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Linke-Bundestagsabgeordnete besucht Olympische Spiele in Sotschi Kunert will Flagge für Toleranz zeigen

Am Donnerstag landet Katrin Kunert in Sotschi. Die Bundestagsabgeordnete (Die Linke) will sich nicht nur sportliche Entscheidungen ansehen, sondern auch für Toleranz gegenüber Homosexuellen demonstrieren und politische Gespräche führen.

Von Thomas Pusch 06.02.2014, 02:20

Stendal l Sie hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, weil sich der Sportausschuss erst so spät konstituiert hat. Doch nun fliegt Bundestagsabgeordnete Katrin Kunert (Die Linke) doch nach Sotschi. Heute geht es los. Bis Sonntag hat sie ein intensives Programm, zu dem nicht nur der Besuch von Sportstätten gehört, sondern auch Gespräche mit Vertretern des russischen Schwulen- und Lesbenverbandes. Eine Regenbogenfahne hat sie auch im Gepäck.

"Ich bin froh, dass ich alles in den Koffer bekommen habe", sagte sie gestern im Gespräch mit der Volksstimme. Schließlich müsse sie sich auf verschiedene Temperaturen vorbereiten. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht vielleicht auch Gummistiefel mitnehme", waren ihre Planungen gestern Vormittag noch nicht ganz abgeschlossen.

Den ersten Termin hat sie schon heute Nachmittag, wenn das Deutsche Haus eröffnet wird. "Das ist ja das kleine Stück Zuhause für die Sportler und Funktionäre, wo man sich trifft und miteinander ins Gespräch kommen kann", sagte sie. Und ins Gespräch kommen will sie auch mit Menschen, die sich in Russland für Demokratie und Toleranz einsetzen.

Regenbogenfahne in der Protestzone

Dieses war für sie auch ein wichtiges Argument bei der Entscheidung, die Einladung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) anzunehmen. "Natürlich bin ich sportbegeistert, aber die andere Seite des Besuches finde ich genauso wichtig." Kein Verständnis hat sie für die Boykotthaltung etwa der Grünen: "Volker Beck fährt nicht nach Sotschi und fordert stattdessen die Sportler auf, sich politisch zu betätigen, das dürfen die doch gar nicht." Wer mit einem Handtuch mit Regenbogenflaggenmuster bei einem Wettkampf auftaucht, werde disqualifiziert. Außerdem sei es auch nicht die Aufgabe der Sportler, die sich auf ihre Wettkämpfe konzentrieren müssen.

Wenn auch noch nicht feststand, ob sie ihre Gummistiefel mitnimmt, eine Regenbogenflagge, Symbol der Schwulen und Lesben, wird sie auf jeden Fall im Gepäck haben. Mathias Fangohr, Vorstandsmitglied des Lesben- und Schwulenverbandes Sachsen-Anhalt, gab ihr gestern eine mit auf die Reise. Die will sie zwar nicht Ordnungskräften vor die Nase halten, aber durchaus in der Protestzone zeigen. Der Verband organisiert in Magdeburg Demonstrationen und Informationsveranstaltungen, um über die Situation in Russland nach dem Gesetz gegen "homosexuelle Propaganda" aufzuklären. Und dennoch findet es Fangohr richtig, dass Kunert nach Sotschi fliegt. "Wichtig ist es aber vor allem, auf die Situation zu schauen, wenn die Aufmerksamkeit nach den Olympischen Spielen nachgelassen hat", riet er. Dem stimmte Kunert zu und meinte, dass es dann wohl einen Besuch von Bundeskanzlerin Merkel beim russischen Präsidenten Putin geben müsse.

Daumendrücken für Pechstein

Doch die vier Tage in Sotschi werden für Kunert eben nicht nur politisch sein. "Ich bin neugierig und freue mich auf die Begegnung mit den Sportlern und die Wettkämpfe." Ganz fest die Daumen wird sie Claudia Pechstein beim 3000-Meter-Eisschnellauf drücken. Dass die Berlinerin die Deutschlandfahne bei der Eröffnung trägt, glaubt Kunert allerdings nicht. "Das wird wohl Andrea Henkel machen, Pechstein ist zu brisant, obwohl ich es toll finden würde." Die Biathletin wird sie beim 7,5-Kilometer-Sprint verfolgen, ebenso die Männer im 10-Kilometer-Sprint. Ab Montag muss sie dann die Spiele wieder vor dem Fernseher verfolgen.