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Friedrich Bertz musiziert ehrenamtlich in der Kita und im Pflegeheim Uchtspringer schenkt mit der Quetsche anderen viel Freude

Von Kristin Schröder 11.12.2010, 04:26

Der 82-jährige Friedrich Bertz aus Uchtspringe spielt seit vielen Jahren ehrenamtlich den Bewohnern von mehreren Pflegeheimen mit seinem Akkordeon Musik vor. Es ist für ihn Dank genug, wenn er sieht, wie sich die Menschen über seine Musik freuen.

Uchtspringe. Die Kinder warten schon gespannt an der Tür zur Kita "Bienenkörbchen" in Uchtspringe. Denn heute kommt Friedrich Bertz mit seinem Akkordeon in die Kita, um mit den Kindern Lieder zu singen. Für die Kleinen ist es jedesmal eine Freude, wenn sie Lieder schmettern können, die dazu auch noch auf einem Instrument begleitet werden.

Genauso wie den Kindern, geht es den Bewohnern des Jenny-Marx-Heims, wenn Bertz mittwochs bei ihnen musiziert. "Sie freuen sich über die Abwechslung in einem sonst sehr eintönigen Alltag", erzählt Bertz. Der 82-Jährige hat diese Eintönigkeit erstmals erlebt, als seine Frau vor fünf Jahren in das Pflegeheim ziehen musste.

"Sie leidet an schwerer Demenz und kann sich heute nicht mal mehr daran erinnern, dass wir bereits 62 Jahre verheiratet sind", sagt Bertz traurig. "Als ich meine Frau besuchte, fiel mir auf wie gelangweilt die Menschen dort herumsaßen", erzählt Bertz. "Mich hat schockiert, dass jeder nur mit sich selbst beschäftigt war."

"Ich wollte eigentlich keine Musik machen"

Er wollte es seiner Frau leichter machen, im Heim zu leben. "Irgendwie musste sie mit den Anderen in Kontakt kommen." Da kam ihm die Idee einfach mal gemeinsam mit den Senioren zu musizieren. Bertz erzählt, dass er eigentlich gar keine Musik machen wollte, aber sah keine andere Möglichkeit seine Frau zu unterstützen.

Also besorgte sich der ehemalige Musiklehrer, der 21 Jahre lang bis zu seiner Rente in der Börgitzer Schule unterrichtete, bei der Musikschule ein gebrauchtes Akkordeon und studierte zunächst erst einmal ein paar Lieder ein. "Heute kann ich natürlich sehr viele Titel aus dem Stegreif spielen", so Bertz stolz. Er stellte ein Programm zusammen, das den Bewohnern eine Geschichte erzählen soll. "Mal singen wir von den Bergen, mal von den Flüssen oder den Wäldern." Die Musikstunde im Jenny-Marx-Heim, gefiel den Bewohnern so gut, dass Bertz von da an jeden Mittwoch die Musikstunde gibt. "Ich bin ja sowieso jeden Tag da", sagt Bertz bescheiden. Denn er besucht seine Frau täglich im Heim.

Dass Friedrich Bertz seine Sache gut macht, sprach sich recht schnell herum. Schon wenige Wochen nachdem er begann, im alten Gebäude des Jenny-Marx-Heims zu spielen, sollte er wöchentlich auch die Bewohner im Neubau des Heims unterhalten. Als eine Bewohnerin des Heims nach Tangermünde wechselte, berichtete sie dort begeistert von Bertz und welch Abwechslung es für die Senioren bedeute. "Seitdem spiele ich auch jeden Freitag eine Stunde im Pflegeheim Elbblick in Tangermünde", erzählt Bertz stolz. Vor mehr als drei Jahren wurde er dann auch noch angesprochen, mit den Kindern in der Kita in Börgitz zu musizieren. "Das mache ich jeden ersten Dienstag im Monat", berichtet Bertz. Außerdem spielt er unregelmäßig für die Bewohner des Pflegeheims in Uchtspringe.

"Vor kurzer Zeit bat mich noch die Tagesstätte in Lüderitz, dort auch zu spielen. Aber das kann ich nur selten machen, wenn es auf meinem Weg liegt." Bertz möchte kein Geld für seine Auftritte, aber er kann weite Fahrten auch nur schlecht über seine Rente finanzieren. "Deshalb freue ich mich natürlich über ein wenig Fahrtgeld."

"Die Musik tut mir ja auch gut. Musik ist Therapie"

Doch er versucht trotzdem alle Termine wahrzunehmen. "Die Musik tut mir ja auch gut. Musik ist Therapie", sagt Bertz. Seit seine Frau im Pflegeheim ist, schleichen seine Tage manchmal nur so dahin. Die Musikstunden sind für ihn eine willkommene Abwechslung.

"Ich will ja gar kein Geld. Freude zu geben und Freude zu nehmen ist mein Bestreben." Bertz ist zufrieden und fühlt sich gebraucht, wenn er von seinen Zuhörern einfach nur kleines Dankeschön hört. Für ihn und seine Zuhörer sind die Musikstunden nicht nur Unterhaltung.

Er erzählt, dass sie zum Wohlbefinden beider Seiten beitragen. "Die Bewohner hören die alten Lieder, die sie früher gesungen haben und können in Erinnerungen schwelgen. Und für mich ist es die Freude, mit meiner Quetsche etwas zurückgeben zu können."