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  7. Opfer: "Nicht für zehn Millionen Euro würde ich nach Stendal zurückkommen"

Wegen Verabredung per SMS zum Mord an einer jungen Frau steht ein 24-Jähriger seit gestern vor Gericht Opfer: "Nicht für zehn Millionen Euro würde ich nach Stendal zurückkommen"

Von Wolfgang Biermann 11.03.2009, 05:06

Ein Scherz übelster Art oder tatsächlich eine Verabredung per SMS zum Verbrechen ? Eine junge Frau zu überfallen, sie zu vergewaltigen und danach umzubringen, soll der Plan eines gebürtigen Stendalers ( 24 ) und eines zweiten Mannes gewesen sein. " Ich wollte nur mit ihr reden und danach abhauen ", gibt der Angeklagte vor Gericht an. Dem Opfer ist die Angst vor den angedrohten Taten noch immer anzumerken.

Stendal. Seit gestern muss sich Christian B. wegen Verabredung zum Mord per SMS vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht Stendal verantworten. Oberstaatsanwältin Ramona Schlüter vertritt die Anklage. Demnach sollte Lisa P. ( 21, Name geändert ) in ihrer Wohnung in Stendal-Stadtsee überfallen, entkleidet, auf einen Stuhl gefesselt, geknebelt, und sexuell Abartiges mit ihr getrieben werden.

Anschließend sollte sie umgebracht und ihre Leiche in einem Müllsack entsorgt werden. Das steht laut Anklage in einer SMS, die B. dem ehemaligen Lebensgefährten der jungen Frau am Abend des 14. Mai 2008 per Handy geschickt haben soll. Am 15. Mai, 15 Uhr, sollte es geschehen. Dazu wollte der Angeklagte angeblich Messer, Klebeband und einen Müllsack und der Ex-Freund von Lisa P. ein Seil zum Fesseln und einen Hund für abartige Sexspielchen mitbringen.

" Ich wollte nur mit ihr reden und danach wieder abhauen ", sagte der Angeklagte gestern aus. B. ist in Stendal geboren, hat zwei Kinder, lebte zur Tatzeit in Tangermünde und bis zu seiner Festnahme in Mecklenburg-Vorpommern.

Kennengelernt habe er Lisa im Internet beim Chatten. Sie habe ihn zum Kaffee nach Stendal eingeladen. Den gab es in ihrer Wohnung. Er habe sie attraktiv gefunden, so B ., der bei seinem Kaffee-Besuch mit dem Sohn der jungen Frau gespielt haben soll. Zu weiteren Treffen sei es nicht gekommen.

Dass er sexuell an ihr interessiert war, habe er ihr aus Schüchternheit nicht gesagt. Erst später habe er ihr per Internet mitgeteilt, dass er gerne Sex mit ihr hätte. Doch sie habe ihn abgewiesen. Aus Enttäuschung darüber soll er ihr unter dem Pseudonym " Hirntod-stich-drei " gedroht haben. Worte wie " du Schlampe, du kriegst was auf die Fresse " und " du stirbst " soll B. dabei gebraucht haben. Als sie seine Mails geblockt habe, sei er noch wütender geworden. Im Internet habe er den ehemaligen Lebensgefährten kennengelernt und ihn später selbst getroffen. Mit ihm habe er SMS ausgetauscht und dabei immer noch " eins draufgesetzt ". In einer SMS habe sich B. gebrüstet, Häuser angezündet und Menschen getötet zu haben, was fern jeder Realität ist.

Am Abend vor dem 15. Mai wurde es dem Ex wohl doch zu mulmig. Er offenbarte sich Lisa, die zwei Kinder von ihm hat. Und die erstattete sofort Anzeige. " Wir haben die Sache sehr ernst genommen ", sagte gestern ein Kripo-Beamter aus. Als sich B. und Lisas Ex am 15. Mai zu Mittag im Bahnhof zum Bier trafen, klickten die Handschellen. Bei seiner Festnahme fand die Polizei bei B. weder Messer noch Klebeband noch Müllsack. Das spricht für seine Version, dass er die geplanten Taten nicht ausführen wollte.

Dem Opfer, das gestern ebenfalls als Zeugin aussagte, ist die Angst noch immer anzumerken. " Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte ", sagte sie. " Ich war völlig neben der Spur. Deshalb bin ich weggezogen. Noch heute habe ich Angst. " Und : " Nicht für zehn Millionen Euro würde ich nach Stendal zurückkommen. "

Nach Lisas Aussage entschuldigte sich B .: " Es tut mir leid. " Ein psychiatrischer Gutachter beschreibt ihn als intellektuell einfach strukturiert, bescheinigt ihm aber volle Schuldfähigkeit. B. habe massive Selbstwertstörungen, sei aber sonst unauffällig. Am 18. März wird das Urteil erwartet.