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Vortrag am Privatgymnasium: Drei Organtransplantierte sprechen über ihre Erlebnisse und zeigen Chancen und Wege nach der OP Eine Liebeserklärung an das Leben

Von Katrin Wurm 03.11.2010, 04:15

Seit 1963 werden Nieren, seit 1969 Herzen in Deutschland transplantiert. Trotz dieser langen Zeit herrscht noch immer viel Unwissenheit. Drei Organtransplantierte sprachen mit Schülern des Privatgymnasiums über ihren Weg.

Stendal. Niki Lauda hat es erlebt, Kurt Masur und auch Roland Kaiser: Sie alle haben wegen Organversagen auf ein neues Organ warten müssen. Und es hat bei allen dreien geklappt. So auch bei Annemarie Kumpe, Elisabeth Mertens und Elke Kricheldorf. Die Frauen aus Bertingen haben alle ein neues Organ bekommen. Über ihren Leidensweg, die Hoffnung auf ein neues Organ und die "Wiedergeburt" nach der Transplantation redeten sie gestern mit Schülern der elften Klasse des Privatgymnasiums.

Elend, Hoffnung, Enttäuschung, Mut – all das sind Zustände, die einen durch die Krankheit begleiten, erklärt Arzt und Transplantationsexperte Dr. Alexander Krainz, der zusammen mit den Frauen die Schüler aufklärte. All diese Zustände erlebten die Frauen auch. Sechs Jahre musste Elke Krichelsdorf alle zwei Tage zur Dialyse. Die Ärzte hatten bei ihr Nierenversagen festgestellt. Die durchschnittliche Wartezeit für eine neue Niere beträgt sechs bis acht Jahre.

"Es war eine harte Zeit. Man musste mit vielen Entbehrungen leben. Das fing bei der Ernährung an und endete beim sozialen Leben", berichtet sie. Am Tag, als sie erfuhr, dass für sie eine passende Niere gefunden wurde, wusste sie nicht, wie ihr zumute sein sollte: "Ich musste weinen, denn ich hatte ja auch Angst. Doch dann ging alles so schnell." Schon kurz nach dem Eingriff ging es ihr deutlich besser. "Danach genoss ich die alltäglichen Dinge noch viel mehr. Ein Stück Schokolade hatte plötzlich große Bedeutung für mich."

Weniger über die Schokolade, sondern mehr über den Sport freute sich Annemarie Kumpe nach ihrer Nierentransplantation vor 29 Jahren. Seitdem ist sie sehr erfolgreich. Noch immer läuft sie viel und nimmt an Wettkämpfen teil.

Elisabeth Mertens wartete auf ein neues Herz. Nach einem halben Jahr auf der Warteliste, und schließlich auf der Dringlichkeitsliste, bekam sie es. Wem es mal gehört hat, weiß sie nicht. Doch nun schlägt es in ihrer Brust und sorgt dafür, dass sie das Leben wieder genießen kann.

Die Frauen sind dankbar für das neue Leben. "Der Spender muss das Leben genauso geliebt haben wie wir", sagt Elke Kricheldorf.