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Wie die Bewohner des Stendaler Ortsteils Bindfelde um ihren Bahnhaltepunkt kämpfen — und sei es nachts "Bitte 60-mal Tangermünde und zurück"

Von Reinhard Opitz 31.03.2009, 05:05

Stendal. Mit ihren Bindfeldern könnte Heike Sievert Pferde stehlen. Aber das will sie gar nicht. Die Ortsbürgermeisterin des kleinen Stendaler Vororts kämpft derzeit für den Erhalt der kleinen Bahnstation am Rande des Dorfes, die die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH ( NASA ) wegen angeblich zu niedriger Benutzerzahlen nur allzu gern schließen möchte. Dafür mobilisierte die Ortschefin am Wochenende die Einwohner des Dorfes – und rief sie auf, massenhaft Bahn zu fahren.

Am Sonnabend um 23 Uhr bevölkerten 60 der 256 Dorfbewohner den Haltepunkt Bindfelde an der Strecke Stendal-Tangermünde und bestiegen kurz danach den kleinen Triebwagen, der in der Region liebevoll Alma genannt wird. " Bitte 60-mal Tangermünde und zurück ", bestellten die Bindfelder bei der verdutzten, über den unerwarteten Andrang aber auch erfreuten Schaffnerin.

" Die Nacht war wegen der Zeitumstellung sowieso schon kurz ", begründet Heike Sievert den Zeitpunkt der nächtlichen Ausfahrt. Sie versteht den Ausflug der Dorfbewohner als " Solidaritätsfahrt " – Solidarität mit all denen, die nicht so mobil sind, dass sie auf die Bahn verzichten könnten. " Da waren vor allem Familien vertreten, deren Angehörige Alma benutzen, wenn auch nicht jeden Tag ", sagt sie. Und Heike Sievert selbst ? " Ich fahre regelmäßig Alma ", so die Lehrerin am Stendaler Hildebrand-Gymnasium.

Nach ihrem deutlichen Zeichen hoffen die Bindfelder nun, mit der NASA ins Gespräch zu kommen. Heike Sievert : " Wir sind auch bereit, den Haltepunkt zu pflegen, könnten mit einem Frühjahrseinsatz das Wartehäuschen frisch streichen. " Noch denkt die NASA an die Aufassung des Mini-Bahnhofs, weil ihr fünf Ein- und fünf Aussteiger pro Tag zu wenig sind. " Doch einen Termin dafür gibt es noch nicht ", versichert Sprecher Wolfgang Ball. Die NASA warte auf eine Stellungnahme des Landkreises.