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Wölfe in Arendsee Wolf erobert die Altmark als Lebensraum

Der Wolf erobert die Altmark als Lebensraum. Kürzlich sind zwei Wölfe
bei Arendsee gesehen worden. Biologen und Wolfsexperten verfolgen und
erfassen die Ausbreitung der streng geschützten Tiere. Sie wünschen sich
Sachlichkeit im Umgang mit der Rückkehr einer heimischen Wildtierart.

Von Antje Mewes 11.02.2014, 02:22

Altmark l Für Martin Trost, den Wolfsbeauftragten beim Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ist es keine Überraschung, dass bei Höwisch, Ortsteil der Einheitsgemeinde Arendsee, zwei Wölfe gesichtet worden sind. "Das wundert mich nicht, denn bei Gartow gibt es ein Rudel", erklärt er.

Die Wolfsfamilie auf niedersächsischem Territorium hat im vergangenen Jahr nachweislich Nachwuchs gehabt. Die Tiere haben einen großen Aktionsradius, der bis in den Raum um Arendsee reichen könne. Die Wolfsexperten wollen nun versuchen, die bei Höwisch fotografierten Wölfe mit in ihr Monitoringprogramm aufzunehmen.

Rudel auf Truppenübungsplatz in Colbitz-Letzlinger Heide

Für die Altmark ist ein Rudel auf dem Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide sicher nachgewiesen. 2013 wurden dort sieben Welpen geboren, berichtet Trost. In den Zichtauer Bergen sind Wölfe mehrfach in Fotofallen getappt. Deshalb war angenommen worden, dass sie sich dort ansiedeln wollen. Seit gut anderthalb Jahren sei es aber nicht gelungen, den Verdacht zu erhärten.

Insgesamt gebe es in Sachsen-Anhalt 5 Rudel, in ganz Deutschland 26. "Die Zahlen gehen nach oben", stellt der Wolfsbeauftragte fest. Nicht alle sehen das gern. Jäger fürchten um die Wildbestände. Insbesondere sei das Muffelwild in Gefahr.

Im Gegensatz zu Wölfen seien Mufflons keine einheimische Wildart, konstatiert der Experte. Die Wildschafe sind ursprünglich in den bergigen Regionen Korsikas und Sardiniens beheimatet und einst in Deutschland für die Jagd angesiedelt worden. "Sie sind an unsere Region nicht angepasst und verfügen über kein Verhaltensrepertoire dem Wolf gegenüber", erklärt Trost.

Keine Gefahr für Menschen

Rot- und Damwild sowie Rehe hätten hingegen eine gemeinsame Evolution mit dem Wolf und kämen mit seiner Anwesenheit gut zurecht. Dennoch sei ihm nicht bekannt, dass Muffelwildbestände irgendwo vom Wolf ausgerottet worden seien.

Menschen hätten vom Wolf nichts zu befürchten. Trost: "Das ist extrem unwahrscheinlich. Da muss sich niemand mehr Sorgen machen, als bei allen anderen heimischen Wildtieren." So sei die Gefahr, die von Wildschweinen für Spaziergänger und ihre Hunde ausgehe, um ein Vielfaches höher.

Es sei grundsätzlich ratsam, zu allen Wildtieren Distanz zu halten. Wölfe seien keine Kuscheltiere und mieden die Gegenwart des Menschen. Deshalb sei es die Ausnahme, dass Laien und Nichtjäger sie zu Gesicht bekommen.

Distanz zu Wildtieren halten

Dass bei Wölfen in der Nähe von Altengrabow die Räude ausgebrochen ist, sei ein natürlicher Vorgang. Dadurch breche die Population nicht zusammen, auch wenn die durch Milben verursachte Krankheit jetzt im Winter durch Stress und Kälte zum Tod einzelner Tiere führen könne.

Von Jägern in der Altmark ist des Öfteren die Forderung aufgemacht worden, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Vom Landesjagdverband gebe es dahin gehend keine Intentionen, berichtet Trost. Stattdessen sei eine Kooperationsvereinbarung geschlossen worden, die die Jäger ins Monitoring einbezieht. Da der Wolf unter Naturschutzrecht stehe, hätte die Aufnahme ins Jagdrecht keine Auswirkungen für ihn. Es gelte dann allerdings das Hegegebot.