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Projekttag "Ohne Rauch geht‘s auch" in der Komarow-Schule / Petra Ahrens: "Wer raucht, der hat ein Problem"

Von Eva Wildermuth 01.06.2010, 05:18

Zum Weltnichtrauchertag am gestrigen Montag veranstaltete die Sekundarschule Wladimir Komarow zusammen mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Stendal einen Projekttag für die fünften Klassen. Neben dem Wissen um die Schädlichkeit des Tabakkonsums lernten die Schüler vor allem, wie sie sich vor der gefährlichen Versuchung schützen können.

Stendal. Statistisch gesehen, stirbt alle acht Sekunden ein Mensch an den Folgen seines Tabakkonsums. Über das Jahr gerechnet sind das etwa 130 000 Frauen und Männer – mehr Todesopfer als Verkehrsunfälle, Aids, Alkohol, illegale Drogen, Morde und Selbstmorde zusammen fordern.

Zwar sind die lebensgefährlichen Folgen wie Krebserkrankungen, Schlaganfälle und Herzinfarkte hinlänglich bekannt, doch lassen sich viele Raucher davon nicht abschrecken. So sind laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) allein in Deutschland etwa 20 Millionen Menschen nikotinabhängig.

Regelmäßig durchgeführte Erhebungen belegen zudem, dass besonders junge Erwachsene dem Rauchen verfallen sind – durchschnittlich greift man mit 13,7 Jahren zur ersten Zigarette, der Beginn des täglichen Rauchens liegt bei etwa 16 Jahren.

Aber warum rauchen Jugendliche eigentlich? Müssten sie nicht wissen, welche Gefahren in den Glimmstängeln lauern? Und wie kann man sich gegen die Versuchung schützen?

Anlässlich des Weltnichtrauchertages gingen die Schüler der fünften Klasse der Komarow-Sekundarschule an ihrem Projekttag "Ohne Rauch geht‘s auch" diesen und anderen Fragen nach. Zusammen mit Petra Ahrens, Diplom-Sozialarbeiterin vom Gesundheitsamt, suchten sie nach den Gründen des Rauchens.

Der Beginn einer Raucherkarriere bei Jugendlichen ist eher zufällig: Man ist cool, man gehört dazu, man wirkt selbstsicherer, alle machen es und man probiert aus Neugier. Einige wollen damit auch gegen familiäre oder gesellschaftliche Normen protestieren, andere wiederum überbrücken mit dem Rauchen Langeweile oder wollen Stress abbauen – so die Meinungen der jugendlichen Raucher.

Doch "wer raucht, ist nicht cool, sondern hat ein Problem", sagt Petra Ahrens. Und zwar ein ernstes: Das Abhängigkeitspotenzial von Nikotin ist mit dem vom Heroin vergleichbar. Bereits nach einem Zug an der Zigarette wird eine positive Gemütslage hervorgerufen, man ist entspannt und beruhigt. Grund dafür ist die hohe Ausschüttung des Glückshormons Dopamin. Diese "positive Wirkung" lässt jedoch nach etwa 30 Minuten wieder nach – man greift erneut zum Glimmstängel und wieder und wieder; und ehe man es sich versieht, findet man sich im Teufelskreis eines Kettenrauchers wieder.

Neben dem theoretischen Wissen kamen aber auch die praktischen Erfahrungen für die Fünftklässler nicht zu kurz: Dass sich der in Zigaretten enthaltene Teer auf der Lunge absetzt, wussten sie schon. Mit Hilfe eines Reagenzglases und eines Bunsenbrenners konnten sie ihn nun auch sichtbar machen. Einhellige Meinung der Klasse: "Ihhh, das stinkt!" Neben dem unangenehmen Geruch stieß zudem das Aussehen der Teerablagerungen auf Ekel. "So würde das in eurer Lunge dann aussehen", warnte Petra Ahrens.

Ein hoher Faktor für den Zug an der Zigarette ist auch das seelische Befinden. Wie geht man mit Konflikten um? Wie löst man Probleme? Petra Ahrens versucht den Kindern deutlich zu machen, dass man lernen muss, über seine Gefühle zu sprechen, seine Sorgen zu teilen und in Stresssituationen die richtigen Entspannungsmöglichkeiten zu finden: Denn wenn man glücklich ist, sinkt die Wahrscheinlichkeit, mit dem Rauchen anzufangen.

Positiv ist der starke Rückgang des Tabakkonsums bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren zu bewerten: 2008 lag die Raucherquote bei 15 Prozent – ein neuer Tiefstand.