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Kultur-Ausschuss In fünfmal fünf Minuten durch die Kultur

Einen kurzen, aber prägnanten Eindruck von den Aktivitäten und
Leistungen kultureller Einrichtungen im Landkreis Stendal bekamen am
Dienstagabend die Mitglieder des Schul-, Sport- und Kulturausschusses.

Von Nora Knappe 24.04.2015, 03:26

Stendal l Das gibt es auf Ausschusssitzungen eher selten: eine künstlerische Darbietung zur Einstimmung auf den Abend. Bei der Sitzung des Kultur-Ausschusses des Landkreises war der Kurzeinblick in den Liederabend "Vatertag" jedoch nicht nur beste Einstimmung, sondern auch durchaus ortsrelevant. Denn das Theater der Altmark - als Gastgeber der Sitzung, die im Theatercafé Stendhal stattfand - war einer der fünf Eingeladenen, die den Ausschussmitgliedern über ihre Aktivitäten im Vorjahr berichteten. Die anderen vier waren die Kreisvolkshochschule, die Kreismusikschule, die Museen des Landkreises Stendal und die Fahrbibliothek, die ihre Bilanzen des Jahres 2014 vorlegten. "Jeder bitte nur fünf Minuten, das ist knapp, ich weiß", bat Ausschussvorsitzender Henning Richter-Mendau, worauf Frank Hoche scherzend erwiderte: "Fünf ist doch prima, ich hatte in den letzten Jahren immer nur drei."

Für die meisten Anwesenden nicht neu, da schon mehrfach referiert, waren die Zahlen des Theaters der Altmark (TdA), die Intendant Alexander Netschajew vortrug. So wurden im vorigen Jahr 58154 Zuschauer erreicht, fast 36000 davon allein in Stendal, der Rest auf Gastspielen.

"Das sind keineswegs weichgespülte Themen."

Alexander Netschajew, Intendant TdA, über die Klassenzimmerstücke

Und von diesen Zuschauern waren die Hälfte Kinder und Jugendliche. Netschajew: "Wir dürfen die Kinder nicht den Privatsendern überlassen, sondern müssen unseren kulturellen Auftrag ernst nehmen." Das tue das Theater insbesondere mit den Klassenzimmerstücken, die "keineswegs weichgespülte Themen" böten, sondern sich oftmals mit Demokratie und Rechtsextremismus befassten.

Insgesamt erspielte das Theater - das vom Land, von den beiden altmärkischen Landkreisen und der Hansestadt Stendal gefördert wird - durch Eintrittsgelder rund 532000 Euro. 80 Prozent des Geldes, mit dem das Theater wirtschaftet, flössen in Personalkosten.

"Nicht so imposante Zahlen wie das Theater" habe die Kreisvolkshochschule (KVHS) zu bieten, schloss sich Sabine Krüger an. Ihre Einrichtung, mit Hauptgeschäftsstelle in Osterburg, arbeite an 25 Unterrichtsorten mit 80 neben- beruflichen Dozenten. Erreicht wurden 2014 mit 343 Kursen und Vorträgen 3777 Teilnehmer. Einen Vorausblick gab Krüger den Ausschussmitgliedern auch gleich: So wolle sich die KVHS im kommenden Jahr an einem Landesprojekt zur Alphabetisierung beteiligen sowie in die "Sprachliche Erst-orientierung für Asylsuchende" einsteigen.

Um die Qualifizierung des musikalischen Nachwuchses kümmert sich die Kreismusikschule "Ferdinand Vogel" mit Sitz in Havelberg. Sie ist an 17 Unterrichtsstätten im Kreis aktiv, hat Kooperationsverträge mit sechs Schulen. Die Kreismusikschule hat das Zertifikat als staatlich anerkannte Musikschule und ist mit Schülern im diesjährigen Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" vertreten. Für ihren Leiter Simeon Simeonov war es der letzte Besuch einer Ausschusssitzung - er geht in zwei Monaten in den Ruhestand und beendet damit sein 36-jähriges Wirken. Landratsbeigeordneter Denis Gruber konnte ihn beruhigen: "Es wird einen Nachfolger geben, nur ist das im Moment noch nicht öffentlich."

Für das Prignitz-Museum Havelberg und das Kreismuseum Osterburg berichtete deren Leiter Frank Hoche. Mit neun Sonderausstellungen lockten die beiden Museen voriges Jahr 14500 Besucher an. Das waren zwar weniger als in den Vorjahren, was aber an der vorübergehenden Schließung des Prignitz-Museums lag. Hoche ordnete zudem sogleich ein: "70 Prozent der vergleichbaren Museen in Deutschland haben an die 5000 Besucher, und da liegen wir allein schon mit Osterburg drüber." Für den Museumsstandort Havelberg erwarte er in diesem Jahr - bedingt durch die Buga - "natürlich einen Rekord".

Keinen Rekord, aber konstant gute Ausleihzahlen vermeldete Anette Bütow für die Fahrbibliothek. Rund 51000 Ausleihen gab es, mehr als 1000 aktive Leser zählen zum Kundenstamm. Dass es etwas weniger als in den Vorjahren waren, habe daran gelegen, dass es am Bus Probleme mit der Batterieversorgung und der Neubesetzung der Fahrerstelle gegeben habe.

"Wir werden immer sehnlichst erwartet."

Anette Bütow, Leiterin Fahrbibliothek, über die konstant gute Nutzung

99 Orte im Landkreis fährt der Bücherbus an. "Damit schließen wir die Lücke zwischen dem Land und den lediglich fünf regelmäßig zugänglichen Bibliotheken", sagte Bütow. Der Bücherbus sei zudem mehr als "nur" Ausleihstation: "Wir sind Kommunikationsstelle und Treffpunkt. Wir werden immer schon sehnlichst erwartet." Genutzt wird das breite und stets aktualisierte Medienangebot zur Hälfte von Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre und zu einem Fünftel von über 60-Jährigen. "Wir erreichen vor allem die, die nicht so mobil sind, also Kinder und Senioren", schloss Bütow ihren Bericht.