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Tangerhütter Projekt des Kinder-Gartens kommt nicht nur im Kreisverband der Gartenfreunde gut an Die jüngsten Kleingärtner Sachsen-Anhalts

Von Egmar Gebert 09.04.2011, 06:28

Mit dem Beginn der Klein- gartensaison fällt auch der Startschuss für die Gemeinschaftsaktion der Volksstimme und des Kreisverbandes der Gartenfreunde. "Dem schönsten Kleingärtnerverein blüht ein Fest", so das Motto. Gemeint ist Schönheit im Sinne von Attraktivität, von Lust machen auf eines der naturverbundensten Hobbys. Ideen, die von den Kleingartenvereinen dabei entwickelt werden, stellen wir ab heute an dieser Stelle in mehreren Beiträgen vor. Da gibt es zum Beispiel im Tangerhütter Kleingärtnerverein "Freundschaft" einen Garten für Kinder.

Tangerhütte. Wo kann man den Frühling besser feiern, als in einem Garten, in dem es grünt und sprießt? So spazierten gut zwei Dutzend Tangerhütter Kindergarten-Steppkes am Mittwochmorgen durch die Stadt und mitten hinein in ein Stück grüne Lunge der Stadt. Eine der Parzellen in der Anlage des Kleingärtnervereins "Freundschaft" war ihr Ziel. Alles andere als Zufall oder etwa Ausnahme. In regelmäßigen Abständen sind die Mädchen und Jungen hier zu Gast und an diesem Morgen vom Vereinsvorsitzenden Ulrich Drösemeyer mit einem "Ihr seid die jüngsten Kleingärtner von Sachsen-Anhalt," begrüßt.

Viel Platz zum Säen

Nun könnte man glauben, Drösemeyer hätte damit auf die Blumen, Käfer, Schmetterlinge und anderen vom Frühling inspirierten Motive angespielt, die sich die Kinder für diesen Besuch und das nun anstehende Frühlingsfest in die Gesichter gemalt hatten. Nein, der Vereinsvorsitzende meinte es, wie er es sagte. Zwar sind die Kinder der "Abc-Gruppe", wie die Leiterin der Kindertagesstätte "Anne Frank", Evelin Rösch, ihre ältesten Schützlinge nennt, keine eingetragenen Vereins-Kleingärtner, aber ungeachtet dessen doch schon richtige kleine Gärtner. Das bewies die muntere Truppe, nachdem sie sich auf dem Rasen des für ihr Frühlingsfest bunt geschmückten und in den Duft gegrillter Würstchen getauchten Vereinsgarten erst einmal austoben durfte.

In spürbar freudiger Erwartung marschierten sie anschließend ein paar Gartentüren weiter in ihren eigenen Kleingarten. Die Wege frisch geharkt, Frühlingsblüher, die ihre Köpfe aus der braunen Erde der Sonne entgegenstrecken. Mittendrin eine Tafel, die weit hin lesbar verkündet: Kindertages- stätte "Anne Frank".

"Das ist unser Garten", ruft eines der Mädchen und, als müsse sie diesem Satz das ihm gebührende Gewicht verleihen, nickt dazu ein paar Mal mit dem Kopf. Kurze Zeit später kniet sie mit fünf, sechs anderen Knirpsen an einem frisch gegrabenen, noch unbepflanztem Beet und bohrt mit dem Finger ein Loch in den weichen Boden. "Da kommen Radieschen rein und Mohrrüben und Erbsen", lassen die Kinder – munter durcheinander plappernd – die Umstehenden wissen, die sich darüber ebenso zu freuen scheinen wie die Kinder-Gärtner. Neben Evelin Rösch und Ulrich Drösemeyer sind es Mitglieder des Kleingärtnervereins "Freundschaft", die den Garten bis hierher für die Kinder vorbereiteten, der Tangerhütter Ortsbürgermeister Gerhard Borstell als Pate dieses im Landkreis und darüber hinaus einmaligen Projektes, und Mitglieder des Kreisverbandes der Gartenfreunde, die jenes Tangerhütter Kinder-Garten-Projekt auch in anderen Orten publik machen. Was gut ist, darf ruhig nachgemacht werden, ist die Devise.

Für gut befunden wurde der Projektgarten der Tangerhütter Kinder, der, aus einer Idee Drösemeyers geboren, vor zwei Jahren Gestalt anzunehmen begann, inzwischen sogar vom Landesverband der Kleingärtner.

Mit allen Sinnen

Nachwuchsarbeit, der besonders pfiffigen Art? Das wohl weniger. Eher der immer besser gelingende Versuch, Natur für die Kinder erlebbar zu machen. Sie säen hier selbst, gießen die Keimlinge, zupfen gemeinsam mit ihren Erzieherinnen Unkraut, ernten und lassen es sich gemeinsam dann auch schmecken. Kleingärtnern im ganz kleinen Rahmen, aber dafür mit allen Sinnen. Und wenn sich eines dieser Kinder, die ihren Garten im Sommer, an die nächste, zum Teil jetzt schon mitsäende kleine Kindergarten-Gärtner-Generation übergeben, später einmal an diese sinnliche Erfahrungen erinnert und das Kleingärtnern für sich als Hobby wiederentdeckt, dann ist es Ulrich Drösemeyer und seinen Mitstreitern im Stendaler Kreisverband der Gartenfreunde natürlich willkommen.