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Ingo Schmidt aus Demker muss sein Millionen-Projekt nach Großbrand auf Eis legen Fischzucht ist im verseuchten Wasser am Hafen unmöglich

Von Anke Hoffmeister 29.03.2011, 06:32

Ingo Schmidt hat sich der Fischzucht verschrieben. Das Fischparadies in Demker gehört ihm. Seine Träume führten den Geschäftsmann nach Tangermünde. Auf Papier haben sie bereits Formen angenommen. Jetzt aber steht Ingo Schmidt vor einer beruflich ungewissen Zukunft. Der Großbrand in der Arneburger Straße hat sein Millionen-Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben.

Tangermünde. Die alte Kaiserstadt ist immer wieder für eine Überraschung gut. Es gibt Ecken, die nur wenige kennen, kleine idyllische Plätze, die regelrecht dafür bestimmt sind, Träume in die Tat umzusetzen.

3,8-Millionen-Traum durch Brand zerplatzt

Mit 3,8 Millionen Euro wollte Ingo Schmidt aus Demker einen solchen Traum wahr machen. Der Unternehmer - er ist seit 20 Jahren selbständig mit der Fischzucht - hat den Meyerschen Hafen für sich entdeckt und gepachtet. In der nächsten Woche wollte er damit beginnen, all das, was er in den vergangenen Jahren zu Papier gebracht hat, in die Tat umzusetzen. Den kaum noch als Hafen erkennbaren Raum hatte er seit 2008 wieder urbar gemacht. In der Vergangenheit hatte er 70 Prozent all seiner Fische hier gefangen. "Hauptsächlich Weißfisch", berichtet er.

Nun sollte die Forellenzucht im Hafen beginnen. Außerdem wollte Schmidt einen Deich bauen, so dass der Meyersche Hafen ein geschlossenes Wasserbecken wird. Allerdings sollte es mit aufwendiger Pumpentechnik auf dauerhaft gleichem Wasserstand gehalten und ständig mit Frischwasser ausgestattet werden. Finnhütten, Liegewiese und etliches mehr haben von der Traumwelt bereits Platz im Projekt gefunden.

All das ist nun erst einmal gestoppt. Der Grund: Der Großbrand Anfang März in der Arneburger Straße hat das Wasser im Meyerschen Hafen, der noch einen direkten Zugang zur Elbe hat, derart chemisch belastet, dass eine Zucht derzeit undenkbar ist.

Vor dem Brand war alles in Ordnung. Ingo Schmidt hatte im Zusammenhang mit der Projekterarbeitung sowohl Wasser- als auch Wassergrundproben analysieren lassen. All das war unbedenklich. Deshalb hatte der Mann aus Demker hier in der Vergangenheit auch den Großteil seiner Fische fangen können.

Bereits am Tag des Großbrandes habe Schmidt zusammen mit Tangermündes Zugführer der Feuerwehr, Michael Classe, den Meyerschen Hafen angeschaut. "Ich habe Fotos gemacht, ihm gezeigt, wie viel Löschwasser direkt über die großen Leitungen in diesen Hafen gelangt", sagt Schmidt während eines Rundgangs durch sein künftiges Fischparadies. "Das Wasser, was aus den Leitungen kam, war total schwarz. Riesige Klumpen hatten sich Tage später gebildet und rollten durch das Wasser."

Fische schwammen tot an der Oberfläche

Doch es war noch viel schlimmer: "Die Fische schwammen an der Oberfläche. Die in unseren Reusen waren tot und mit einer schwarzen, klebrigen Masse überzogen. Die Vögel an Land waren ebenfalls schwarz verschmiert." Ingo Schmidt schildert eine Mini-Katastrophe direkt in Tangermünde und niemand reagierte umgehend. Deshalb hat der Fisch-Spezialist jetzt einen Anwalt eingeschaltet.

Einerseits möchte er, dass nicht die Zeit dieses Problem löst, die verseuchten Fische stromabwärts geangelt und gegessen werden. Andererseits kann und will er aber auch nicht auf eigene Kosten den Grund des Meyerschen Hafens entsorgen und austauschen. Das allein könnte bei der 1,5 Hektar großen Fläche etwa drei Millionen Euro kosten.

Der Prüfbericht weist 620 Gramm Kohlenwasserstoff pro Kilogramm Wasser aus. Außerdem ist das Wasser mit Quecksilber belastet - das Löschwasser hatte es von der verbrannten Photovoltaikanlage gen Hafen getragen. "Wenn es jetzt wieder regnet, dann hab ich noch mehr von diesen Stoffen im Wasser", macht Ingo Schmidt seinem Ärger Luft. Denn die gesamte Regenentwässerung des Grundstücks an der Arneburger Straße mündet derzeit noch in den Meyerschen Hafen.

Mittlerweile ist auch das Umweltamt des Landkreises Stendal mit dieser Angelegenheit vertraut. "Das Ganze muss mit Augenmaß betrachtet werden", sagt Gudrun Hallmann, Sachgebietsleiterin für Wasserwirtschaft im Umweltamt, auf Anfrage der Volksstimme. Sie gehe derzeit von "keinen weitreichenden Verschmutzungen" aus. Allerdings bleibe sie mit Unternehmer Ingo Schmidt und dessen Anwalt in Kontakt, habe auch Zuarbeit vom Grundstückseigentümer der abgebrannten Lagerhallen angefordert.