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Gewerbegebiet Uenglinger Berg Kuriose Transaktionen in Stendal wie zur abenteuerlichen Wendezeit

Die Gebäude des ehemaligen Kraftfahrzeug-Instandsetzungs-Kombinats (KIK) im Norden von Stendal wurden in den vergangenen Wochen abgerissen. Es soll unter anderem dort ein Tedox-Markt gebaut werden. Das Gelände wurde mehrfach verkauft, und es wurden unterschiedliche Investoren eingebunden - auch dubiose.

Von Bernd-Volker Brahms 21.11.2014, 02:07

Stendal l Mittlerweile sind auf dem Uenglinger Berg die Abriss- arbeiten weit fortgeschritten. Die alten Gebäude des ehemaligen Kraftfahrzeug-Instandsetzungs-Kombinats (KIK) sind verschwunden. Ende Juli hatte der Barsinghauser Investor Peter zum Felde das Areal erworben (die Volksstimme berichtete).

Am Mittwoch stimmte der Stadtentwicklungsausschuss einem Durchführungsvertrag der Stadt mit zum Felde zu. Der Investor tritt mit allen Rechten und Pflichten in den Vorgängervertrag ein, den die Stadt bereits im November 2013 mit der Kölner Firma Avexus AG geschlossen hatte.

Stadt schließt neuen Durchführungsvertrag

"Für uns ist kein Schaden entstanden", sagte Planungsamtsleiter Axel Achilles im Ausschuss. Er sei zuversichtlich, dass 2015 dort tatsächlich ein Tedox-Markt eröffnet werden könne. Tedox möchte von Fischbeck nach Stendal ziehen. Sylvia Gohsrich von der Fraktion CDU/Landgemeinden/Grüne wollte von der Verwaltung wissen, ob denn nicht eine Prüfung von Investoren auf ihre "finanziellen Fähigkeiten" vorgenommen werde. Dies sei durchaus üblich, sagte Achilles.

Der Kauf des Grundstücks an der Clausewitzstraße erinnert ein wenig an die abenteuerliche Wendezeit, wo teils windige Investoren mit großen Versprechungen aufwarteten. Auch die Verantwortlichen der Avexus AG traten selbstbewusst auf und erschienen im Stendaler Stadtrat. Wie sich herausstellte, konnten sie die 1,4Millionen Euro, die für das Areal nach einem Zuschlag bei einer Zwangsversteigerung fällig waren, nicht aufbringen. Es laufen zahlreiche Gerichtsverfahren gegen die Firma und deren Betreiber. Nach Volksstimme-Informationen gibt es mehrere geschädigte Personen. Betrug und Insolvenzverschleppung stehen im Raum.

Ehemaliger Neusser Bürgermeister beteiligt

Um die Finanzierung für den Grundstückskauf zu realisieren und einen Bankkredit über eine Million Euro von der Sparkasse Neuss zu erhalten, wurde ein Notar mit einbezogen. Bei diesem handelt es sich, ausweislich der Verkaufsurkunde, um Bertold Reinartz, der von 1987 bis 1998 Bürgermeister von Neuss war und für die CDU von 1990 bis 1998 im Bundestag saß. Reinatz beteiligte sich zunächst mit 200.000 Euro und beschaffte den Kredit. Es handelte sich um einen kurzfristigen Kredit, der bereits im Mai 2014 wieder ausgelöst wurde. Reinatz zahlte die gesamte Summe, er wurde im Grundbuch als Gläubiger eingetragen.

Nach der Kaufurkunde - sie liegt der Volksstimme vor - wurde für das Grundstück beim Verkauf am 25. Juli 2014 allerdings lediglich ein Kaufpreis von 810.000 Euro ausgemacht, nachdem es ursprünglich 1,4 Millionen Euro gekostet hatte. Der Käufer zum Felde mit seiner Firma PzF Fachmarktzentrum Stendal GmbH Co KG hat sich aber über den Kaufpreis hinaus zur Zahlung von 2,3 Monatsnettokaltmieten verpflichtet, wenn es zu neuen Mietverträgen kommt. Neben Tedox ist auch die Rede von einem Lebensmittelgeschäft, das bis 2018 angesiedelt werden soll. Fünf laufende Verträge bestehen.