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Pestalozzi-Förderschule Stendal beteiligt sich am Wettbewerb "Ideen machen Schule" / Theater-AG probt jede Woche Wie die Vogelscheuche Freunde fand

Von Corinne Plaga 19.05.2011, 04:29

In der Theater-AG der Pestalozzischule Stendal schlüpfen die Dritt- und Viertklässler einmal in der Woche in verschiedene Rollen und proben ein Theaterstück. Schulsozialarbeiterin Johanna Weniger leitet das Projekt, das am Wettbewerb "Ideen machen Schule" von Volksstimme und PSD-Bank teilnimmt.

Stendal. Rollenverteilung im Klassenraum. "Heute ist Angelique die Erzählerin. Letztes Mal habe ich das noch gemacht, aber es ist ja euer Stück!", beginnt Schulsozialarbeiterin Johanna Weniger die einstündige Probe der Theater-AG. "Mond und Sonne spielt Janet. Und die Vogelscheuche bleibt Robin." Weitere Rollen werden vergeben: Bauern, Vögel, Steine und die alte Vogelscheuche. Die Mädchen und Jungen sind schon etwas ungeduldig, würden am liebsten sofort loslegen. Doch nichts geht ohne Erwärmung: Im "Klatschkreis" werden alle ganz schnell locker, lachen und bewegen sich. Nun sind sie bestens vorbereitet für die Probe des Theaterstücks "Die traurige Vogelscheuche".

Seit Oktober 2009 besteht die Theater-AG an der Pestalozzischule Stendal. Einmal pro Woche treffen sich die Schüler der Klassen 4 und 5 nach dem Unterricht, um gemeinsam zu proben. Erfahrung haben sie bereits in der Vergangenheit machen können: Zu Weihnachten wurde ein Stück aufgeführt. Das Theaterstück, das die Kinder derzeit einstudieren, stammt aus der Feder von Marie Piefke, pädagogische Mitarbeiterin an der Förderschule. Es geht um einen Außenseiter – die Vogelscheuche –, der sich nach Freunden sehnt, aber es alleine auf dem Feld nicht so einfach hat.

André und Christian spielen die Bauern. Bauer Friedrich ärgert sich über die Vögel, die die Saat vom Acker picken. Sein Kumpan schlägt ihm vor, doch einen Wachmann zu engagieren. "Einen Wachmann? Du meinst einen Polizisten?", fragt Bauer Friedrich unwissend. "Nein, du dummer Bauer, ich meine eine Vogelscheuche", kontert der zweite. Mittendrin lachen die Kinder aus vollem Halse. Wenn sich einer verspricht, oder seinen Text vergisst, hilft Johanna Weniger aus und flüstert die Zeilen aus dem Drehbuch vor.

"Die Kinder trauen sich immer mehr"

Derweil steht Robin im Mittelpunkt. Er spielt die traurige Vogelscheuche, die Freunde sucht, aber keine findet. Janet, die die Sonne und den Mond gleichzeitig spielt, kann ihren Text schon fast ohne abzulesen: "Wenn ich dir näher komme, brennst du." Das Strohmännchen aber gibt nicht auf, möchte einfach nur Gesellschaft. Doch auch die Vögel erkennen schnell, dass das kein echter Mensch ist und machen sich lustig. "Kennt man einen, kennt man alle!", rufen die Schüler gemeinsam.

Doch am Ende findet die Vogelscheuche doch noch Freunde. Die Steine, die vor ihm auf dem Acker liegen, sind dankbar, einen neuen Freund gefunden zu haben. Der Außenseiter steht nicht mehr ganz im Aus.

"Wie war‘s für euch heute?", fragt Johanna Weniger nach der Probe. "Schön!" kommt direkt als Antwort aus den Reihen der Kinder. "Mir hat es heute auch sehr gefallen", so das Fazit der Schulsozialarbeiterin. Unterstützung erhält sie derzeit von Patricia Streißenberger, die an der Stendaler Hochschule Kindheitswissenschaften studiert und am Projekt Schulbegleitung teilnimmt.

Zum Schuljahresende wollen die Kinder zeigen, was sie einstudiert haben. Requisiten sind in Teilen vorhanden. Die Kostüme beispielsweise wurden von der Jugendwerkstatt Hindenburg angefertigt. Doch ein paar Sachen wünscht sich Johanna Weniger doch noch für die Theater-AG: "Wir brauchen Headsets für die Aufführung, und eine vernünftige Musikanlage wäre auch schön." Dafür habe man Geld beim Wettbewerb "Ideen machen Schule" beantragt. Vorstellbar sei es zudem, das Stück auch außerhalb der Schule zu zeigen, zum Beispiel im Altenheim.

"Über das Projekt möchten wir auch an die Eltern herantreten. Immerhin können sie ihre Kinder auf der Bühne sehen." Und das mache die Kinder stolz. "Es geht um die Lust am Spielen, das Miteinander. Das Selbstbewusstsein der Kinder wird gestärkt und sie trauen sich immer mehr."