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Gebürtiger Magdeburger Michael Magel steht in "Die Leiden des jungen Werther" auf der Bühne Klassischer Held spielt Rockmusik

Von Donald Lyko 16.01.2015, 02:05

In einer Woche hat "Die Leiden des jungen Werther" Premiere am Theater der Altmark. In der Titelrolle ist Michael Magel zu sehen und zu hören - schauspielernd, aber auch Gitarre spielend und Indie-Rock singend.

Stendal l Schon als Jugendlicher in Magdeburg hat er gern auf der Bühne gestanden - und recht bald seine Zukunft darin gesehen. Im Projekt "Theater an der Grenze" am Grenzübergang Marienborn und als Ensemblemitglied bei "Olvenstedt probiert`s" sammelte er Bühnenerfahrung, ebenso als Sänger und Gitarrist der Band "Down to April". Selbstkritisch gestand er sich nach der Schule aber ein: Für eine Musikerkarriere reicht es vielleicht nicht, ich gehe lieber zum Theater. Und Michael Magel ging konsequent diesen Weg, studierte von 2009 bis 2013 an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg, bewarb sich dann mit Erfolg am Theater der Altmark. "Das ist der perfekte Kompromiss zwischen meinen zwei Heimaten Magdeburg und Berlin, wo meine Freundin wohnt", sagt der 27-Jährige, der seit der vergangenen Spielzeit festes Mitglied im TdA-Ensemble ist.

Am Ende besagter Spielzeit war es, als Michael Magel von der Werther-Inszenierung und seiner Rolle darin erfuhr. "Intendant und Oberspielleiter bitten zum Gespräch und sagen: `Das haben wir vor mit dir in der nächsten Spielzeit.`" Mit dem 27-Jährigen haben sie aktuell den Tybalt in "Romeo und Julia", den Franz Kilian in "Maske in Blau", den Pylades in "Iphigenie auf Tauris" vor - und eben jenen Werther im Stück nach Goethes bekanntem Briefroman. Dass die Wahl bei der Besetzung auf ihn fiel, "kann ich nachvollziehen. Typmäßig passt es." Und noch etwas hat die Entscheidung beeinflusst: Michael Magels Banderfahrung, "denn der Stendaler Werther ist ein Musiker, er spielt Gitarre und singt Indie-Rock". Auch ein Grund, aus dem der Schauspieler mit Vorfreude an die Probenarbeit herangegangen ist.

Und wenn er kurz vor der Premiere sagt: "Das Stück ist eine ganz runde Geschichte geworden, die alles ist, aber nicht trocken", dann sagt er dies mit einem Blick zurück auf seine Schulzeit. "Da haben wir den Werther als Lehrstoff behandelt, und ich fand ihn langweilig. So ist das aber wohl oft bei Schülern, wenn sie dazu gezwungen werden", sagt der 27-Jährige.

Alles andere als langweilig finden einige Schüler des Fachgymnasiums der Berufsbildenden Schulen Stendal den Goethe-Text - denn sie erleben als Premierenklasse, wie er modern inszeniert wird. Schon während der Proben waren sie mehrfach dabei, konnten ihre Meinungen sagen, konnten mit den Darstellern - neben Michael Magel als Werther stehen Simone Fulir als Lotte und Maik Rogge als Albert auf der Bühne - und dem Regisseur Louis Villinger sprechen.

Drei Darsteller auf der Bühne - und auch die Zuschauer übernehmen einen Part. "Das Publikum ist Werthers Tagebuch. Ihm teilt er seine Gedanken mit", erzählt Michael Magel, dessen Gedanken oft nicht so weit entfernt sind von denen der literarischen Figur. "Es gibt viele Parallelen und Ähnlichkeiten", sagt der Schauspieler und nennt ein Beispiel: "Die Begeisterungsfähigkeit für die schönen Dinge, sich dabei aber nicht in die Gefühle hineinzusteigern." Die Ähnlichkeiten im Typ haben ihm die Annäherung an die Rolle leicht gemacht.

Genau wie die Arbeit mit den Kollegen und dem Regisseur: "Die Produktion war äußerst stressfrei. Alle waren sich schnell einig, wie der Stoff erzählt werden soll." Nämlich so, wie Michael Magel es mag: "Modern, ohne das Stück zu verraten." Zudem haben es die Beteiligten hinbekommen, "dass es auch etwas witzig wird" - bei allem Ernst im Text. Stichwort Selbstmord, von dem sich in der TdA-Inszenierung klar distanziert wird.

Im November ging es mit der Arbeit an "Die Leiden des jungen Werther" los. Für Michael Magel hieß das, viel Text zu lernen. Ist das bei den Klassikern schwerer als bei modernen Autoren? "Nicht immer. Goethe und Schiller haben mitunter einen Rhythmus im Text, der beim Lernen sehr hilfreich ist."

Mittlerweile sitzt der Text, die Durchlaufproben für die 90-minütige Aufführung im Rangfoyer haben begonnen. Ein passender Ort mit seinen 80 Zuschauerplätzen, findet Michael Magel: "Das ist gerade richtig für die kleinen, intimen Momente." Denn die gibt es ebenso wie den englischen Indie-Rock mit Goethe-Texten. Nach trockenem Klassiker-Theater hört sich das wirklich nicht an.

Die Premiere am 24. Januar ist bereits ausverkauft. Für die nächsten Vorstellungen am Sonntag, 25. Januar (Studententag), 18 Uhr, oder am Freitag, 6. Februar, 19.30 Uhr, gibt es noch Karten an der Theaterkasse, Telefon 03931/635777.