menschen in Werder und Scharpenlohe bei Beuster ist das Inselleben bei Hochwasser nichts Ungewöhnliches. Allerdings droht den 42 Bewohner diesmal die Evakuierung. "Ob wir wirklich evakuieren, wird anhand der aktuellen Entwicklung entschieden", so der Landrat. Ausweichquartiere im Raum Seehausen werden vorbereitet.

Auch Stendal, das nach Einschätzung von Wulfänger und Steingraf nicht von Fluten bedroht sei, mit seinem Berufsschulzentrum und die Landessportschule in Osterburg könnten im Evakuierungsfall Notquartiere beherbergen. Das es soweit kommt, hofft natürlich niemand.

Aland-Abschlusswerk gestern geschlossen

Hoffen dürfen die "Nordlichter" des Kreises, denen bei den vergangenen Hochwassern der Aland zusetzte. "Solche großen Probleme wird es nicht geben", so Steingraf. Begründung: Nachdem Elbewasser in den Fluss floss, wurde gestern das Aland-Abschlussbauwerk geschlossen und dem Elbewasser ein Riegel vorgeschoben.

Komplizierter erweist sich die Lage in Havelberg. Um die Stadtinsel zu sichern, könnten die Polder geflutet werden, kündigte Reinhard Kürschner, LHW-Flussbereichsleiter Genthin, an. Die sechs Polder fassen insgesamt 125 Millionen Kubikmeter Wasser. Kürschner: "Das ist mehr, als die Rapp-Bode-Talsperre fasst." Doch ob so viel Platz für Elbwasser bleiben wird? Möglich, dass die Havel ihn benötigt. Denn auch sie steigt unaufhörlich.

Ein Video von der Pressekonferenz gibt es unter www. volksstimme.de