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Prozess um angebliche Vergewaltigung fortgesetzt Gericht: "Jetzt ein anders Bild"

Von Wolfgang Biermann 30.07.2014, 01:23

Stendal l Die 1. Große Strafkammer am Landgericht Stendal hat den Prozess um die angebliche Vergewaltigung einer Wachschutzmitarbeiterin durch ihren Kollegen auf dem Truppenübungsplatz bei Letzlingen (Altmarkkreis Salzwedel) mit Zeugenaussagen fortgesetzt.

Zweifel an der Glaubwürdigkeit

Wie berichtet geht es seit dem 12. Juni vor dem Landgericht darum, ob eine junge Frau während einer Streifenfahrt im Rahmen ihres "Militärwachdienstes" auf dem Truppenübungsplatz am 6. Oktober 2011 von dem 30-Jährigen zu sexuellen Handlungen genötigt wurde oder nicht. Der Angeklagte gibt an, dass es Sex gab, aber der sei einvernehmlich gewesen. Er hatte eine Dienstpistole dabei, was im Fall der Schuldfeststellung straferschwerend wirken könnte. Allerdings war auch das angebliche Opfer bewaffnet.

Dieser Prozesstag nun steckte voller Überraschungen und erschütterte die Glaubwürdigkeit der angeblich vergewaltigten Frau. Was sie als Opfer erlebt haben will und als Zeugin dem Gericht geschildert hatte, scheint in einigen wichtigen Details nicht stimmig zu sein. Selbst der Anwalt, der die Frau als Nebenkläger im Prozess vertritt, machte einen ratlosen Eindruck.

Zwei Vorgesetzte von der im brandenburgischen Herzberg ansässigen Wachschutzfirma, bei der der Angeklagte und die angeblich vergewaltigte Frau bis zu ihrer Suspendierung im November 2011 tätig waren, hatten die Wachdienstbücher des Truppenübungsplatzes dabei. Und da gab es offensichtlich Widersprüche zu den Angaben der Frau.

Wachschutzführer: "Die Gerüchteküche kochte"

Die hatte unter anderem ausgesagt, einen Vorgesetzten weit vor dem Vorfall gebeten zu haben, sie nicht mehr mit dem Angeklagten zusammen auf Streife gehen zu lassen. Der Vorgesetzte sei ihrem Wunsch nachgekommen. Doch keiner der Vorgesetzten konnte das bestätigen. Und auch die Wachdienstbücher widerlegten ihre Angaben. "Ich hätte dem Anliegen sofort entsprochen", sagte ein Wachschutzführer aus. Er sei von einem Angestellten von der angeblichen Vergewaltigung informiert worden. "Die Gerüchteküche kochte. Das musste abgeklärt werden", sagte der Zeuge. Hätte die Frau nicht Anzeige erstattet, hätte er es getan.

"Wir haben jetzt ein anderes Bild", schloss das Gericht den Prozesstag. Ob die Frau nun noch einmal in den Zeugenstand muss oder wie geplant am 14. August die Plädoyers gehalten und das Urteil gesprochen wird, bleibt abzuwarten.