1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Applaus für Kinder pustet Intendant Dirk Löschner von der Bühne

Kunst- und Kulturwettbewerb "re-flect" im Theater der Altmark Applaus für Kinder pustet Intendant Dirk Löschner von der Bühne

Von Kristin Schröder 25.10.2010, 04:21

Bereits zum vierten Mal wurde gestern der Kunst- und Kulturwettbewerb "re-flect" im Theater der Altmark ausgetragen. Alle 31 eingereichten Beiträge befassten sich mit dem Thema "Chancengleichheit für alle" – für Menschen mit und ohne Behinderungen. 14 davon wurden gezeigt.

Stendal. "Ermutigende, aber auch verstörende Beiträge seien für den diesjährigen re-flect-Wettbewerb eingereicht worden", sagte gestern Theaterintendant Dirk Löschner. Alle eingesandten Werke mussten sich mit dem Thema "Chancengleichheit für alle" auseinandersetzen.

Bernd Zürcher, Regionalleiter Altmark/Jerichower Land des Paritätischen, rief im Vorfeld "alle Menschen mit und ohne Behinderung" auf, "sich auf künstlerische Weise mit ihren Lebensbedingungen, -bedürfnissen und -hemmnissen auseinanderzusetzen". Was Menschen im Alltag behindert, müsse nicht zwangsläufig mit körperlicher oder geistiger Behinderung einhergehen, so Annemarie Theil, stellvertretende Landrätin Stendal. "Auch Rassismus und Vorurteile beeinträchtigen das Leben."

Die Vielfalt der nominierten Beiträge, darunter Theaterstücke, Kurzfilme und ein Musikvideo, zeigte, wie unterschiedlich die Menschen mit dem Thema Behinderung umgehen. "Die Verschiedenheit der Beiträge macht es für die Jury unheimlich schwer", bestätigte Jurymitglied Katrin Kunert.

Der Sonderpreis ging in diesem Jahr an das Video "Kartoffelstoppeln" der Medien AG der Hallischen Behindertenwerkstätten. Der dritte Preis ging an das Musikvideo "WerniGerode" von Kay Schliephake. Es zeigte, wie Jugendliche im Spannungsfeld von deprimierender Plattenbauten-Architektur und idyllischer Landschaft aufwachsen.

Den zweiten Preis erhielt das Video der "Traumzauberzirkus" von der Lebenshilfe Osterburg. Siegerin des Abends war die Bismarker Schriftstellerin Sina Kongehl. Sie siegte mit einer Geschichte über "Burn Out". Völlig überwältigt nahm die 35-Jährige den Sieger-Award entgegen. "Ich kann es noch gar nicht fassen", sagte sie nach der Preisverleihung. Sie habe überhaupt nicht damit gerechnet.

Liebling des Publikums war das Theaterstück "Das traurige Mädchen" der Integrativen Kita der Lebenshilfe Stendal. Der Applaus für jeden Beitrag wurde über ein "Applaus-O-Meter" gemessen. Der Beifall für die Kinder war so gewaltig, dass Intendant Dirk Löschner förmlich "von der Bühne gefegt" wurde.

Darüber hinaus begeisterte das Theaterstück "Dinner for one" des Gehörlosenvereins Stendal Jurymitglied Kunert so sehr, dass sie die gehörlosen Schauspieler für eine Vorführung in den Deutschen Bundestag einlud. "Dinner for one" laufe an jedem Silvester im Fernsehen und sei jedem bekannt, sagte sie nach der Preisverleihung.

Das Theaterstück wurde in Gebärdensprache aufgeführt und zeigte durch diese Umkehrung eindrucksvoll, wie Gehörlose vom normalen Fernsehprogramm ausgeschlossen werden.