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Etwa 300 Altmärker demonstrierten gestern friedlich gegen den Aufmarsch von 150 Nazis Gemeinsam Bunt statt Braun

Von Ina Bongartz 31.12.2009, 04:53

Wir Gardeleger dulden keine Nazis. Und wir halten erst recht nicht still, wenn sie durch unsere Stadt marschieren und ihre Parolen brüllen. Dies zeigten gestern etwa 300 Männer, Frauen und Kinder bei der Gegendemonstration zum Naziaufmarsch. Während 150 Rechtsextremisten durch die Innenstadt zum Holzmarkt zogen, versammelten sich die Gardeleger auf dem Rathausplatz, um gemeinsam zu singen und Plädoyers für Demokratie, Vielfalt und Menschlichkeit zu hören. Unter den Rednern war auch Innenminister Holger Hövelmann. Er sprach sich erneut für ein Verbot der NPD aus.

Gardelegen. So idyllisch der Rathausplatz gestern Nachmittag bei Schneefall auch wirkte, so ernst und wichtig war der Grund, warum sich etwa 300 Gardeleger dort zusammenfanden. " Wir alle sind verpflichtet, zu dokumentieren, dass Gardelegen weltoffen ist, für Demokratie und gegen Rassisismuss steht. Unsere Stadt lebt vom Miteinander. Sie ist freundlich, lebenswert und liebenswert. " Auf diese Worte von Bürgermeister Konrad Fuchs antworteten die 300 Zuhörer mit Applaus und bestätigten so die Worte des Bürgermeisters.

Kurzfristig war es ihm gelungen, sechs Sänger des Vokalensembles Musica Mundana für die musikalische Gestaltung der Gegenveranstaltung zu gewinnen. Mit dem afrikanischen Volkslied E-Lah verkündeten sie deren offiziellen Beginn und zeigten damit auch auf gesanglicher Ebene, wie gut Vielfalt tut.

" Die Botschaft, die heute von hier ausgeht, sollte weit in unser Land hinausgetragen werden. Besonders in Vorausschau auf den Sachsen-Anhalt-Tag, den wir im kommenden Jahr ausrichten werden. Gardelegen ist voller Kultur. Hier gibt es viele bunte Farbtupfer, statt brauner Flecken ", betonte Konrad Fuchs.

Während etwa 150 Rechtsextremisten vom Bahnhof durch die Innenstadt zum Holzmarkt zogen und ihre demokratiefeindlichen Parolen grölten, war unterdessen Landrat Michael Ziche an Mikrophon getreten. Für seine Rede in Gardelegen war er extra aus dem Urlaub gekommen. " Danke, dass Sie heute hierher gekommen sind. Wir alle wissen, dass Demokratie die Grundlage unserer Gesellschaftsordnung ist. Wir befinden uns gerade noch im 70. Jahr nach dem schlimmsten aller Kriege und können alle Vorzüge von Freiheit genießen. Wir müssen entschieden gegen die Aktionen vorgehen, die Demokratie und Menschlichkeit infrage stellen ", sagte Ziche. Es sei ärgerlich, dass das Demonstrationsrecht von den rechtsextremistischen Kräften missbraucht werde, doch die Menschen des Altmarkkreises zeigten bereits seit Längerem, dass sie sich gegen Nazis und ihre Hetzparolen zur Wehr setzten können. 250 000 Euro Bundesmittel habe der Altmarkkreis bereits für Aktionen gegen Rechts eingesetzt. Unter anderem für die CD " Salad Bowl ", auf der junge Bands aus der Altmark gegen Rechts rocken. Eine Umtauschaktion an den Schulen sammelte rechte Musik ein. Im Gegenzug gab es die " Sald Bowl ". Auch das Gardeleger Gymnasium sei beispielhaft in seinen Bestrebungen gegen Rechts. Als erstes im Altmarkkreis erhielt es den Titel Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage. " Für dumpfen Nationalismus ist bei uns kein Platz. Bitte setzen Sie sich dauerhaft und ohne Unterlass für unsere Demokratie ein ", schloss Ziche seine Rede.

An das Massaker in der Isenschnibber Feldscheune nahe Gardelegen, bei dem im April 1945 mehr als 1000 Juden und politisch Verfolgte aus ganz Europa von SS-Schergen zusemmengetrieben und ermordet worden waren, erinnerte gestern Dr. Hans-Joachim Becker, Kreisvorsitzender des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge, in seinem Redebeitrag.