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CJD und Sonderregelungen helfen über die Zeit des Betreuungsplatzmangels Kinderboom statt Rückgang lässt Stadt neue Wege gehen

Von Anke Hoffmeister 13.08.2014, 03:12

In Tangermünde entwickeln sich die Einwohnerzahlen entgegen dem Trend. Weniger Kinder sagte das Statistische Landesamt voraus. Hier wurden es wesentlich mehr. Das sorgt für einen Engpass bei den Betreuungsplätzen.

Tangermünde l Zu Jahresbeginn registrierte das Einwohnermeldeamt der Stadt Tangermünde allein 80 Kinder mehr, die mit ihren Eltern 2013 in die Stadt gezogen waren. Diese Tatsache ist erfreulich. Sie bringt aber auch Pläne durcheinander.

So ist die am 1. September zu eröffnende neue Kindertagesstätte in der Luisenstraße viel zu klein, um den daraus resultierenden Nachfragen nach Kitaplätzen gerecht werden zu können. Inzwischen sind auch die Kitas in Buch und Hämerten voll. Die Kita "Kleine Ritter" in der Ulrichsstraße ist seit ihrer Sanierung ohnehin die gefragteste.

"Hätten wir nicht reagiert, würden uns zum Jahresende 50 Betreuungsplätze im Kindergarten- und Krippenbereich fehlen", machte Amtsleiterin Birgit Herzberg am Montagabend im Sozialausschuss deutlich. Auch wenn die Kommune nicht mehr in der Pflicht ist, Betreuungsplätze vorzuhalten, Eltern einen solchen Anspruch dem Landkreis gegenüber geltend machen müssen, "wollen wir uns als Stadt nicht zurücklehnen", sagte sie. "Wir tun gut daran, dem Bedarf zu folgen."

Um den Wünschen nach Betreuungsplätzen gerecht zu werden, ging Tangermünde nun viele Wege. Für die nagelneue Kita Luisenstraße werde es, berichtete Herzberg, eine auf ein Jahr befristete Ausnahmegenehmigung geben. Nicht 114 Kinder, sondern 16 Kinder mehr, also 130 Kinder, könnten bis Ende 2015 an diesem Ort betreut werden. Außerdem stünde ein gleiches Prozedere für drei Plätze bei den "Kleinen Rittern" an.

"Wir wollen uns als Stadt nicht zurücklehnen."

Amtsleiterin Birgit Herzberg

Außerdem habe die Verwaltung in den vergangenen Monaten viele Gespräche und Verhandlungen mit dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) Billberge geführt. Leiterin Janin Schönberg, derzeit in Elternzeit, stellte am Montagabend im Ausschuss das Ergebnis der Beratungen vor.

Am 1. September wird demnach nicht nur in der Luisenstraße eine neue Betreuungseinrichtung eröffnet. Auch das CJD Billberge feiert an diesem Tag die Eröffnung von zwei sogenannten Tagespflegestellen. Zu verstehen sind darunter zwei Orte in der Stadt - ehemalige Wohnungen in der Langen Straße 3 und der Kirchstraße 70 -, in denen künftig jeweils fünf, also insgesamt zehn Mädchen und Jungen betreut werden. Kinder im Alter von 0 bis 7 Jahren könnten hier, erklärte Janin Schönberg, den Ausschussmitgliedern, einen Platz bekommen. Voraussetzung dafür sei, dass "die Eltern einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehen". Drei staatlich anerkannte Erzieher und eine staatliche anerkannte Tagesmutter seien für die Betreuung der zehn Kinder bereits beim CJD eingestellt. Auch alle zehn Plätze seien bereits vergeben. Für die Betreuung hier zahlen die Eltern die gleichen Gebühren, die sie auch in einer der Kitas der Stadt zahlen würden.

Für das CJD sei die Betreuung von Kindern kein Neuland, machte die Einrichtungsleiterin in Elternzeit deutlich. So gebe es in Sangerhausen eine Kita. Mit Unterstützung des dortigen Personals sei das Konzept für die zwei Tagespflegestellen entstanden. "Wir könnten bei Bedarf jederzeit weitere Stellen eröffnen", machte Janin Schönberg deutlich.

"Herzlichen Glückwunsch, dass es so ein CJD gibt, um die Lücke zu schließen", sagte Olaf Haußen (SPD), sachkundiger Einwohner im Ausschuss.

Im Übrigen wäre der Bedarf an Betreuungsplätzen in der Stadt und den Ortsteilen noch größer. 66 Kinder werden nämlich zudem außerhalb Tangermündes in anderen Kitas oder auch Horteinrichtungen betreut werden, berichtete Birgit Herzberg den Ausschussmitgliedern.