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1 Jahr "Generationen Miteinander – Füreinander" / Soziales Engagement in der Bürgerinitiative Stendal Damit die Gesellschaft wärmer wird

Von Nora Knappe 22.05.2010, 07:17

Vor einem Jahr startete die Bürgerinitiative Stendal (BIS e.V.) das vom Bund geförderte Projekt "Generationen Miteinander – Füreinander". 27 Freiwillige engagieren sich dabei in Einrichtungen aus Gesundheit, Bildung, Sport und Kinderbetreuung.

Stendal. Montag ist für Arne Marzahn der wichtigste Tag der Woche. Dann schwingt er sich auf sein Rad und fährt zur Vineyard-Gemeinde in der Osterburger Straße. Der 37-Jährige arbeitet dort ehrenamtlich in der Suppenküche mit. Schon seit vielen Jahren ist das fester Bestandteil im Alltag des Hohenberg-Krusemarkers, der wegen einer Krankheit nicht mehr in seinem Beruf als Sozialarbeiter tätig sein kann.

Mit anderen Engagierten zusammen sorgt er nun immer montags dafür, dass die Suppenküchen-Klientel in der Gemeinde einen Ort findet, "wo man willkommen ist, wo es hell und warm ist", sagt Marzahn. Dass er das seit Kurzem innerhalb des Freiwilligendienstes der BIS tut, ist dabei nur eine formale Änderung. "Die Vineyard-Gemeinde, in der ich selbst Mitglied bin, ist ohnehin sozial sehr aktiv", sagt Marzahn. Das Generationenprojekt aber motiviere vielleicht noch mehr Menschen, sich in der Gesellschaft nützlich zu machen und sie so ein bisschen wärmer zu machen.

Talente, Fähigkeiten, Motivation und der Wunsch, nicht untätig zu sein – das ist den 27 Freiwilligen, die mittlerweile in dem vor einem Jahr gegründeten Projekt mitmachen, eigen. Es sind Arbeitslose, Rentner, aber auch Leute mit einem festen Job oder Selbstständige; das Alter reicht von derzeit 30 bis an die 80. "Jeder ab 16 kann bei uns als Freiwilliger mitmachen", sagt Marion Mohr, Vereinsvorsitzende der Bürgerinitiative. Jeder, der bereit ist, mindestens acht Stunden pro Woche über mindestens ein halbes Jahr in Schulen, Kindergärten, Kirchen, im Kultur- oder Sportbereich oder in der Seniorenbetreuung tätig zu sein.

Keine billigen Arbeitskräfte

Svetlana Kischinski hat sich für die Mitarbeit in der Gagarin-Grundschule entschieden. Die 29-Jährige ist Mathe- und Informatiklehrerin, findet hierzulande aber keinen Job, weil die Kombination nur als ein Fach zählt, zwei jedoch Voraussetzung wären. So betreut sie also, um im Stoff zu bleiben, den Förderunterricht in der Grundschule mit, hilft bei Schulaufgaben oder auch beim Basteln. "Die Arbeit mit Kindern ist mir das Wichtigste, und auf diese Weise kann ich dabeibleiben."

Der argwöhnischen Vermutung, dass die Freiwilligen als billige Arbeitskräfte eingesetzt würden, tritt Marion Mohr entgegen: "Unsere Freiwilligen kommen dort zum Einsatz, wo Notsituationen abgeschafft werden müssen, sie werden helfend eingesetzt und sollen niemanden ersetzen." Zudem arbeiteten sie meist in Einrichtungen, die ohnehin mit knappem Budget wirtschaften müssten.

Jeder der Freiwilligen bekommt eine Aufwandsentschädigung, eher ein symbolischer Betrag, aber neben der moralischen eben auch monetäre Anerkennung des Engagements. Und es gibt Qualifizierungsangebote, entweder über die Bürgerinitiative selbst oder beispielsweise Lehrgänge in der Volkshochschule.

Soziale und kulturelle Teilhabe

Die Fäden für den Einsatz der Freiwilligen laufen zwar bei der BIS zusammen, aber Marion Mohr betont: "Die Bürgerinitiative ist nicht der Nabel der Welt. Wir wollen eine Vernetzung aller Ehrenamtlichen in allen Bereichen." Der Freiwilligendienst, der in seiner jetzigen Form über drei Jahre vom Bund gefördert wird, soll einmal in eine Freiwilligenagentur münden, in der neben der BIS andere Träger wie das DRK, der Paritätische, Kirchen und Stadt dabei sein sollen. "Es soll ein Netzwerk entstehen, in dem die Freiwilligen fest verankert sind und die Einsatzstellen so mit verlässlichen Größen rechnen können."

Eines aber ermöglicht das Generationenprojekt "Miteinander – Füreinander" jetzt schon: die Teilhabe am kulturellen und sozialen Leben durch freiwilliges Engagement – sei es zur Überbrückung von Lebensphasen ohne Arbeit oder zur Umsetzung persönlicher Ideale. "Aus den Einsatzstellen habe ich bislang nur Gutes gehört", sagte Marion Mohr kürzlich auf einer Dankeschön-Veranstaltung für die Ehrenamtlichen. "Und ich möchte Sie animieren, genauso engagiert weiterzumachen."