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Forschung im antiken Marzobotto Den alten Etruskern ins Haus geschaut

Von Ulrich Hammer 03.12.2009, 04:52

Stendal. Im letzten Vortrag zur Etruskerausstellung im Winckelmann-Museum referierte am Sonnabend Dr. Martin Benz, Bonn, über neue Grabungsforschungen in der alten Etruskerstadt Marzobotto. Der Referent erläuterte historische Bebauungspläne und Rekonstruktionen der Hausformen im Etrurien des 6. bis 3. Jahrhunderts vor Christi. Methodisch ging die Forschungsgruppe von bereits ausgegrabenen Grundrissen der etruskischen Stadt aus. Da der Stadtplan der einzige völlig erhaltene und später auch nicht überbaute Grundriss in ganz Italien ist, können wichtige Rückschlüsse gezogen werden.

Die Stadtanlage verläuft streng geordnet von Nord nach Süd in drei bis vier Achsen, die von ebenso vielen Ost-West-Verbindungen unterbrochen sind. Als Grundlage für den Aufbau dienten heute noch auffindbare Markierungssteine an den Kreuzungen. Durch die Tiefengrabungen in einem vorhandenen Hauskomplex konnten die Archäologen fünf Phasen einer Bebauung nach- und übereinander feststellen.

In der ersten Phase fanden sich Reste einfacher quadratischer Strukturen. Die zweite Phase berührt das 6. Jahrhundert vor Christus. Die Hütten weisen hier auf Holzbau einschließlich der Fußböden hin. Keramikfunde aus der Zeit lassen Rückschlüsse auf Lebensweisen zu. In der dritten Phase finden sich Steingrundmauern, die in der vierten Phase verbreitert ausgeführt auf mehrgeschossige Bauten hinweisen. In der Blütezeit der Stadt schließlich finden sich im Norden an den öffentlichen Bereich grenzend römische Atriumhäuser. Weiter nach Süden hin sind die Parzellen deutlich kleiner. Hier siedelten Handwerker. Die größeren Grundstücke waren den Reichen der Stadt vorbehalten. Entsprechende Gegenstandsfunde beweisen Handwerke wie Webereien, Gewichtssteine zeugen von Handelsunternehmungen. Die Stadt war auf Handel angewiesen und verfiel nach dem 3. Jahrhundert, abgeschnitten von den bisherigen Handelsstraßen. Kriegs- oder Brandeinwirkungen konnten die Forscher nicht feststellen.

Die Ausstellung " Die Etrusker. Die Entdeckung ihrer Kunst seit Winckelmann " ist noch bis zum 6. Januar im Stendaler Winckelmann-Museum Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, zu sehen. Heiligabend und Silvester ist geschlossen, am ersten Weihnachtsfeiertag und Neujahr erst ab 13 Uhr geöffnet.