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Stendaler 2014 Lebensretter ist Stendaler des Jahres

Im Salzwedeler Kulturhaus wurden die "Altmärker des Jahres" gekürt. "Stendaler des Jahres 2014" wurde Maik Ladewig aus Grassau.

Von Axel Junker 25.02.2015, 02:25

Salzwedel/Stendal l "Der 28. Februar ist zu meinem zweiten Geburtstag geworden", sagt der Rossauer Tischtennisspieler Jörg Lindstedt. Vor fast genau einem Jahr brach der damals 60-Jährige bei einem Kreisklassenspiel gegen den SV Grassau mit einem Herzflimmern zusammen, wie sich später herausstellte.
Lindstedt hatte großes Glück, dass bei der gegnerischen Mannschaft Maik Ladewig dabei war und beherzt Erste Hilfe leistete. "Er hat mir das Leben gerettet", sagt Jörg Lindstedt, der beim Landkreis in der Vollstreckungsbehörde arbeitet.
Beherzter Ersthelfereinsatz bei Tischtennisspiel
Für den lebensrettenden Einsatz bekam der 46-jährige Maik Ladewig im September von der Volksstimme den Blumenstrauß des Monats überreicht. Gestern wurde der Grassauer bei einer Gala-Veranstaltung in Salzwedel im Kulturhaus nochmals geehrt. Die Leser der Stendaler Volksstimme hatten ihm per Coupon und bei der Internet-Abstimmung die meisten Stimmen gegeben. Auf der Bühne des Kulturhauses bekam er unter großem Beifall der rund 300 Gäste den Pokal für die Wahl zum "Stendaler des Jahres".
Nach dem lebensgefährlichen Zusammenbruch dauerte es für Jörg Lindstedt Monate, bis er wieder auf die Beine kam. "Ich lebe jetzt in einem ganz anderen Bewusstsein." Er versuche, sich gesünder zu ernähren, Stress zu vermeiden und auch regelmäßig Rad zu fahren. Ohne den Einsatz von Maik Ladewig wäre er jetzt tot, ist er sich sicher. Vieles von dem, was er vor einem Jahr durchlebt habe, werde in ein paar Tagen wieder hochkommen, wenn sich am 28.Februar der Vorfall jährt. "Es wird immer ein wichtiger Tag für mich im Leben bleiben", sagt Lindstedt.
Was nach seinem Zusammenbruch im Dorfgemeinschaftshaus genau geschah, musste er sich erst später schildern lassen, das Bewusstsein setzte erst im Krankenhaus wieder ein.
Jörg Lindstedt hatte gerade eine Tischtennispartie beendet und lief an der Platte vorbei, an der Maik Ladewig spielte. "Wir scherzten kurz", erinnert sich Ladewig. Kurz darauf brach Lindstedt zusammen. Wenige Sekunden später scharten sich etliche Sportler um ihn herum. "Ich habe sofort meine Kelle weggeworfen und bin hingerannt", sagt Ladewig. Lindstedt war nicht ansprechbar, die Atmung war noch da. "Um uns herum war alles wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen", schildert der Lebensretter seine Eindrücke. Alle wollten helfen, doch keiner wusste wie. "Einer ruft den Notarzt", legt er fest. "112", geht Ladewig auf Nummer sicher. Ein Zweiter holt den Sani-Kasten, ein Dritter stellt sich vors Dorfgemeinschaftshaus und erwartet den Notarzt.
Ladewig selbst kümmert sich um Lindstedt. Mund-zu-Mund-Beatmung, Herz-Druckmassage - der Grassauer hat alle Hände voll zu tun. Vor allem Letzteres erweist sich als kräfteraubend. "Das schaffe ich nicht allein", schaut sich Ladewig hilfesuchend nach Unterstützung bei der Herz-Druckmassage um. Nach seinen Vorgaben wird die Massage fortgesetzt.
Ladewig kam zugute, dass er erst 14 Tage zuvor an einem Erste-Hilfe-Lehrgang teilgenommen hatte. Als Elektriker für Windenergie muss er Ersthelfer sein, wenn es arbeitsbedingt zu zweit auf die Windkrafträder geht.
Zwischenzeitlich hatte Rossaus Vereinsvorsitzender Lutz Bornemann Eleonore Zerkowski aus dem Dorf geholt. Sie war in Rossau lange Jahre Gemeindeschwester und übernahm sofort die Mund-zu-Mund-Beatmung. "Die Atmung konnte wieder in Gang gebracht werden", erinnert sich Maik Ladewig. "Alle haben mitgeholfen." Nach 20 Minuten kommen zwei Sanitäter, kurze Zeit später der Notarzt.
Nach kurzer Pause taucht der Notarzt noch einmal im Rossauer Dorfgemeinschaftshaus auf. Er zeigt den Daumen hoch und ruft den Anwesenden zu: "Das habt ihr ganz toll gemacht." Dem durchgeschwitzten Maik Ladewig wird allmählich bewusst, was er geleistet hat. "Da bekam ich eine Gänsehaut", schildert er den Auftritt des Notarztes. "Ich musste erst einmal ein paar Doppelte trinken."