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Neue Serie "Kita mit Konzept" / Teil 1: Die "Kita auf dem Bauernhof" mit Montessori-Pädagogik Bullerbü in Bindfelde

Von Sibylle Sperling 15.11.2013, 01:07

In unserer neuen Serie "Kita mit Konzept" stellen wir vor, wie die Jüngsten ihren Alltag verbringen. Welche Idee verbirgt sich hinter den Erziehungskonzepten? Welche Betreuungsangebote stehen im Mittelpunkt? Heute: Die Montessori-Pädagogik.

Stendal l Eine kleine Allee haben sie gepflanzt, die Kinder der Kita Bindfelde. Vorerst zwölf Bäume, die sie anhand des Alphabets aufgereiht haben. "Hilf mir, es selbst zu tun", ist der Leitspruch der großen Reformpädagogin Maria Montessori und dieser Satz ist es auch, den Leiterin Dorothea Schulz zitiert, als sie nach dem Konzept ihrer Einrichtung gefragt wird.

1997 hat die Erzieherin die Kita aus dem Boden gestampft. Zusammen mit Tochter Maren Völz hat sie den eigenen Bauernhof, auf dem die Großfamilie immer noch wohnt, in ein Kitakonzept integriert. Denn die Leiterin ist überzeugt: Maria Montessoris Ansichten passen perfekt zum Bauernhof.

Die Welt mit allen Sinnen erforschen

Mittlerweile ist die Leitung ein Dreiergespann, Tochter Alexandra Keune managt Kita und die dazugehörige Schule. Das Erziehungskonzept der Einrichtung ist nachgefragt, sogar ihre Berliner Partnerkita kommt einmal im Jahr nach Bindfelde, um Landluft zu schnuppern. Die Welt selber zu entdecken und sie mit allen Sinnen zu erforschen, das sind nicht nur Montessoris Maximen, sondern auch die der Bindfelder Erzieherinnen. Schließlich war es auf einem Bauernhof schon immer so, dass die Jüngsten mit angepackt und geholfen haben: Hühner füttern, Bäume pflanzen und Pflaumen aufsammeln.

Genauso wie heute in Bindfelde. Stolz präsentieren die Kinder ihre Errungenschaften. Pflaumenmus, eingewecktes Obst - natürlich selbst gemacht, pünktlich zum Erntedankfest. "Wir orientieren uns an den Jahreszeiten. Das bietet sich an", so Maren Völz. Das, was gerade anfällt, wird genutzt. Dazu wird der Bauernhof Tag für Tag unter die Lupe genommen.

Unter die Lupe nehmen die Kinder auch ihre Bäume im Baumalphabet. Kinder haben zum Anfangsbuchstaben ihres Namens den passenden Baum gepflanzt und ein Baumtagebuch angelegt. Für die Haselnuss sorgen Hanna und Helena, denn sie sollen lernen, ihren Baum zu pflegen und zu begutachten. Wenn die Haselnuss ihre Blätter im Herbst verliert, werden die natürlich auch genutzt: Dann heißt es Aufsammeln, Pressen und Einkleben. "Durch das eigene Tun und die Anschauung begreifen die Kinder, wie etwas funktioniert", so Völz. Richtig glücklich wäre Maria Montessori, erzählt sie, wenn die Kinder eigene Ideen entwickeln. Denn wenn sie etwas aus sich heraus tun, bleiben sie länger bei der Sache und werden selbstständig. "Außerdem wirkt sich das positiv auf ihre Psyche aus. Ihr Selbstvertrauen wächst und sie werden ausgeglichener." Natürlich pflanzen die Kinder nicht nur Bäume. Es darf nach Herzenslust gespielt werden und dazu geht es täglich an die frische Luft, bei jedem Wetter! Auch die Tiere werden liebkost und verwöhnt, denn die gibt es hier reichlich. Auch auf das Essen legt Dorothea Schulz großen Wert. "Essen hält Leib und Seele zusammen." Deshalb gibt es in Bindfelde eine Köchin, die regional und saisonal kocht - und vor allem Kinderessen.

Gedichte lernen in der Plattdeutschgruppe

Besonders stolz ist Maren Völz auf das neue Vorschulkonzept. Dazu besuchen die Vorschüler mehrmals pro Woche von 8.30 bis 15 Uhr die Schule und musizieren, basteln oder lernen mit den Großen gemeinsam. Auch Dorothea Schulz ist stolz. Auf ihre Plattdeutschgruppe, wo Gedichte gelernt werden. Und wo sie Geschichten erzählt, wie es früher auf dem Bauernhof zuging. Denn das, was die Kinder hier täglich erleben, ist immer noch das, was der Bauernhof hergibt.