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Dresdner Rockband Electra lässt die Mauern der Stendaler Katharine zittern Laute Töne unterm Kirchendach

Von Birgit Tyllack 31.03.2015, 01:24

Sie gilt als eine der ältesten noch aktiven Rockbands. Electra besteht seit 1969 und geht nun auf Abschiedstour. In Stendal spielte die Gruppe zwei Stunden vor ausverkauftem Haus. Nach zwei Zugaben beendeten die Rocker ihr Konzert.

Stendal l "Dass ihr so alt geworden seid, hätt´ ich nicht gedacht!" Derart charmant begrüßte Sänger Stephan Trepte die Zuhörer und drehte den Spieß gekonnt um. Er sprach aus, was viele im Publikum über die Musiker von Electra gedacht haben mögen. Ja, sicherlich waren auch die Fans dieser Band gealtert. Kein Wunder! Immerhin gibt es die Dresdner Rockband Electra seit 46 Jahren. Was das Durchschnittsalter im Publikum und auf der Bühne angeht, könnte man sich jedoch streiten. Gekommen waren nämlich auch viele jüngere Zuhörer. Was wiederum dem alterslosen Sound dieser Band geschuldet war.

Alter hin, Alter her: Sie können es immer noch. Gut zwei Stunden lang lieferten Bernd Aust (Querflöte, Saxophon), Wolfgang Riedel (Bass), Falk Möckel (Schlagzeug), Andreas Leuschner (Keyboards), Eckehard Lipske (Gitarre), Stephan Trepte (Gesang) und Gisbert Koreng (Gitarre und Gesang) am Sonnabend in Stendal in der ausverkauften Katharinenkirche eine super Show und raumfüllenden Rock.

Die Band, die 1969 in Dresden gegründet wurde, befindet sich auf Abschiedstournee. "Wir wollen im vollen Besitz unserer Kräfte von der Bühne gehen", so Gründungsmitglied Bernd Aust (70). "Das Buch Electra wird geschlossen."

Wenn die Querflöte kreischt, schreit und grunzt

Auf dem finalen Programm stehen eigene Titel wie "Einmal ich, einmal du", aber auch "Still got the Blues" von Gary Moore oder Stücke der Magdeburger Band Reform, zu der Sänger Trepte zwischenzeitlich gewechselt war. Und natürlich: "Thick as a Brick" von Jethro Tull, der Band, der Electra musikalisch besonders nahe steht. Den Gesangspart übernahm Gisbert Koreng, mit seiner relativen hohen Stimme und dem nasalen Unterton dem Original sehr ähnlich. Flötist Aust wurde bereits öfter der "Ian Anderson des Ostens" genannt. Tatsächlich ist die Ähnlichkeit seines Spiels mit dem seines britischen Kollegen nicht zu leugnen: Wie Anderson überbläst Aust, lässt seine Querflöte kreischen, schreien, sogar grunzen. Erstaunlich, welche unglaubliche Bandbreite von Tönen dem Instrument entlockt werden.

Noch bis September ist die Band auf Abschiedstour

Im Elektra-eigenen Stück "Türkischer Marsch" ist das noch einmal ganz besonders zu bewundern. Und hier offenbart sich insgesamt das, was für die Musik von Electra so charakteristisch ist: eine unglaubliche Dynamik, Vermischung von klassischer Musik mit Rock, krasse Taktwechsel, starke Soli und natürlich die Querflöte!

Die Zuhörer waren begeistert. So wie insgesamt von dem Konzert. Die Lautstärke machte zwar vielen zu schaffen, davor hatte jedoch Aust gleich zu Beginn gewarnt: "Die Erbauer dieser Kirche haben nicht daran gedacht, dass hier mal Rock gespielt wird!" Tja, wer gute Rockmusik hören möchte, muss manchmal auch etwas leiden. Nach zwei Zugaben und einem "Frohe Ostern, und lasst euch nicht unterkriegen!" verabschiedeten sich die Musiker von der Stendaler Bühne.

Wer für das Konzert keine Karten mehr bekommen hat: Electra tourt noch bis September durch die Lande.