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Stadtrat Stendal Trio wagt Wahl als Einzelkämpfer

124 Frauen und Männer bewerben sich um einen Platz im Stendaler
Stadtrat. 121 von ihnen über Parteilisten. Drei Frauen treten als
Einzelbewerberinnen an. Volksstimme skizziert das Trio.

Von Volker Langner 09.06.2015, 03:21

Stendal l "Warum nicht?", erwidert Anette Lenkeit auf die Frage, warum sie sich in der Stadtpolitik engagieren will. Dann fügt die Leiterin der Stendaler Ganztagsgrundschule hinzu: "Ich möchte in meiner Heimatstadt Verantwortung übernehmen und ihr - das hört sich jetzt wie eine Phrase an - etwas zurückgeben."

Die gebürtige Stendalerin, Jahrgang 1952, die seit rund zwei Jahrzehnten in Möringen lebt, hält "parteipolitisches Gezänk" für nicht gut. Natürlich müssten Diskussionen in der Stadtpolitik ihren Platz haben, aber um der Sache dienen und damit "letztlich der Allgemeinheit", wie sie findet.

Anette Lenkeit: Stadt soll liebenswert bleiben

Angesichts der angespannten Finanzlage könnten "keine Schlösser" versprochen und gebaut werden. Aber sie wolle sich dafür einsetzen, dass "die Stadt lebens- und liebenswert bleibt". Und sie betont, dass das auch für die Ortsteile gilt.

Ansonsten hält sich die Mutter einer Tochter und zweifache Großmutter mit Versprechungen zurück. Zwar hat sie schon einmal im Möringer Ortschaftsrat mitgearbeitet, aber der Stadtrat ist für sie Neuland. "Da muss ich mich noch reinfinden."

Das will sie als Einzelkandidatin stemmen. "Ich kann mich mit keinem Programm einer Partei komplett identifizieren", begründet sie.

Carola Radtke: Lärmschutz für Wahrburg ausloten

Schon 2009 und 2014 zog Carola Radtke als Einzelbewerberin in den Stadtrat ein. Nun hofft sie auf eine weitere Legislaturperiode. "Es gibt Sorgen, Probleme, Wünsche bei uns im Ort. Und darum soll eine Stimme im Stadtrat für Wahrburg da sein, für die Einwohner unseres Ortsteiles", erklärte Radtke.

So sei sie "förmlich von den Socken gewesen", als es hieß, Wahrburg laufe Gefahr, seinen Status als Ortsteil zu verlieren. Dagegen müsse etwas getan werden. Daneben nennt die Kita-Erzieherin als vorrangige Aufgabe den Schutz gegen den Bahnlärm. Die Stadträtin, die seit elf Jahren an der Spitze des Wahrburger Ortsrates steht, ist sich sicher, dass die Amerika-Linie durch Wahrburg führen wird und mit einer Zunahme vornehmlich des Güterverkehrs zu rechnen ist. Es gelte, Möglichkeiten des Lärmschutzes auszuloten, so die zweifache Mutter und vierfache Großmutter, Jahrgang 1955. In "ihrem Ort" liegt ihr besonders die Vereinsarbeit am Herzen. Neun Vereine zählt Wahrburg, die "eine Menge auf die Beine stellen", so Radtke.

Im Stadtrat suchte sie die Zusammenarbeit vorrangig mit der SPD. Auf diese Zusammenarbeit setzt sie auch im Falle ihrer Wiederwahl. "Inhaltlich fühle ich mich der SPD nahe", begründet sie, unterstreicht aber, dass sie auf ihre Unabhängigkeit setzt. "Ich treffe meine eigenen Entscheidungen - natürlich im Sinne Wahrburgs", sagt sie.

Harriet Tüngler: Ausbau der Ortsdurchfahrt fortführen

Wer rastet, der rostet - das ist der Leitspruch von Harriet Tüngler. Auch deshalb engagiert sich die pensionierte Lehrerin in der Kommunalpolitik. "Ich will nicht zu Hause rumsitzen, sondern aktiv tätig sein", begründet sie ihre Arbeit als Uenglinger Ortsbürgermeisterin, die schon acht Jahre währt. Gemeinsam mit einem "tollen Ortschaftsrat" habe sie viel angefasst, "erfolgreich angefasst". Als Stadträtin möchte sie noch mehr für den Ort bewirken. Ein wichtiges Augenmerk legt sie dabei auf den zweiten Bauabschnitt der Chausseestraße, also der Uenglinger Ortsdurchfahrt. Nach dem ersten Abschnitt, der 2013 fertiggestellt worden war, gingen Wasserverband und Landesbetrieb Bau das Geld aus. "Wir müssen ran an den zweiten Bauabschnitt", macht Tüngler klar. Zudem erhofft sie sich eine Zukunft für die Gesellschaft für Arbeitsförderung und Sanierung, die in Uenglingen ansässig ist und bei der Pflege der Grünanlagen schier unersetzlich scheint.

Apropos Grünanlagen. Das ist ein Reizthema für Tüngler. "Ich ärgere mich, dass es weder am Sperlingsberg noch auf dem Mönchskirchhof und auf dem Winckelmannplatz noch auf dem Markt Blumen gibt. Die Stendaler Innenstadt ist nur Beton. Da bin ich froh über den Händler, der beim Markttag mittwochs Blumen vor das Rathaus bringt", sagt die verwitwete Mutter von zwei Kindern und dreifache Großmutter, Jahrgang 1943.

Die Kommunalpolitikerin war einst Mitglied der FDP, doch weil sie mit der Gesundheitspolitik der Liberalen "nicht glücklich" war, trat sie vor rund zehn Jahren aus der Partei aus. Auf kommunaler Ebene gab es aber weiterhin eine Zusammenarbeit, "weil die FDP auf Kreisebene eine gute Arbeit leistet". Nun aber tritt Harriet Tüngler als Einzelbewerberin an. "Ich stehe für mich", macht sie klar.