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Ausbildung im ehemaligen Fabrikgebäude Nervenkitzel statt Abkühlung im Freibad

Von Anke Hoffmeister 17.08.2009, 07:02

Neun künftige Feuerwehrmänner und -frauen übten am Sonnabend in einem Teil des ehemaligen Faserplattenwerks für den Ernstfall. " Selbstretten mit dem Feuerwehrhaltegurt " stand auf dem Programm. Steffen Buddy und Michael Classe, beide Zugführer der Tangermünder Wehr, leiteten die Ausbildung.

Tangermünde. Das Thermometer zeigt fast 30 Grad Celsius. Die Sonne brennt. Eigentlich ein Tag, um im Freibad oder See nach Abkühlung zu suchen. Stattdessen sind neun zukünftige Feuerwehrleute in ihre warme Uniform gestiegen, haben einen Helm aufgesetzt und üben.

" Das ist ja schlimmer als in der Achterbahn ", sagt Madeleine Schön. Die zweifache Mutter aus Grobleben ist der Wehr ihres Dorfes beigetreten und möchte Feuerwehrfrau werden. Dafür zwängt sie sich am Sonnabend in einen Haltegurt, um sich Minuten später selbständig aus dem ersten Obergeschoss eines ehemaligen Fabrikgebäudes abzuseilen.

Natürlich wird sie dabei nicht allein gelassen. Zugführer Michael Classe und Steffen Buddy, die die Ausbildung leiten, verfolgen das Geschehen, geben Hilfe und Hinweise. Stefan Knoblauch, ebenfalls aus Grobleben, packt mit an, als Madeleine Schön in den Gurt steigt. Später ist es umgekehrt. Auch alle anderen, die an diesem sommerheißen Nachmittag das Abseilen üben, sind mit vollem Einsatz dabei.

Schließlich haben sie ein gemeinsames Ziel : Am Mittwoch wollen sie nach der bereits bestandenen praktischen Prüfung die theoretische zum Truppmann-Lehrgang Teil I bestehen. Dafür haben sie in den vergangenen Monaten viel Freizeit geopfert – in der Woche und auch an den Wochenenden.

" Damit sind wir ein Schrittmacher in der Region ", sagt Stadtwehrleiter Uwe Classe. Diese Ausbildung auch auf Abende in der Woche zu verlegen sei weitaus freundlicher. " Mit genereller Ausbildung an den Wochenenden locken wir niemanden mehr hinterm Ofen vor ", weiß Michael Classe.

Im Juni hatte die Ausbildung begonnen. Bereits im Herbst sollen sich für die Nachwuchskader der Wehren aus Tangermünde, Miltern und Grobleben Sprechfunk- und Atemschutzgeräteträgerlehrgänge anschließen. Normalerweise hätten sie alle bis Januar 2010 warten müssen. Doch da die Wehr aufgrund ihrer Rundschreiben vier Interessenten für ihre Reihen gewonnen hatte, wurde diese Ausbildung zusätzlich eingeräumt. Davon profitieren Fabian Roßnick aus Miltern, Madeleine Schön, Stefan Knoblauch und Andreas Lücke aus Grobleben sowie Steven Hoppe, Danny Klipp, Christopher Nagel, Nico Held und Philip Hausner aus Tangermünde.

Morgens um 8 Uhr hatte für alle der Sonnabend im Gerätehaus der Tangermünder Wehr begonnen – ein Tag von vielen, den sie in den vergangenen Wochen für ein Ehrenamt opferten, statt sich die Sonne auf den Bauch scheinen und die Beine im Wasser baumeln zu lassen.