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Volksstimme-Umfrage: Was bedeutet der Wegzug des Uppstall-Kaufhauses für die nördliche Breite Straße? Geschäftsleute zwischen Sorge und Optimismus

Von Reinhard Opitz 22.12.2011, 04:23

Das Uppstall-Kaufhaus zieht unwiderruflich an den Marktplatz. Was bedeutet das für die nördliche Breite Straße? Viele Kaufleute der Gegend machen sich Sorgen, andere sind optimistisch.

Stendal l Das Pelz- und Lederwarengeschäft von Wolfgang Tonke markiert eine Art Außenposten am nördlichen Ende des Stendaler Geschäftsviertels. Das gepflegte Fachwerkhaus an der Ecke Altes Dorf/Wendstraße fällt von der Breiten Straße aus ins Auge. Wolfgang Tonke hat über Jahrzehnte gelernt, mit dieser Randlage zu leben, hat sich eine Stammkundschaft, zum Teil aus den Dörfern der Altmark, aufgebaut. Doch jetzt macht er sich Sorgen um die Zukunft der Geschäftsgegend.

"Mit dem Wegzug des Uppstall-Kaufhauses", sagt er, "besteht die Gefahr, dass sich die nördliche Breite Straße in eine Richtung entwickelt wie einst der Schadewachten. Dort sind nach der Wende leider viele gute Ideen wie etwa die Theaterpassage gescheitert, weil es an einem größeren Magneten fehlte." Werde der Kunde erst einmal gezwungen, woanders einzukaufen, weil ein Geschäft schließt, bleibe er dauerhaft weg. Deshalb wünscht sich Wolfgang Tonke, dass das große Haus am Uppstall möglichst bald wieder bezogen wird. "Und das möglichst von einem Kernunternehmen wie bisher. Eine Aufsplitterung wäre der Tod", meint er.

Ein großer Mieter für das große Haus - den brauche die nördliche Altstadt auch nach Meinung von Doreen Bartel-Olitzsch von der Boutique "Bella Stella" schräg gegenüber des Kaufhauses. "Ich bin ganz einfach traurig über den Wegzug", sagt sie. "Wir waren hier alle eine kleine Familie, haben zusammengehalten und uns gegenseitig den Kunden gegenüber empfohlen." Das Kaufhaus habe wie ein großes Licht die Kunden in die Gegend gezogen. Aber, so betont Doreen Bartel-Olitzsch, sie sei den Kolleginnen vom Kaufhaus nicht etwa böse, sie könne die Entscheidung angesichts hoher Mieten für das große Haus durchaus verstehen.

"Je mehr Geschäfte, desto mehr Kunden." Auf diese einleuchtende Formel bringt es Hans-Joachim Reinhold, dessen Familie eines der ältesten Geschäfte überhaupt in Stendal betreibt. Das Fachhaus Puchert, 1745 gegründet, ist der unmittelbare Nachbar des Uppstall-Kaufhauses. Das Geschäft hat in seiner 266-jährigen Geschichte schon ganz andere Krisen überstanden. Hans-Joachim Reinhold baut vor allem auf Kunden, die gezielt zu ihm kommen. Denn: "Wo gibt es in der Innenstadt schon noch hochwertiges Porzellan oder spezielle Eisenwaren?" Trotzdem ist er nicht ohne Sorge: "Wenn das Kaufhaus lange leer steht, wird es kritisch."

Der Schuhshop Lott 100 Meter weiter südlich profitierte nicht zuletzt von den Passanten, die in Richtung Kaufhaus unterwegs waren. Deshalb hofft Angestellte Katrin Neumann, dass für das Haus bald wieder ein möglichst großer Mieter gefunden wird. Ihre Chefin Monika Lott ist da ganz optimistisch: "Ich bin sicher, da zieht bald jemand rein und es geht weiter." Sie habe von einem Media-Markt gehört, der Interesse am Uppstall habe.

Sie alle hoffen, dass die über Jahrzehnte bewahrten Trümpfe der Hansestadt nicht verspielt werden. Wolfgang Tonke beschreibt sie so: "Man kann von Stadttor zu Stadttor durch eine Meile schöner Altbauten laufen, und fast jedes Haus hat einen Laden, ein Café oder eine Gaststätte. In welcher Stadt dieser Größe findet man das noch?"