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Mehrere Orte im Kreis Stendal evakuiert / Schule in Elbe-Havel und Tangermünde fällt heute aus Drama am Fischbecker Deich

Von Thomas Pusch und Marc Rath 10.06.2013, 01:44

Stendal l Die Hochwasserlage im Landkreis Stendal hat sich am Wochenende dramatisch zugespitzt. Bei Fischbeck sackte gestern der Deich ab, Gemeinden wurden evakuiert.

Dröhnend fliegt ein Hubschrauber der Bundespolizei über die Köpfe der Helfer am Fischbecker Deich hinweg. Um 11 Uhr bringt er das erste der dingend benötigten 1000 Big Packs und setzt es auf der Landseite des Deiches ab. Seit 18 Stunden kämpfen zu diesem Zeitpunkt mehr als 200 Helfer gegen das vorrückende Wasser. Hunderte Sandsäcke werden zum Stärken des Deiches verbaut.

"Er ist zum Teil auch abgerutscht, aber die Fachberater sind optimistisch, dass der Deich gehalten werden kann", sagt Landrat Carsten Wulfänger (CDU). Er ordnet dennoch die Evakuierung von Fischbeck und Kabelitz, später auch die von Wust an.

An der Grenze zu Brandenburg wird um 13.11 Uhr das Neuwerbener Wehr gezogen. Dadurch läuft Elbwasser in die Havel, an Havelberg vorbei und überflutet dann auf einer Fläche von rund 20000 Fußballfeldern sechs Polderflächen zwischen Havelberg und Rathenow.

Der Sonntagmorgen hat mit einer Hiobsbotschaft für Weißewarte begonnen. Ein noch am Sonnabend mit Panzern aufgeschobener Deich hat über Nacht nachgegeben. Der Wildpark ist komplett geflutet. Ins neue Wohngebiet läuft das Wasser.

Es ist ein Kampf um die Deiche: Am Nachmittag spitzt sich die Situation in der Wischeniederung zu. Der Katastrophenstab erwägt die Evakuierung einzelner Ortschaften. Auch die Bewohner der Stadt Sandau und von Wulkau werden auf eine mögliche Räumung vorbereitet. In Arneburg gibt am Sonntag eine mobile Spundwand nach, mehrere Anwohner verlassen ihre Häuser.

Der Kampf geht heute weiter. Viele Straßen in Elbnähe sind unpassierbar. Die Schule fällt im Altkreis Havelberg, in Tangermünde und Iden aus. Die Kitas in Sandau, Klietz, Kamern, Schönhausen, Wust und Wulkau bleiben vorerst geschlossen, in Schollene gibt es einen Notbetrieb.

MAGDEBURG: Das Hochwasser trifft Magdeburg wesentlich stärker als erwartet und überflutet es langsam. Die Bundeswehr versucht mit 700 Soldaten, das Umspannwerk im Stadtteil Rothensee und damit die Stromversorgung in Betrieb zu halten. 23000 Bewohner in östlichen Stadtteilen werden aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen. Der Stadtteil Rothensee, bekannt für Güterhafen und Industrieanlagen, ist zuvor wegen des eindringenden Wassers geräumt worden.

BARBY: Am Zusammenfluss von Saale und Elbe bei Klein Rosenburg bricht der Damm. Die verbliebenen rund 150 Menschen werden aufgerufen, in höhere Gebiete zu flüchten. Die Stadt Aken mit rund 8000 Einwohnern wird geräumt.

SCHÖNEBECK: Mehrere Tausend Menschen in der Region Schönebeck müssen ihre Wohnungen verlassen.