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Die 60-jährige Bittkauerin Marietta Ritter begann erst mit 53 das Englischlernen Ein Sprung ins kalte, irische Wasser

Seit gut sieben Jahren macht Marietta Ritter aus Bittkau das, was sie zu
ihren Schulzeiten noch nicht konnte: Sie lernt Englisch. Und das tut
die 60-Jährige unter anderem, weil sie immer schon von Irland träumte.
Im vergangenen Sommer wagte sie den "Sprung ins kalte Wasser" und fuhr
ganz allein auf die grüne Insel.

03.01.2015, 07:53

Bittkau l Drei Kinder hat die Krankenschwester, die seit vielen Jahren in einer sozialen Einrichtung in Tangerhütte tätig ist, großgezogen. Als diese flügge geworden waren, startete sie mit einem Computerkurs an der Volkshochschule. "Ich wollte einfach regelmäßig was nur für mich machen", erzählt sie im Gespräch mit der Volksstimme.

"Ich wollte sehen, wie weit ich mit sieben Jahren Englisch komme"

Vom Computerkabinett war es nicht weit bis zum Englischkurs, und auch den hat sie schon immer im Hinterkopf gehabt. Zu ihren Schulzeiten bekam sie nämlich keinen Englischunterricht. Von der grünen Insel Irland, aber auch von den schottischen Highlands war sie trotzdem schon ein Leben lang fasziniert.

Vor einigen Jahren war sie bereits mit ihrem Mann im Rahmen einer Reisegruppe auf die Inseln gereist. Als sie sich im zurückliegenden Jahr nun entschied, einmal ganz allein in die Kultur Irlands einzutauchen, bekam sie auch aus ihrem Englischkurs und von Lehrerin Hildegard Schwede viel Zuspruch. "Ich wollte mal sehen, wie weit ich mit sieben Jahren Englisch kommen würde", erzählt sie.

Mit Unterstützung von Reisefachfrau Elfi Sonnenschein aus Tangerhütte suchte sie sich eine Unterkunft mit Gastfamilienanschluss bei Shankill, unweit von Dublin. "Ich wollte richtig eintauchen und Kontakt zu den Menschen bekommen", sagt sie. Und den bekam sie auch.

Nicht nur ihren Gastgebern, Betty und David, die ein Landwirtschaftsunternehmen betreiben, kam sie näher. Auch eine junge Familie aus der Umgebung, die sie zu sich nach Hause einlud, lernte sie bei einem Besuch der Community Church Greystones kennen. Kerstin und Albert heißen diese.

"Solange ich mobil bin, werde ich weiter Englisch lernen!"

Und sie seien sehr interessiert und offen gewesen, auch weil sie selbst deutsche Wurzeln hätten, berichtet Marietta Ritter. Ganz sicher werde sie die junge Familie noch einmal besuchen.

Für die altmärkische Krankenschwester, die früher vor allem an die Ostsee reiste, war ihre Tour das pure Erlebnis und ihr Versuch, sich selbst mithilfe ihrer Englischkenntnisse zu verständigen, ein "Sprung ins kalte Wasser". Der habe ihr aber nicht geschadet.

"Ich bin überall gut aufgenommen worden, und wenn ich gesagt habe, dass ich noch nicht so gut englisch spreche, dann haben sich alle sehr bemüht. Außerdem hatte ich immer mein Wörterbuch dabei", erzählt sie lächelnd.

In ihrem Englischkurs in Tangerhütte haben sich über die Jahre übrigens auch so manche Freundschaften gebildet, und auch wenn die Altersspanne dort von 30 bis über 70 Jahre reicht, kennen sich inzwischen alle recht gut. "Solange wie ich mobil bin, werde ich auf jeden Fall weiter Englisch lernen!", und auch der nächste Ausflug auf die Inseln sei schon geplant, erklärt die späte Weltenbummlerin.