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Selbsthilfegruppe Wachkoma und Angehörige feierte ihr fünfjähriges Bestehen "Wir werden die Hoffnung nie aufgeben"

Von Thomas Pusch 30.08.2013, 03:10

Auf den Tag genau fünf Jahre nach der Gründungsversammlung in Grieben feierte die Selbsthilfegruppe Wachkoma und Angehörige gestern Geburtstag. Dazu kamen auch Mitglieder aus Halle und Brandenburg.

Tangerhütte l Den 20. Januar 2002 wird Helke Werner wohl nie vergessen. Dieser Tag veränderte ihr Leben und nicht nur ihres. Vor mehr als elfeinhalb Jahren erlitt ihr Ehemann Karlheinz einen Herzstillstand. Durch die Sauerstoffunterversorgung fiel er ins Wachkoma. Bis heute ist er daraus nicht aufgewacht. Von langem Kampf und aufwändiger Pflege, vor allem in den ersten Jahren, erzählte Helke Werner gestern beim Geburtstag der Selbsthilfegruppe Wachkoma und Angehörige. Die hatte sie am 29.August 2008 ins Leben gerufen.

Bis zu 19 Stunden Pflege am Tag

"Erst seit 2006 gibt es das Anrecht auf eine 24-Stunden-Pflege", erzählte sie. Vorher waren die Pfleger nur vormittags da, wenn sie arbeitete. Abends bekam sie noch einmal Unterstützung, das war\'s. Mittlerweile wird ihr Mann bis zu 19 Stunden versorgt. Als Pflegefall, der keine Fortschritte mehr machen würde, hatte man ihren Mann 2002 abgestempelt. Doch Helke Werner freut sich über eben diese Fortschritte. "Er erkennt Stimmen, dreht dann seinen Kopf, und auf Ansage kann er auch seine Füße drehen", nennt sie Beispiele. Kleine Fortschritte, aber eben auch Mutmacher. "Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass er eines Tages aufwacht", sagt Tochter Anja Werner bestimmt. Ihre Mutter nennt positive Beispiele. Ein Mann wachte in den Vereinigten Staaten nach 24 Jahren aus dem Wachkoma auf, bei einem Polen waren es 18 Jahre. "Und in beiden Fällen ging dem ein jahrelanges Aufwachen voraus", fügte sie hinzu. Darauf hofft auch ein Mitglied aus Brandenburg, das ungenannt bleiben möchte. Seine Lebensgefährtin fiel 2006 bei einer Augenoperation ins Wachkoma. "Irgendetwas ging mit der Narkose schief", erzählt er.

Zahlreiche Fachvorträge

In den ersten vier Jahren hat sich gar nichts getan, seitdem gab es auch bei ihr Fortschritte. "Sie hat den Arm bewegt, ihre Gesichtszüge regten sich", klammert sich der 50-Jährige wie wohl jeder Mensch im Umfeld eines Wachkomapatienten an jeden Strohhalm. Wie fast jeder, denn: "Die Familie meiner Lebensgefährtin findet das ist unnötige Verlängerung."

Zur Geburtstagsfeier gehörte allerdings nicht nur der Erfahrungsaustausch. Sondern auch Fachvorträge, unter anderem ein munteres und für Laien sehr gut verständliches Referat der Klinischen Sprechwissenschaftlerin Ulrike Wolf über die Therapie von Schluckstörungen. Und es gab auch ein buntes Programm. Dafür sorgten Bewohner des DRK-Hauses "Am Seeberg" in Kehnert.