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" Tag der Berufe " wird für mehr als 600 junge Leute zur Orientierungshilfe auf dem Weg in die Lehrausbildung Sie sind die Zukunft der altmärkischen Firmen

Von Egmar Gebert 18.03.2010, 05:52

Mehr als 600 Schüler nutzten gestern die Gelegenheit, sich in einem von 87 altmärkischen Unternehmen über Ausbildungsberufe zu informieren. Berufsorientierung der praxisnahen Art, als " Tag der Berufe " seit drei Jahren im Angebotskatalog der Arbeitsagentur. Eines der gestern am stärksten nachgefragten Unternehmen war die Alstom Lokomotiven Service GmbH.

Stendal. Jan ist 13 Jahre, geht in die siebte Klasse und weiß noch nicht so recht, was er einmal werden will. " Irgendwas mit Computern sollte es schon sein ", sagt der Junge, der gestern nicht die Schulbank drückt, sondern vor dem Werktor der Alstom Lokomotiven GmbH steht und gemeinsam mit seiner Mutter Liane darauf wartet, zum Betriebsrundgang abgeholt zu werden. Die beiden sind nicht allein. Immer mehr junge Leute gesellen sich dazu. In einer Viertelstunde fällt für sie der Startschuss zum " Tag der Berufe ".

" Schon im Oktober an Unternehmen herangetreten "

An diesem 17. März findet er im gesamten Bereich der Stendaler Arbeitsagentur statt. Sie hat den Tag organisiert, um Jungen und Mädchen in Jans Alter die Gelegenheit zu geben, sich in altmärkischen Betrieben umzuschauen, zu erfahren, in welchen Berufen dort ausgebildet wird, mit Lehrlingen und ihren Ausbildern zu sprechen. Ein erster Blick in die Arbeitswelt, die in etwa drei Jahren auch die eigene werden könnte. Berufsorientierung einer sehr praxisnahen Art, 2008 zu ersten Mal in dieser Form durchgeführt und 2010 einer der Renner unter den Angeboten der Stendaler Arbeitsagentur, die sie jungen Leuten in Vorbereitung auf ihrem Weg in die Berufswelt unterbreitet.

Waren es 2008 noch 90 Schüler, die sich in 18 Firmen über Ausbildungsangebote und -inhalte informieren konnten, haben sich für den gestrigen Tag 626 Mädchen und Jungen in den 87 Unternehmen zu einem " Tag der Berufe " -Besuch angemeldet.

Ein Erfolg, der allerdings auch gut organisiert wurde. " Schon im Oktober des vergangenen Jahres sind wir an die Unternehmen herangetreten, im November dann auf der Ausbildungsmesse an die jungen Leute ", ist von der Vorsitzenden der Geschäftsführung der Stendaler Arbeitsagentur, Marina Kermer, zu erfahren. Das große Interesse der Jugendlichen überrascht sie nicht wirklich. Immerhin fand jeder Siebtsklässler, egal ob Sekundarsschule oder Gymnasium, in seinem Halbjahreszeugnis eine Einladung zum Tag der Berufe und einen Brief an die Eltern, der auch sie dazu einlud.

So begleitet Lars Brünicke aus Geestgottberg gestern seinen Sohn Philipp nach Stendal. Beide sind unter den gut 20 Interessenten, die in der ersten " Runde " durch die Alstom-Hallen geführt wurden. Philipps Vorstellungen sind schon wesentlich konkreter als die des zwei Jahre jüngeren Stendalers Jan. Mechatroniker will der junge Mann aus dem Norden des Landkreises werden, in einem ähnlichen Unternehmen wie Alstom, nur liegt jener Betrieb auf der brandenburgischen Seite der Elbe und dort gibt es den Tag der Berufe nicht.

Vielleicht entscheidet sich Philipp nach der gestrigen Stippvisite in der Stendaler Lokomotiven Service GmbH ja auch noch um. Mechatroniker werden auch hier ausgebildet, neben Elektronikern und Industriemechanikern. Neun der rund 200 Beschäftigten von Alstom sind Auszubildende, jeder von ihnen mit der Chance, übernommen zu werden. " In den vergangenen vier Jahren hatten wir sehr gute Auszubildende. Wir konnten sie alle übernehmen ", ist von der Personalleiterin des Unternehmens, Christine Töpfer, zu erfahren. Hinzu kommt, dass Alstom Stendal auf Zukunft setzt. Die Lokomotiven Service GmbH hat sich mit den Jahren zu dem Alstom-Standort in Sachen Rundum-Produkt-Service für Dieselschienenfahrzeuge in Europa entwickelt. Diese Position gilt es zu behaupten und auszubauen, mit künftig ebenso versierten Mitarbeitern wie heute. Die meisten von ihnen sind seit vielen Jahren im Unternehmen. Erfahrung, von der das Unternehmen profitiert.

" Wir brauchen qualifizierten Nachwuchs "

Das bedeutet aber auch, dass der Altersdurchschnitt bei 48 Jahren liegt. " Für uns heißt das, wenn wir in zehn Jahren noch in der gleichen Stärke vor Ort sein wollen, dann brauchen wir gut qualifizierten Nachwuchs, und daran arbeiten wir ", sagt der Geschäftsführer des Stendaler Unternehmens, Klaus Hiller, mit Blick auf einen jungen Mann, der kurze Zeit später einer der gefragten Gesprächspartner für die Gäste des Tag der Beruf sein wird. Johannes Schmack ist 20 Jahre jung und einer der Alstom-Azubis. Im Februar endet seine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Elektroniker der Fachrichtung Automatisierungstechnik. Johannes hat seinen Traumberuf gefunden, sagt er, und macht auch kein Hehl daraus, dass er den dann auch gern in seinem Lehrbetrieb ausüben möchte. Die Chancen stehen nicht schlecht. Die Ausbildung läuft gut, so gut, dass er sich vorstellen könnte, später seinen Meister zu machen oder sich zum Techniker ausbilden zu lassen.

Alstom-Betriebsratsvorsitzende Karin Köppe, die den Gästen am gestrigen Tag der Berufe in ihrem Unternehmen ebenso Rede und Antwort steht, wie Azubi Johannes, hört so etwa gern : " Wir brauchen Nachwuchs auch bei den Meistern. Wenn er das wirklich will – unsere Unterstützung und die des Unternehmens würde er haben. "